07 - Asche zu Asche
weggegangen wäre, hätte ich das gemerkt. Und wenn ich sein Verschwinden wundersamer Weise doch verschlafen hätte, dann hätte der Portier es bemerkt. Sie haben ihn doch kennengelernt, nicht wahr?«
»Allison! Hör auf!« Mollison warf die Bälle endlich wieder in den Korb. Er ging zu einem der Sessel, setzte sich und öffnete die Bierdose. »Der Inspector glaubt doch nicht, ich hätte Ken umgebracht. Was hätte ich denn für einen Grund haben sollen?«
»Worum ging es bei Ihrem Streit?« fragte Lynley und wartete nicht darauf, daß Mollison mit: »Was für ein Streit?« konterte, sondern fügte sogleich erklärend hinzu: »Miriam Whitelaw hörte den Anfang Ihres Telefongesprächs mit Fleming. Sie sagte, Sie hätten von einem Streit gesprochen. Sie hätten gesagt, man solle den Streit vergessen.«
»Wir hatten letzte Woche im Lord's einen kleinen Zusammenstoß. Ich machte eine Bemerkung über einen der pakistanischen Spieler von Middlesex. Es hatte nur mit dem Spiel zu tun, das stattgefunden hatte. Aber Ken sah es anders. Er schimpfte mich einen Rassisten, und da führte eben eines zum anderen.«
»Sie haben sich geprügelt«, erklärte Allison ruhig. »Draußen auf dem Parkplatz. Guy hat den kürzeren gezogen. Er kam mit zwei geprellten Rippen und dem Veilchen da nach Hause.«
»Wundert mich, daß sich die Presse da nicht draufgestürzt hat«, bemerkte Barbara.
»Es war spät«, sagte Mollison. »Es war kein Mensch da.«
»Nur Sie beide?«
»Richtig.« Mollison trank einen Schluck.
»Sie haben hinterher niemandem von der Prügelei mit Fleming erzählt? Wieso nicht?«
»Weil es eine Dummheit war. Wir hatten beide zuviel getrunken. Wir haben uns benommen wie die Halbstarken. Uns lag beiden nicht daran, das publik zu machen.«
»Und später haben Sie mit ihm Frieden geschlossen?«
»Nicht sofort. Darum hab ich ihn ja am Mittwoch angerufen. Ich nahm an, daß er diesen Sommer in die Nationalmannschaft berufen würde. Und daß auch ich reinkommen würde. Ich wollte keine ungute Stimmung. Und da ich die blöde Bemerkung gemacht hatte, hielt ich es für richtig, den ersten Schritt zu einer Verständigung zu tun.«
»Worüber haben Sie am Mittwoch abend sonst noch gesprochen?«
Er stellte die Bierdose auf den Tisch und beugte sich vor, die Hände locker zwischen den leicht gespreizten Beinen gefaltet.
»Über diesen neuen Wunderwerfer der Australier. Über den Zustand der Spielfelder. Wie viele große Spiele wir noch von Jack Pollard erwarten können. Fachsimpelei eben.«
»Und Fleming erwähnte bei diesem Gespräch nicht, daß er am Abend nach Kent fahren wollte?«
»Nein.«
»Und Gabriella Patten? Hat er von der gesprochen?«
»Gabriella Patten?« wiederholte Mollison verblüfft. »Nein. Er hat nicht von Gabriella gesprochen.« Er sah Lynley bei diesen Worten so direkt an, daß gerade die Ernsthaftigkeit seines Blicks ihn verriet.
»Kennen Sie sie?« fragte Lynley.
Der Blick blieb fest. »Natürlich. Hugh Pattens Frau. Er sponsert diesen Sommer die Wettkämpfe. Aber das wissen Sie inzwischen sicher.«
»Sie und ihr Mann leben gegenwärtig getrennt. Wußten Sie das?«
Ein rascher Blick zu seiner Frau, dann sah Mollison wieder Lynley an. »Nein, das wußte ich nicht. Tut mir leid, das zu hören. Ich hatte immer den Eindruck, sie und Hugh seien ganz vernarrt ineinander.«
»Sie haben sie häufig gesehen?«
»Ab und zu. Auf Partys. Bei diesem oder jenem Spiel. Sie sind am Cricket ziemlich interessiert. Aber, na ja, das ist verständlich, da er die Nationalmannschaft unterstützt.«
Mollison hob die Bierdose und leerte sie. Er begann, mit den Daumen die Wände einzudrücken. »Ist noch eines da?« fragte er seine Frau und sagte dann hastig: »Nein. Bleib sitzen. Ich hol's mir schon.« Er sprang auf und lief in die Küche, wo er im Kühlschrank suchte und fragte: »Möchtest du auch etwas, Allie? Du hast ja heute Abend kaum was gegessen. Diese Hühnerkeulchen sehen ganz anständig aus. Möchtest du eine, Schatz?«
Allison betrachtete nachdenklich die eingedrückte Bierdose, die ihr Mann auf dem Tisch liegengelassen hatte. Als sie nicht reagierte, rief er noch einmal ihren Namen. Sie rief: »Nein, danke, Guy. Interessiert mich nicht. Essen, meine ich.«
Er kam wieder ins Zimmer und öffnete die zweite Bierdose.
»Wollen Sie wirklich keines?« fragte er Lynley und Barbara.
»Und die Spiele der Ligamannschaften?« fragte Lynley.
»Bitte?«
»Haben Patten und seine Frau sich die auch angesehen?
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