Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
wortgetreu zu behalten.«
    Gabriella sah Lynley an, als warte sie auf sein Eingreifen. Doch er tat ihr den Gefallen nicht, sondern fragte ebenfalls: »Nun, Mrs. Patten, um welche Zeit war das?«
    Sie zögerte mit gerunzelter Stirn. »Das kann ich nicht genau sagen«, antwortete sie dann. »Ich habe nicht auf die Uhr gesehen.«
    »Du hast mich irgendwann gegen elf angerufen, Gabbie«, half Mollison. »Aus der Zelle in Greater Springburn. Ihr müßt also den Streit vorher gehabt haben.«
    »Um welche Zeit kam Fleming denn bei Ihnen im Haus an?« fragte Lynley.
    »Halb zehn? Zehn? Ich weiß es nicht genau. Ich hatte einen Spaziergang gemacht, und als ich zurückkam, war er da.«
    »Sie wußten nicht, daß er kommen würde?«
    »Ich dachte, er wollte nach Griechenland fliegen. Mit diesem -« sie arrangierte sorgfältig die schwarze Seidenjacke -, »mit seinem Sohn. Er hatte mir gesagt, James habe Geburtstag, und er müsse sich mit ihm aussprechen. Deshalb wollte er mit ihm nach Athen fliegen und dort ein Boot mieten.«
    »Er wollte sich mit ihm aussprechen?«
    »Der Junge war sehr antigonistisch gegen ihn eingestellt.«
    »Wie bitte?«
    »Er war feindselig.«
    »Ach so.« Lynley sah, wie Barbaras Mund »antigonistisch« formte, während sie gewissenhaft mitschrieb. Dieses fehlerhafte Fremdwort aus dem Mund einer Gabriella Patten war für sie ein gefundenes Fressen. »Und welchen Grund hatte diese Feindseligkeit?« fragte er.
    »James konnte sich nicht damit abfinden, daß Ken seine Mutter verlassen hatte.«
    »Das hat Ihnen Fleming erzählt?«
    »Das brauchte er gar nicht. James war seinem Vater gegenüber die Feindseligkeit in Person, und man brauchte wirklich keine psychologische Ausbildung, um zu verstehen, warum. Kinder klammern sich doch immer an die Hoffnung, daß ihre getrennten Eltern wieder zusammenkommen.« Sie bohrte den Zeigefinger in die Brust. »Ich war der Eindringling, Inspector. James wußte von mir. Ihm war klar, was meine Anwesenheit im Leben seines Vaters bedeutete. Das paßte ihm nicht, und das gab er seinem Vater auf jede erdenkliche Art zu verstehen.«
    Barbara sagte: »Jimmys Mutter behauptet, der Junge habe nicht gewußt, daß sein Vater die Absicht hatte, Sie zu heiraten. Sie sagt, keines der Kinder habe davon gewußt.«
    »Dann sagt sie nicht die Wahrheit«, entgegnete Gabriella.
    »Ken hat es den Kindern erzählt. Und seiner Frau auch.«
    »Soweit Sie das wissen.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Waren Sie dabei, als er es seiner Frau und seinen Kindern mitteilte?« fragte Lynley.
    »Ich hatte weder das Bedürfnis, mich in aller Öffentlichkeit darüber zu freuen, daß Ken seine Ehe beenden wollte, um mit mir Zusammensein zu können, noch verspürte ich das Bedürfnis, bei einem Familiengespräch dabeizusein, um mich zu vergewissern, daß er wirklich reinen Tisch machte.«
    »Und insgeheim?«
    »Was?«
    »Haben Sie sich insgeheim gefreut?«
    »Bis Mittwoch abend war ich verrückt nach ihm. Ich hatte die Absicht, ihn zu heiraten. Ich müßte lügen, wollte ich behaupten, ich sei nicht froh gewesen, als ich erfuhr, daß er die nötigen Schritte unternommen hatte, um eine Ehe zwischen uns zu ermöglichen.«
    »Und wieso änderte sich das am Mittwoch abend?«
    Sie wandte ein wenig den Kopf ab. »Es gibt Dinge, die, wenn sie zwischen einem Mann und einer Frau ausgesprochen werden, unheilbaren Schaden an der Beziehung anrichten.«
    »Mehr Inhalt, wen'ger Kunst«, dachte Lynley. Doch er sagte:
    »Ich muß Sie bitten, ins Detail zu gehen, Mrs. Patten. Mr. Fleming kam also um halb zehn oder zehn bei Ihnen an. Begann der Streit sofort, oder entwickelte er sich allmählich?«
    Sie hob den Kopf. Kreisrunde rote Flecken brannten auf ihren Wangen. »Ich verstehe nicht, wozu es gut sein soll, das alles jetzt noch einmal bis ins kleinste zu erörtern.«
    »Das zu beurteilen, sollten Sie vielleicht uns überlassen«, entgegnete Lynley. »Also, begann der Streit sofort?«
    Sie antwortete nicht. Mollison sagte: »Gabbie, sag es ihm doch. Es ist ganz in Ordnung. Erzähl ihm alles. Du brauchst keine Angst zu haben, daß du in ein schlechtes Licht gerätst.«
    Sie lachte kurz und atemlos. »Das denkst du, weil ich dir nicht alles erzählt habe. Ich konnte es nicht, Guy. Und jetzt alles sagen zu müssen ...« Sie strich sich mit den Fingerspitzen über die Augen, und ihre Lippen zitterten.
    »Wäre es dir lieber, wenn ich ginge?« fragte Mollison. »Oder ich könnte auch im anderen Zimmer warten. Oder draußen

Weitere Kostenlose Bücher