Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
keine Ahnung.
    Ich ging daran, ihm zu beweisen, wie wenig er mich kannte. Ich arbeitete im Zoo, erst bei den Aushilfskräften, bis ich nach einiger Zeit einen Job in der Tierklinik bekam, wo ich Zugang zu allen Daten hatte. Das erwies sich als ungeheuer nützlich und erhöhte mein Ansehen bei der Organisation, als ARM beschloß, es sei an der Zeit, gründliche Nachforschungen darüber anzustellen, was mit überschüssigen Tieren geschah. Ich arbeitete hingebungsvoll für ARM. Wenn Chris Tiere lieben konnte, so konnte ich sie noch mehr lieben. Ich konnte meine Liebe gründlicher beweisen. Ich konnte größere Risiken eingehen.
    Ich bat darum, einer zweiten Sturmeinheit zugeteilt zu werden. »Wir sind zu langsam«, argumentierte ich. »Wir tun nicht genug. Wenn ihr einigen von uns gestattet, zwischen den Einheiten hin- und herzupendeln, können wir unsere Aktivitäten verdoppeln. Vielleicht sogar verdreifachen. Denkt an die Zahl der Tiere, die wir retten können.« Antrag abgelehnt.
    Also fing ich an, unserer eigenen Einheit Dampf zu machen.
    »Wir hocken faul auf unseren Ärschen. Wir werden träge. Los, los, kommt schon.«
    Chris beobachtete mich mißtrauisch. Er hatte mich lange genug um sich, um sich fragen zu dürfen, welche Hintergedanken ich verfolgte. Er wartete darauf, daß sie zum Vorschein kommen würden.
    Hätten wir es mit einer Sache zu tun gehabt, die weniger an die Nieren ging, so wären meine versteckten Motive innerhalb von Wochen zutage getreten. Es ist wirklich grotesk, wenn ich es mir heute überlege. Ich stürzte mich mit solchem Engagement in die Arbeit der Organisation, weil ich zeigen wollte, wie ich wirklich war, damit er sich dann in mich verliebte, ich ihn ins Bett kriegte und danach zurückweisen und im Triumph darüber, daß er mir nichts bedeutete, meiner Wege gehen könnte. Ich wollte die Befreiungsaktion kaltblütig für meine persönlichen Zwecke ausnutzen, mit so wenig Rücksicht auf das Schicksal der Tiere wie früher auf das Schicksal der Männer, die ich auf der Straße auflas. Doch am Ende stand ich mit einem Gefühl da, als hätte man mir das Herz in Stücke gerissen.
    Aber diese Wandlung vollzog sich nicht über Nacht. Der Panzer meiner Gleichgültigkeit bekam weder Riß noch Sprung, als mir der erste Beagle, den ich aus einem Labor für Magenforschung rettete, mit trockener Zunge die Hand leckte. Ich reichte ihn einfach an den Träger weiter, ging zum nächsten Käfig, konzentrierte mich einzig auf die Notwendigkeit, schnell und geräuschlos zu arbeiten.
    Nicht das, was im Namen wissenschaftlicher Forschung mit Tieren geschah, sprengte schließlich meinen Panzer und brach mir das Herz; nein, es war ein illegaler Hundezuchtbetrieb in Hampshire, nicht weit von den Wallops.
    Haben Sie schon von diesen Betrieben gehört? Da werden Hunde in Massen gezüchtet, nur für den Profit. Immer befinden sie sich an einsamen Orten, verbergen sich manchmal hinter scheinbar ganz normal bewirtschafteten Bauernhöfen. Auf diesen Betrieb waren wir aufmerksam geworden, weil einer unserer Soldaten, der Mama und Papa in Hampshire besuchte, beim Herumstöbern auf einem Trödelmarkt auf eine Frau mit jungen Hunden gestoßen war. Sie habe zwei Hunde zu Hause, behauptete sie eine Spur zu nachdrücklich, die beide zu gleicher Zeit geworfen hätten; ja, wirklich, im Augenblick schwimme sie in jungen Hunden, sei bereit, sie praktisch umsonst abzugeben, absolut reinrassig alle, durch die Bank. Unserem Kumpel gefiel weder die Frau noch das apathische Verhalten der Hündchen. Auf einer gewundenen schmalen Straße, die über Stock und Stein führte und am Ende nur noch aus zwei tiefen Fahrrinnen mit öligem Gras dazwischen bestand, folgte er ihr nach Hause.
    »Sie hat sie in einer Scheune«, berichtete er uns. Er drückte seine Hände aneinander, als wollte er beten. »Sie werden in Käfigen gehalten. Einer über dem anderen. Es gibt weder Beleuchtung noch Lüftung.«
    »Klingt wie ein Fall für den Tierschutzverein«, stellte Chris fest.
    »Das könnte Wochen dauern. Und selbst wenn die etwas gegen sie unternähmen, das wäre doch ...« Er sah mit tiefernstem Blick in die Runde. »Hört zu. Dieser Frau muß ein für allemal das Handwerk gelegt werden.«
    Irgend jemand wies auf die logistischen Schwierigkeiten hin. Hier handelte es sich nicht um ein Labor, das nachts leer und verlassen war. Dort lebten Leute, keine fünfzig Meter von der Scheune entfernt, in der die Tiere gehalten wurden. Was, wenn die Hunde zu

Weitere Kostenlose Bücher