07 - Asche zu Asche
hörte mit nachdenklich gekrauster Stirn zu. Nein, sagte sie, als er zum Ende gekommen war, auf dem Boden waren nirgends Abfälle gefunden worden, nicht einmal Reste. Weder in der Küche noch in der Toilette, noch im Wohnzimmer. Falls Fleming wirklich in der Wut den Müll auf den Boden gekippt hatte, so hatte er ihn wohl später, in ruhigerem Zustand, wieder aufgeräumt. Und das sehr gewissenhaft, fügte sie hinzu. Nirgends war auch nur ein Schnipselchen zu finden gewesen.
»Vielleicht ist er zur Vernunft gekommen, nachdem Gabriella abgefahren war«, meinte Barbara. »Das Haus gehört schließlich Mrs. Whitelaw. Er wollte es sicher nicht wie einen Schweinestall zurücklassen, auch wenn er noch so außer sich war.«
Das sei eine Möglichkeit, gestand Lynley ihr zu. Er fragte, ob man Zigarettenkippen im Müll gefunden habe, und berichtete zur Erklärung von Gabriellas Behauptung, sie habe zu rauchen aufgehört. Das konnte Isabelle Ardery nur bestätigen. Man hatte weder Stummel gefunden noch abgebrannte Streichhölzer. Er schlenderte zur Kaminecke hinüber, wo unter einem Tisch aus Fichtenholz ein Katzenkorb stand. Er ging in die Knie, um ihn sich genauer anzusehen, und rubbelte ein paar Haarbüschel vom Kissen.
»Gabriella Patten sagt, die Katzen seien im Haus gewesen, als sie abfuhr«, bemerkte er. »In diesem Korb hier vermutlich.«
»Hm, aber irgendwie sind sie hinausgekommen«, erwiderte Isabelle Ardery.
Lynley ging ins Eßzimmer hinüber und dann weiter durch den kurzen Flur zum Wohnzimmer. Dort untersuchte er die Tür zunächst an der Außenseite. Gabriella hatte gesagt, Fleming habe die Tür mit der Schulter aufgesprengt, als sie beschrieben hatte, wie Fleming ins Wohnzimmer hineingekommen war, wohin sie sich vor ihm geflüchtet hatte. Wenn das Wort zutraf, mußten Spuren vorhanden sein, die diese Beschreibung bestätigten.
Die Tür war weiß lackiert, jetzt allerdings von einer feinen Rußschicht überzogen, wie alles im Haus. Lynley wischte den Ruß in Schulterhöhe und rund um die Türklinke weg. Er konnte keine Spuren von Gewaltanwendung entdecken.
Die beiden Frauen gesellten sich zu ihm, und Isabelle Ardery sagte in demonstrativ geduldigem Ton: »Wir haben die meisten Fingerabdrücke identifiziert, Inspector«, während Barbara sich am offenen Kamin nach dem Schürhaken umsah, den Gabriella Patten zu ihrer Verteidigung benutzt haben wollte. Sie deutete auf das Gerät, das neben einem Handfeger, einem Schäufelchen und einer Kohlenzange von einem Ständer herabhing, und sagte: »Haben Sie die hier auch nach Fingerabdrücken untersucht?«
»Wir haben alles nach Fingerabdrücken untersucht, Sergeant. Ich bin sicher, die Informationen, die Sie interessieren, sind in dem Bericht enthalten, den ich mitgebracht habe.«
Lynley schloß die Wohnzimmertür, um ihre Innenseite in Augenschein zu nehmen. Mit seinem Taschentuch wischte er den Ruß fort. »Aha«, sagte er. »Da haben wir's, Sergeant.«
Barbara kam wieder zu ihm herüber. Unter der Klinke zog sich eine dünne, geriffelte Schramme von vielleicht zwanzig Zentimetern Länge durch den weißen Lack. Lynley strich einmal prüfend mit dem Finger darüber, dann ließ er seinen Blick durchs Zimmer schweifen.
»Sie hat gesagt, sie hätte einen Stuhl untergeschoben«, erinnerte Barbara, und sie nahmen sich die Stühle und Sessel im Zimmer einen nach dem anderen vor. Sie fanden das gesuchte Stück sehr schnell unter einem Hängeschrank in der Zimmerecke: einen mit flaschengrünem Samt gepolsterten Stuhl aus Walnußholz. Lynley sah sofort die unregelmäßige weiße Linie auf dem dunklen Holz an der oberen Kante der Rückenlehne. Er schob den Stuhl unter die Türklinke: Die weiße Spur paßte genau auf die Schramme im Lack der Tür. »Bestätigt«, sagte er.
Isabelle Ardery, die am offenen Kamin stand, warf ein: »Inspector, wenn Sie mir gleich gesagt hätten, was Sie suchen, hätten unsere Leute Ihnen die Fahrt hier heraus ersparen können.«
Lynley bückte sich, um den Teppich rund um die Tür zu untersuchen. Er entdeckte einen winzigen Riß, der entstanden sein konnte, als der Stuhl mit Gewalt von der Tür weggestoßen worden war. Zumindest teilweise hatte Gabriella Patten also die Wahrheit gesprochen.
»Inspector Lynley«, mahnte Isabelle Ardery wieder.
Lynley richtete sich auf. Arderys ganze Körperhaltung drückte beleidigte Würde aus. Dabei war es vor ein paar Tagen eigentlich ganz unkompliziert gewesen, sich zu einigen: Sie würde die
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