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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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    Sie neigte sich zu ihm und ergriff seine Hand. Er rückte ein wenig näher an sie heran. »Nein«, hauchte sie. »Du gibst mir Kraft. Bleib. Bitte.« Sie hielt fest seine Hand und holte tief Atem.
    »Also gut«, sagte sie und begann.
    Sie hatte einen langen Spaziergang gemacht. Das gehörte zu ihren täglichen Gewohnheiten, einen morgens, den anderen abends. An diesem Abend war sie mindestens neun bis zehn Kilometer marschiert, schnell und ohne Rast. Als sie zum Haus zurückgekommen war, hatte sie Ken Flemings Lotus in der Auffahrt vorgefunden.
    »Wie ich schon sagte, ich dachte, er sei mit James nach Griechenland geflogen. Ich war deshalb überrascht, seinen Wagen zu sehen. Aber ich habe mich auch gefreut, weil wir uns seit dem vorhergehenden Samstag abend nicht mehr getroffen hatten und ich überhaupt nicht damit gerechnet hatte, ihn vor seiner Rückkehr aus Griechenland am Sonntag abend wiederzusehen.«
    Sie ging ins Haus und rief seinen Namen. Er war oben in der Toilette. Dort kniete er auf dem Boden und wühlte im Müll. Das gleiche hatte er bereits in der Küche und im Wohnzimmer getan und die ausgeleerten Abfalleimer beziehungsweise Papierkörbe zurückgelassen.
    »Was hat er denn gesucht?« fragte Lynley.
    Genau diese Frage hatte auch Gabriella ihm gestellt. Zuerst wollte Fleming ihr keine Antwort geben. Er sprach überhaupt kein einziges Wort, sondern durchwühlte nur stumm und wie rasend den Abfall. Als er damit fertig war, rannte er ins Schlafzimmer und riß den Überwurf und die Decke vom Bett. Er inspizierte die Laken. Dann lief er ins Eßzimmer hinunter, nahm die Flaschen mit den alkoholischen Getränken von dem antiken Waschtisch, auf dem sie untergebracht waren, stellte sie in Reih und Glied auf dem Tisch auf und prüfte genau, wieviel Flüssigkeit jede Flasche noch enthielt. Nach Abschluß dieser Untersuchung - währenddessen Gabriella unaufhörlich fragte, was er denn suche, was los sei, was passiert sei - kehrte er in die Küche zurück und ging noch einmal die Abfälle durch.
    »Ich fragte ihn, ob er etwas verloren habe«, berichtete Gabriella. »Er wiederholte meine Frage und lachte.«
    Dann war er aufgestanden, hatte den Müll mit dem Fuß zur Seite geschoben und Gabriella beim Arm gepackt. Er verlangte zu wissen, wer im Haus gewesen sei. Er sagte, Gabriella sei seit Sonntag morgen allein gewesen, jetzt sei es Mittwoch abend, und man könne ja wohl nicht erwarten, daß sie volle vier Tage ohne männliche Gesellschaft überleben würde. Das sei ja wohl bisher nicht vorgekommen, nicht wahr? Wer ihr also in diesen vier Tagen zu Füßen gelegen war? Ehe sie antworten oder ihre Unschuld beteuern konnte, stürmte er aus dem Haus und rannte durch den Garten zum Komposthaufen, den er nun ebenfalls zu durchwühlen begann.
    »Er war wie wahnsinnig. Ich hatte so etwas noch nie erlebt. Ich bat ihn, mir doch wenigstens zu sagen, was er suche, damit ich ihm helfen könne, und er sagte ...« Sie drückte Mollisons Hand, die sie immer noch umschlossen hielt, an ihre Wange und schloß die Augen.
    »Es ist ja gut, Gabbie«, redete Mollison ihr gut zu.
    »Nein, ist es nicht«, flüsterte sie. »Sein Gesicht war so verzerrt, daß ich ihn kaum wiedererkannte. Ich schreckte richtiggehend vor ihm zurück. ›Was ist denn nur, Ken?‹ sagte ich. ›Bitte, was ist los? Kannst du es mir nicht sagen? Du mußt es mir sagen.‹ Und da - da ist er aufgesprungen. Er schoß in die Höhe wie ein Pfeil.«
    Fleming zählte die Tage auf, die sie getrennt gewesen waren.
    »Sonntag nacht, Montag nacht, Dienstag nacht, Gabriella«, sagte er. Ganz abgesehen von den Morgen und den Nachmittagen dazwischen. Da habe sie ja wirklich Zeit genug gehabt, erklärte er. Wozu, fragte Gabriella verzweifelt, wozu denn nur? Er lachte und erwiderte, sie habe genug Zeit gehabt, um sämtliche Spieler von Middlesex zu bedienen und die Hälfte von Essex noch dazu. Und sie sei ja eine ganz Schlaue, wie? Das Beweismaterial habe sie vernichtet, wenn es das überhaupt gegeben habe. Denn vielleicht verlange sie ja von den anderen nicht die gleiche Rücksichtnahme auf ihr Bedürfnis nach Schutz und Sicherheit wie von Fleming. Vielleicht dürften die anderen sich ihrer Freizügigkeit ja ohne Gummi erfreuen. War es so, Gabriella? Man verlangt von dem guten Ken, daß er ein Kondom nimmt, um ihm zu zeigen, wie vorsichtig die kleine Gabriella bei der Liebe ist, und dabei kriegen's die anderen ganz ohne Bedingungen.
    »Darum hat er den Müll durchgesehen ...

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