07 - Asche zu Asche
sind abgehauen.«
»Ja. So war es.«
»Warum haben Sie seinen Wagen genommen und nicht Ihren?«
»Weil er meinen blockierte.«
»Er ist Ihnen nicht nachgelaufen?«
»Nein.«
»Wie sind Sie an seine Schlüssel gekommen?«
»Schlüssel?«
»Die Autoschlüssel.«
»Er hatte sie in der Küche liegengelassen. Ich nahm sie an mich, weil ich nicht wollte, daß er mich verfolgte. Als ich dann rauskam, sah ich, daß der Lotus im Weg stand. Also hab ich einfach seinen Wagen genommen. Ich habe danach nichts mehr von ihm gehört oder gesehen.«
»Und die Katzen?« fragte Lynley.
Sie sah ihn perplex an. »Die Katzen?«
»Soviel ich weiß, haben Sie doch zwei junge Katzen.«
»O Gott, die Katzen habe ich ganz vergessen. Sie lagen in der Küche und schliefen, als ich losging, um meinen Abendspaziergang zu machen.« Zum erstenmal sah sie wirklich bekümmert aus. »Dabei wollte ich mich doch um sie kümmern. Ich hatte es mir fest vorgenommen, als ich sie an der Quelle fand. Ich war entschlossen, sie unter keinen Umständen im Stich zu lassen. Und dann bin ich einfach davongelaufen und -«
»Du hattest Todesangst«, fiel Mollison ihr ins Wort. »Du bist um dein Leben gerannt. Kein Mensch kann erwarten, daß du unter solchen Umständen sämtliche Folgen deines Tuns bedenkst.«
»Aber darum geht es doch nicht. Sie waren völlig hilflos, und ich habe sie im Stich gelassen, weil ich nur an mich gedacht habe.«
»Sie werden schon wieder auftauchen«, meinte Mollison. »Irgend jemand wird sie gefunden haben, wenn sie nicht im Haus waren.«
»Wohin sind Sie gefahren, als Sie das Haus verließen?« fragte Lynley.
»Direkt nach Greater Springburn«, antwortete sie. »Von dort aus habe ich Guy angerufen.«
»Wie lang dauert die Fahrt?«
»Eine Viertelstunde.«
»Ihr Streit mit Fleming zog sich also über eine Stunde hin?«
»Über eine Stunde?« Gabriella sah Mollison verwirrt an.
»Wenn er um halb zehn oder zehn kam und Sie erst nach elf bei Mr. Mollison angerufen haben, bleibt mehr als eine Stunde«, erklärte Lynley.
»Dann müssen wir so lange gestritten haben, ja. So wird es wohl gewesen sein.«
»Sie haben nicht noch etwas anderes getan?«
»Was soll das heißen?«
»Im Küchenschrank lag eine Packung Silk Cut«, antwortete Lynley. »Rauchen Sie, Mrs. Patten?«
Mollison wurde sichtlich unruhig. »Sie können doch nicht glauben, daß Gabriella -«
»Rauchen Sie, Mrs. Patten?«
»Nein.«
»Woher kommen die Zigaretten dann? Uns hat man gesagt, daß Fleming Nichtraucher war.«
»Die Zigaretten gehören mir. Ich habe früher geraucht, aber seit fast vier Monaten aufgehört. Vor allem Kens wegen. Er wollte es gern. Aber ich habe immer eine Packung griffbereit, für den Fall, daß ich dringend eine Zigarette brauche. Ich finde, es ist leichter, der Versuchung zu widerstehen, wenn sie gleich nebenan liegen. Da ist das Verbot irgendwie nicht so hart.«
»Sie hatten also nicht noch eine zweite Packung? Die schon geöffnet war?«
Sie sah von Lynley zu Barbara, richtete ihren Blick dann wieder auf Lynley. Sie schien die Frage erst einordnen zu müssen.
»Sie glauben doch nicht, daß ich ihn getötet habe?« rief sie.
»Sie denken doch nicht, daß ich ein Feuer gelegt habe? Wie hätte ich das denn anstellen sollen? Er war doch da. Er tobte. Glauben Sie etwa, er hätte eine kleine Pause eingelegt und sich zurückgezogen, damit ich - was soll ich denn eigentlich getan haben?«
»Haben Sie hier auch eine Packung Zigaretten liegen?« fragte Lynley. »Um es sich zu erleichtern, der Versuchung zu widerstehen?«
»Ja. Eine ungeöffnete Packung. Möchten Sie sie sehen?«
»Bevor wir gehen, ja.« Gabriella fuhr hoch, doch Lynley sprach schon weiter. »Was geschah, nachdem Sie Mr. Mollison angerufen und mit ihm vereinbart hatten, daß Sie diese Wohnung benutzen konnten?«
»Ich bin in den Wagen gestiegen und hierhergefahren«, erwiderte sie.
»Hat jemand Sie hier erwartet?«
»In der Wohnung? Nein.«
»Es kann also niemand Ihre Ankunftszeit bestätigen.«
Ihre Augen blitzten zornig. »Ich habe den Nachtportier geweckt. Er hat mir den Schlüssel gegeben.«
»Und er lebt allein? Der Nachtportier?«
»Was spielt das für eine Rolle, Inspector?« »Hat Fleming am Mittwoch abend Ihre Beziehung beendet, Mrs. Patten? War das der Ausgang des Streits? Waren Ihre Hoffnungen auf eine neue Ehe dahin?«
»Moment mal!« rief Mollison hitzig.
»Nein, Guy, laß!« Gabriella ließ Mollisons Hand los. Sie drehte sich ein Stück
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