07 - Asche zu Asche
bat um ein Bier und ließ seine Frau nicht aus den Augen, als sie schwerfällig in die Küche ging, in der das Licht auf Arbeitsplatten aus gesprenkeltem Granit und auf matte Chromschränke fiel. Sie kam mit einer Dose Heineken und einem Glas Wasser wieder, in dem zwei Eiswürfel klirrten. Sie stellte beides auf den Couchtisch und ließ sich in einen Sessel sinken. Lynley und Barbara setzten sich auf das Sofa.
Mollison blieb unverdrossen stehen. Er ging zu der Glastür, die er gerade erst geschlossen hatte, und öffnete einen Flügel.
»Du siehst erhitzt aus, Allie. Bißchen stickig hier drinnen, hm?«
»Ach wo. Ich fühl mich wohl. Es ist alles in Ordnung. Trink dein Bier.«
»Gut.« Doch anstatt sich zu ihnen zu setzen, ging er vor einem Korb, der neben der offenen Tür vor zwei Topfpalmen stand, in die Hocke, griff hinein und nahm drei Cricket-Bälle heraus.
Lynley wartete förmlich darauf, daß Mollison anfangen würde, sie trotz ihrer Größe in seiner halb geöffneten Hand hin und her zu rollen.
»Wer wird jetzt an Ken Flemings Stelle in der Nationalmannschaft spielen?« fragte er.
Mollison zwinkerte verdutzt. »Sie setzen voraus, daß Ken wieder in die Nationalmannschaft berufen worden wäre.«
»Und wäre er berufen worden?«
»Inwiefern ist das von Belang?«
»Das weiß ich im Moment nicht.« Lynley erinnerte sich weiterer Details, die er von St. James erfahren hatte. »Fleming löste doch einen Spieler namens Ryecroft ab, nicht wahr? War das nicht unmittelbar vor der Rückrunde im Winter? Vor zwei Jahren?«
»Ryecroft hatte sich den Ellbogen angebrochen.«
»Und Fleming übernahm seinen Platz in der Mannschaft.«
»Wenn Sie es so formulieren wollen.«
»Ryecroft hat nie wieder in der Nationalmannschaft gespielt.«
»Er hat seine Form nie wiedergefunden. Er spielt überhaupt nicht mehr.«
»Sie waren zusammen in Harrow und Cambridge, nicht wahr? Sie und Ryecroft.«
»Was hat meine Freundschaft mit Brent Ryecroft mit Fleming zu tun? Ich kenne ihn seit meinem dreizehnten Lebensjahr. Wir waren zusammen auf der Schule. Wir haben zusammen Cricket gespielt. Er war mein Trauzeuge und ich seiner. Wir sind Freunde.«
»Und Sie waren sicher auch sein Fürsprecher.«
»Als er noch spielen konnte, ja. Aber jetzt kann er nicht mehr spielen, darum kann ich ihn auch nicht mehr empfehlen. Das ist vorbei.« Mollison richtete sich auf, zwei Bälle in der einen Hand, einen in der anderen. Gute dreißig Sekunden lang jonglierte er mit ihnen wie ein Zirkuskünstler, ehe er, ohne Lynley anzusehen, fragte: »Warum interessiert Sie das? Glauben Sie vielleicht, ich wollte Fleming loswerden, um Brent wieder in die Mannschaft zu holen? Was für eine Idee! So, wie die Dinge liegen, gibt es hundert Spieler, die besser sind als Brent. Er weiß das. Ich weiß das. Der Ausschuß weiß es.«
»Wußten Sie, daß Fleming am Mittwoch abend nach Kent fahren wollte?«
Er schüttelte den Kopf, ganz auf die fliegenden Bälle konzentriert. »Soviel ich weiß, wollte er mit seinem Sohn in Urlaub fahren.«
»Er sagte Ihnen nicht, daß er die Reise abgeblasen hatte? Oder zumindest verschoben?«
»Nein.« Mollison sprang vor, als ein Ball ihm zu entgleiten drohte. Es gelang ihm nicht mehr, ihn zu fangen. Der Ball schlug auf den Boden und sprang auf den hellen Teppich, der eine Art Insel bildete, auf der die Sitzgarnitur stand. Dort rollte er Barbara Havers vor die Füße. Sie hob ihn auf und legte ihn demonstrativ neben sich auf das Sofa.
Allison zumindest begriff. »Setz dich, Guy«, mahnte sie.
»Ich kann nicht«, entgegnete er mit einem jungenhaften Lächeln. »Ich bin total aufgedreht. Ich muß diese überschüssige Energie irgendwie loswerden.«
Mit einem müden Lächeln sagte Allison zu ihnen: »Wenn das Baby kommt, wird es mein zweites Kind. Möchtest du jetzt das Bier oder nicht, Guy?«
»Ich trink's ja gleich.« Er jonglierte mit zwei Bällen weiter.
»Weshalb bist du so nervös?« fragte Allison. Mühsam drehte sie sich herum, um Lynley direkt ansehen zu können. »Guy war Mittwoch abend mit mir hier zu Hause, Inspector. Darüber wollten Sie doch mit ihm sprechen, nicht wahr? Sie möchten sein Alibi überprüfen. Wenn wir gleich zu den Fakten kommen, können wir alle Spekulationen sein lassen.« Sie legte die Hand auf den Bauch, als wollte sie auf ihren Zustand hinweisen. »Ich schlafe schon eine ganze Weile nicht mehr gut. Ich döse, wenn möglich. Ich war fast die ganze Nacht über wach. Guy war hier. Wenn er
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