0698 - Karneval des Todes
schüttelte langsam, aber langanhaltend weiter den Kopf.
»Ich weiß Ihre und Zamorras Hilfe wirklich zu schätzen, Nicole. Aber ich selbst muss mich auch zum Kampf stellen. Ich fürchte nämlich, dass wir alle drei unsere Kräfte bündeln müssen, um den Dottore überhaupt besiegen zu können. Wie ich schon sagte, er ist so stark wie nie zuvor.«
Nicole fand diese Aussage etwas schwarzseherisch. Allerdings musste sie einräumen, dass Claudia den Dämonen schon ein paar Jahrhunderte länger kannte als sie selbst…
Plötzlich bemerkte die Dämonenjägerin, wie sich Merlins Stern in ihren Händen langsam, aber stetig erwärmte. Nun wusste sie, dass sie nicht einem Hirngespinst der Magierin aufgesessen war.
Der Dottore oder ein anderer Dämon befand sich wirklich im Inneren des Palazzo.
Und er kam näher…
***
Der Dottore musste seine auf steigende Erregung bezwingen.
So nahe war er seinem Ziel noch nie gewesen!
Endlich würde er sich für den jahrhundertelangen Bann rächen können, mit dem seine Schwester ihn belegt hatte.
Während sich der Dämon wie ein schwarzer Rabe mit weißem Schnabel durch die leeren Gänge des Palazzo vorarbeitete, spürte er die Nähe Hunderter von magischen Geschöpfen.
Claudias Karnevalsgäste…
Der Dottore würde auf sie herabstoßen wie ein Jagdvogel auf seine wehrlose Beute. Es würde ein beispielloses Gemetzel geben. Und danach würde sich seine Kraft und Energie noch vertausendfachen!
Doch der Dämon beschloss, sich zunächst auf seine Schwester zu konzentrieren. Auf Claudia. Und natürlich auf diesen Zamorra und dessen Gespielin. Das waren seine wichtigsten Gegner. Und die einzigen, die ihm wirklich gefährlich werden konnten.
Solche Wesen wie dieser Zwerg und diese Fee stellten keine Bedrohung für einen mächtigen Dämon wie den Dottore dar.
Das schwarzmagische Monster in der Verkleidung eines Pestarztes näherte sich dem Gemach, in dem sich seine Schwester befand. Das sagte ihm sein höllischer Instinkt.
Und dann bemerkte der Dottore noch etwas anderes.
Seine behandschuhte Rechte fuhr über die Korridorwand. Unter der Seidentapete bemerkte er eine winzige Unebenheit. Der Dämon fuhr an der kaum spürbaren Erhöhung herab. Er ertastete einen versteckten Spalt.
Eine Tapetentür!
Wenn ich Glück habe…, dachte der Dottore und öffnete leise den Zutritt zu einem Geheimgang. Wenn ich Glück habe, dann werde ich Claudia überraschen können. Und warum sollte ich kein Glück haben?
Der Dottore glaubte, dass in dieser Nacht alle mächtigen Höllenwesen an seiner Seite standen und ihm ihre Macht liehen.
Lautlos glitt er in den Geheimgang.
***
Zamorra betrat den Palazzo durch den Haupteingang.
Die Vorhalle war leer. Durch die geschlossenen Türen des Festsaals drang leise die seltsame Tanzmusik an sein Ohr.
Doch aus einem anderen Teil des Gebäudes erklang noch ein anderes Geräusch.
Ein leises Wimmern…
Zamorra spannte seine Muskeln an. Er hielt den Dhyarra-Kristall einsatzbereit. Dann konzentrierte er sich ganz auf das, was er hörte.
Mit langen Sätzen eilte er in die Richtung, aus der das schmerzerfüllte Gejammer kam.
Zamorra gelangte an ein schmiedeeisernes Gitter mit einer Pforte. Die stand offen. Dahinter befand sich ein schmaler Gang.
Der Parapsychologe kam näher.
In dem trüben Licht einer uralten Milchglaslampe sah er zwei leblose kleine Körper!
Schnell war er bei ihnen.
Eine von den Gestalten kannte Zamorra. Es war Beppo, der Alpinizwerg, der vorhin die Dämonengefahr gewittert hatte!
Er schien schwer verletzt zu sein.
Jedenfalls war Beppo es, der so herzzerreißend stöhnte.
Zamorra kniete sich neben ihn.
»Was ist geschehen?«, fragte er leise.
Doch Beppo antwortete nur mit einem hohen Zirpen. Zamorra biss die Zähne zusammen. Die Sprache, welcher dieser Alpinizwerg verwendete, verstand er leider nicht. Es musste ein Dialekt sein, der bei Laurins Volk eher ungebräuchlich war. Aber vielleicht konnte Beppo ja seine, Zamorras, Worte begreifen.
»Wer war das, Beppo? Wer hat euch angegriffen?«
Das kleine Gesicht war blutüberströmt und von Schmerzen verzerrt. Doch jetzt hob Beppo langsam eine Hand, führte sie an seine Nase und bewegte sie dann von sich weg.
Das konnte bedeuten: Jemand mit einer sehr langen Nase. Oder - mit einer Vogelmaske!
Dieser Dottore war also bereits im Palazzo. Wahrscheinlich hatte Nicole deshalb das Amulett gerufen.
Der Dämonenjäger federte wieder hoch.
»Ich hole Hilfe für euch beide, Beppo! Aber
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