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0698 - Der Ghoul aus dem Gully

0698 - Der Ghoul aus dem Gully

Titel: 0698 - Der Ghoul aus dem Gully Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Dienstwagen an den schmutzigen Wohnwagen vorbei. Es war noch ziemlich früh am Morgen, für Nutten keine Arbeitszeit, deshalb sah er nur hin und wieder hinter den lukenartigen Fenstern ein Gesicht, das selbst geschminkt eine graue Farbe annehmen würde, denn hier war alles grau.
    Harry Stahl traf gewissermaßen als letzter ein. Die Schutzpolizei hatte den Fundort bereits abgesperrt, und die Spurensicherung war ebenfalls eingetroffen.
    Die Mädchen wußten, daß hier etwas geschehen war, denn die Polizeiwagen waren mit Blaulicht und Sirenengeheul durch die Straßen gefahren.
    Kommissar Stahl rollte langsam dahin. In seinem Gesicht rührte sich kein Muskel, und dieser Fall würde ihm wieder einige graue Haare mehr bringen, das wußte er.
    Man hatte ihm bereits durchgegeben, was ihn erwartete, und es war nicht das erste Mal.
    Am rechten Straßenrand stand ein Polizist. Da es nieselte, hatte er eine Lederjacke übergezogen.
    Der Mann kannte den Kommissar und winkte ihn ein. An der nächsten Abbiegung mußte Harry Stahl nach links.
    Die Vorderräder des Audi schlugen ein. Der schwere Wagen walzte eine Blechdose platt. Die Straße selbst bestand aus Kopfsteinpflaster. Naß geworden war sie fast so glatt wie mit Schmierseife versehen.
    Harry rollte zwischen grauen Mauern dahin. Den Untergrund hatte der Regen aufgeweicht. Pfützen bildeten kleine Teiche, in die Regentropfen hineinpitschten. Die Wischer arbeiteten mit monotonen Geräuschen, aber sie bekamen die Scheiben kaum klar. Im Wagen selbst herrschte ebenfalls eine feuchte Luft, die kaum zu atmen war.
    Stahl sah wieder einen Beamten, der ihm zuwinkte. Durch ein geöffnetes Eisentor lenkte er den Audi auf ein Fabrikgelände, auf dem einige Bauten standen, die verlassen waren.
    Stillgelegt, hieß das in der Amtssprache. Die Belegschaft in die Warteschleife schickend, aus der manche überhaupt nicht mehr herauskamen, weil einige Schleifen dann zu Schlingen wurden und ihnen einfach die Luft nahmen.
    Ändern, alles sollte sich ändern. Aber wann, das fragte sich nicht nur Kommissar Stahl.
    Er stellte sein Fahrzeug neben denen seiner Kollegen ab und stieg aus. Feuchte, stinkende Luft umgab ihn.
    Ein junger Kollege sprach ihn an. Er war ziemlich blaß und schien zu frieren.
    »Guten Morgen, Herr Kommissar.«
    »Sind Sie krank?«
    »Warum?«
    »Sie sehen so blaß aus.«
    Der Polizist versuchte ein Lächeln. »Wenn Sie das gleich sehen, werden Sie auch blaß.«
    Stahl nickte und stellte den Kragen des dünnen Mantels hoch. »Ja, das ist möglich.« Er schaute sich um. Vor ihm baute sich die Außenwand einer Fabrikhalle auf. Vor der Wende waren hier Dosen hergestellt worden, heute wollte sie niemand mehr.
    Er betrat die leere Halle.
    Düster war es. Die Maschinen - alle überaltert - verrotteten. Der neue Besitzer mußte sie wegschaffen lassen und hatte dann wieder ein neues Umweltproblem.
    An der linken Seite wies ihm ein grelles Licht den Weg. Es strahlte aus einer offenstehenden Tür.
    Stahl kannte das Licht, und manchmal haßte er es sogar.
    Polizeischeinwerfer gaben diesen grellen Schein ab, der dann einen Tatort noch schrecklicher aussehen ließ. Harry hatte bereits erfahren, daß er in eine ehemalige Waschkaue mußte, was auch kein Vergnügen war. Er betrat den Tatort, und mehrere Männer drehten sich um. Die der Spurensicherung begrüßte Harry namentlich. Sie gehörten zu seiner Abteilung. Er wandte sich an Manfred Bender, einen Kollegen, der kurz vor der Pensionierung stand.
    »Riechst du nichts, Harry?«
    Stahl nickte. »Doch, der übliche Gestank.«
    »Ja, leider. Leichengestank, als wäre hier die Pest ausgebrochen und hätte verwesende Körper hinterlassen.«
    »Was aber nicht stimmt.«
    »Richtig, nur Knochen. Komm mit.« Bender ging vor. Er schritt gebückt, als würden auf seinen Schultern schwere Lasten liegen. Sein Haar war ergraut und verteilte sich schütter auf seinem Kopf.
    Der Mantel umschlackerte seine Gestalt wie ein feuchtes Tuch.
    Es war wie in den beiden vorangegangenen Fällen. Ein offener Gullyschacht, ein Deckel, der ein Stück entfernt lag, der verfluchte Leichengeruch, und dann das Wichtigste.
    Der Tote oder das, was noch von ihm übriggeblieben war. Es waren nur Knochen, einfache weiße, bleiche Gebeine, wie abgenagt und abgeleckt. Etwas, das der Kommissar nicht begreifen konnte.
    Die Knochen waren auf eine Plane gelegt worden. Er kniete sich daneben, nahm einen hoch und drehte ihn zwischen den Fingern. »Bleiches Gebein«, murmelte er.
    »Ja«,

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