07 - Asche zu Asche
wirklich darauf, alle Fragen abzuwimmeln.«
»Was für Fragen haben Sie denn?«
»Ich würde gern wissen, was eigentlich passiert ist. Ken hat nicht geraucht. Was ist das also für ein Unsinn von einer Zigarette und einem schwelenden Sessel? Und wie kann aus einem Schwelbrand innerhalb von zwölf Stunden ein ›möglicher Mord‹ werden?« Mollison lehnte sich wieder an die Mauer aus weißgestrichenem Backstein. Das Licht der Deckenlampe fiel auf sein braunes Haar und setzte goldene Glanzlichter. »Ich kann es immer noch nicht fassen, daß er tot ist. Ich habe am Mittwoch abend noch mit ihm gesprochen. Wir haben ein bißchen gequasselt. Alles war in bester Ordnung. Und dann das.«
»Genau über dieses Telefongespräch möchten wir mit Ihnen sprechen.«
»Sie wissen davon?« Mollisons Blick wurde scharf. Doch gleich darauf entspannte er sich. »Ach so, Miriam. Natürlich. Sie meldete sich, als ich anrief. Das hatte ich vergessen.« Er schob die Hände wieder in die Hosentaschen. »Was kann ich Ihnen dazu sagen?« Er blickte unschuldig von einem zum anderen und schien überhaupt nichts Merkwürdiges daran zu finden, daß ihre Besprechung im Hausflur stattfand.
»Könnten wir vielleicht in Ihre Wohnung gehen?« schlug Lynley vor.
»Das paßt mir eigentlich nicht so«, antwortete Mollison. »Ich würde das lieber hier draußen erledigen, wenn es geht.«
»Warum?«
Er deutete mit einer Kopfbewegung zu seiner Wohnung und erklärte mit gesenkter Stimme: »Es ist wegen meiner Frau. Ich möchte ihr möglichst jede Aufregung ersparen. Sie ist im achten Monat schwanger, und es geht ihr nicht so gut.«
»Sie hat Kenneth Fleming gekannt?«
»Ken? Nein. Das heißt ganz oberflächlich, ja. Von Partys und so.«
»Dann geht es ihr nicht wegen seines Todes schlecht?«
»Nein, nein. Nichts dergleichen.« Mollison lächelte mit Selbstironie. »Ich bin nervös, Inspector. Es ist unser erstes Kind. Ein Junge. Ich möchte auf keinen Fall, daß etwas schiefgeht.«
»Wir werden daran denken«, sagte Lynley freundlich. »Und wenn Ihre Frau nicht etwas zu Flemings Tod weiß, das sie uns gern mitteilen würde, braucht sie gar nicht im Zimmer zu bleiben.«
Mollisons Mund zuckte, als wollte er noch etwas sagen. Dann stieß er sich mit den Ellbogen von der Mauer ab. »Also gut. Kommen Sie. Aber denken Sie an ihren Zustand, ja?«
Er führte sie durch den Korridor zu seiner Wohnung und öffnete die Tür zu einem sehr großen, luftigen Raum mit hohen Fenstern zum Fluß. »Allie?« rief er, als er vor ihnen zu einer Sitzecke ging, wo eine Glastür mit Blick auf die alte Laderampe der Lagerhalle offenstand.
Eine frische Brise zupfte raschelnd an den Seiten einer Zeitung, die aufgeschlagen auf dem Couchtisch lag. Mollison schloß die Tür, faltete die Zeitung zusammen, sagte: »Bitte, nehmen Sie doch Platz«, und rief nochmals den Namen seiner Frau.
»Ich bin im Schlafzimmer«, antwortete sie. »Sind sie weg?«
»Noch nicht«, erwiderte er. »Mach die Tür zu, damit wir dich nicht stören, Schatz.«
Sie hörten Schritte, und dann trat Allison Hepple Mollison ins Zimmer. In der einen Hand hielt sie einen Stoß Papiere, die andere hatte sie ins Kreuz gedrückt. Es war offensichtlich, daß sie schwanger war, aber sie sah nicht aus, als fühlte sie sich unwohl, wie ihr Mann angedeutet hatte. Vielmehr schien sie bei der Arbeit gestört worden zu sein; sie hatte ihre Brille auf den Kopf hochgeschoben, und am Kragen ihres losen Kittels klemmte ein Kugelschreiber.
»Mach ruhig deinen Schriftsatz fertig«, meinte Mollison. »Wir brauchen dich hier nicht. Richtig?« fügte er mit einem besorgten Blick auf Lynley hinzu.
Ehe Lynley antworten konnte, sagte Allison: »Guy, ich bin gesund und munter. Du brauchst mich nicht zu verhätscheln. Bitte!« Sie legte ihre Papiere auf einen Eßtisch mit Glasplatte, der zwischen der Sitzecke und der Küche dahinter stand. Dann nahm sie die Brille ab und zog den Kugelschreiber vom Kragen.
»Darf ich Ihnen etwas anbieten?« fragte sie Lynley und Barbara.
»Eine Tasse Kaffee vielleicht?«
»Allie! Herrgott noch mal! Du sollst doch nicht -«
Sie seufzte. »Für mich wollte ich ja gar keinen machen.«
Mollison verzog das Gesicht. »Ach, entschuldige. Ich bin fürchterlich. Bin ich froh, wenn das vorbei ist!«
»Da bist du nicht allein.« Seine Frau wiederholte ihr Angebot an Lynley und Barbara.
»Ich hätte gern ein Glas Wasser«, sagte Barbara.
»Für mich nichts«, dankte Lynley.
»Guy?«
Mollison
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