07 - Asche zu Asche
Mittwoch abend anrief, versprach ich ihr, dafür zu sorgen, daß sie in die Wohnung kann.«
»Wie ist sie hineingekommen?«
»Der Portier hat den Schlüssel. Damit unsere Frauen - Sie wissen schon.«
»Und die Adresse?«
»Ich muß mit Ihnen hinfahren. Tut mir leid, aber sonst läßt sie Sie nicht hinein. Sie geht nicht mal an die Tür.«
Lynley stand auf, und Mollison und Barbara folgten ihm. Lynley sagte: »Ihr Streit mit Fleming hatte mit dem Pakistani im Team von Middlesex nichts zu tun, nicht wahr?«
»Nein. Es ging um Gabbie«, bestätigte Mollison. »Darum ist Ken überhaupt nach Springburn gefahren. Er wollte mit ihr reden.«
»Sie wußten, daß er zu ihr fahren wollte?«
»Ja.«
»Und was passierte da draußen?«
»Das muß Gabbie Ihnen selbst erzählen«, antwortete Mollison.
Immerhin war Mollison bereit, sie über den Anlaß zu der Prügelei mit Kenneth Fleming aufzuklären. Die Geschichte mit dem Pakistani hatte er sich nur Allisons wegen ausgedacht, wie er sagte. Hätten sie das Gespräch am vergangenen Abend im Hausflur geführt, wie er vorgeschlagen hatte, so hätte er gleich die Wahrheit gesagt. Aber in Allisons Beisein hatte er das nicht wagen können.
Sie fuhren in Richtung Mayfair über den Eaton Square, wo die mit Stiefmütterchen und Tulpen bepflanzten Anlagen in der Mitte des Platzes in farbenfroher Pracht leuchteten. Als sie in den Grosvenor Place einbogen und an der Mauer entlangsausten, die den Park des Buckingham-Palasts vor den Blicken der Neugierigen abschirmte, fuhr Mollison zu sprechen fort.
Die Prügelei zwischen ihm und Fleming hatte tatsächlich auf dem Parkplatz von Lord's stattgefunden. Angefangen hatte der Streit jedoch in der Bar - »in der im Pavillon, hinter dem Long Room. Der Barkeeper kann es Ihnen sicher bestätigen, wenn das nötig ist« -, wo Mollison und Fleming zusammen mit sechs oder sieben anderen Spielern in aller Freundschaft etwas getrunken hatten.
»Ich hatte Tequila«, sagte er. »Ein heimtückisches Gesöff. Das haut einen ganz plötzlich um. Es steigt einem zu Kopf, ehe man's überhaupt merkt. Und es löst einem die Zunge. Schneller, als man meint. Man sagt auf einmal Sachen, die man normalerweise nie sagen würde.«
Er habe, erzählte Mollison, Gerüchte gehört, Andeutungen hier und dort, über eine Liaison zwischen Fleming und Gabriella Patten. Er selbst habe nie etwas gesehen oder direkt mitbekommen. »Sie waren sehr vorsichtig, aber das ist Gabriellas Art. Sie hängt es nicht an die große Glocke, wenn sie sich einen Liebhaber nimmt.« Doch als die Sache ernst wurde, sich auf Heirat zubewegte, habe die Vorsicht der beiden nachgelassen. Man habe dies und das gesehen. Spekulationen angestellt. Mollison selbst habe verschiedenes gehört.
Mollison wußte selbst nicht recht, was ihn zu seiner Bemerkung verleitet hatte. Er hatte seit zwei Jahren nichts mehr mit Gabriella gehabt. Als ihre Affäre geendet hatte - okay, okay, als er Allison seine Sünden gebeichtet hatte, so daß er die Sache hatte beenden müssen, wenn er nicht seine Frau verlieren wollte -, war er erleichtert gewesen; nur seine Ehe war ihm wichtig gewesen. Dieses Gefühl hatte ungefähr zwei Monate angehalten, und in dieser Zeit war er Allison absolut treu gewesen. Keine Seitensprünge, nicht einmal zum Spaß. Aber dann bekam er Sehnsucht nach Gabbie. Die Sehnsucht war so stark, daß er, wenn er mit Allison zusammen war, meistens überhaupt keine Lust hatte ... Er versuchte zu schauspielern, aber gewisse Dinge konnte man als Mann nun mal nicht vortäuschen ... Er tröstete sich mit dem Gedanken, daß Gabbie ihn wahrscheinlich auch vermißte. Er war sogar ziemlich sicher, daß es so war, denn Hugh soff ja immer wie ein Loch und war dann im Bett eine Null. Und einen anderen hatte sie nicht. Jedenfalls glaubte er das. Nach einer Weile flaute die schlimmste Sehnsucht ein wenig ab. Er hatte hier und dort ein bißchen Spaß mit anderen Frauen, was sich in der Beziehung zu Allie durchaus positiv auswirkte, so daß er sich einreden konnte, sein Abenteuer mit Gabbie sei tatsächlich nichts anderes gewesen als eben das: ein Abenteuer.
Dann hörte er die Spekulationen über Fleming. Er hatte Kens häusliche Verhältnisse immer etwas seltsam gefunden, hatte jedoch angenommen, Fleming würde früher oder später, wenn er sich die Hörner abgestoßen hatte oder was immer, zu seiner Frau zurückkehren. So war das doch in den meisten Fällen, nicht wahr? Aber als getuschelt wurde, Fleming habe
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