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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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halten, wie sich das für ein braves kleines Frauchen gehört, nehme ich an.«
    »Es geht doch hier nicht um ein Mann-Frau-Problem! Es geht um die Art und Weise, wie ein Problem anzupacken ist. Ich habe Ihren Sonntag nachmittag gestört, weil ich Sie brauchte. Dafür entschuldige ich mich. Aber wir sind Informationen auf der Spur, die möglicherweise zur Klärung eines Falles führen werden, und ich möchte ihnen so schnell wie möglich nachgehen. Die Tatsache, daß ich die Informationen persönlich überprüfen möchte, hat mit Ihnen nichts zu tun. Das sagt nichts über Ihre Kompetenz aus. Es ist, wenn überhaupt, eher eine Aussage über meine eigene Kompetenz. Ich habe mich verletzend verhalten, ohne es zu wollen. Und nun würde ich das gern ad acta legen und mich dem zuwenden, was Sie seit gestern zusammengetragen haben. Wenn ich darf.«
    Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt, und Lynley sah, welchen Druck sie mit den Fingerspitzen ausübte. Er ließ ihr Zeit, den inneren Kampf auszufechten, der sie bewegte, und bemühte sich, seine Ungeduld nicht zu zeigen. Wozu sie noch stärker vor den Kopf stoßen? Sie wußten beide, daß er im Vorteil war. Ein Anruf von ihm genügte, und der Yard würde alles Nötige veranlassen, um sie entweder zu neutralisieren oder von dem Fall abzuziehen. Und das, fand er, wäre eine rechte Verschwendung, da sie intelligent und tüchtig zu sein schien.
    Ihre Finger lockerten sich ein wenig. Sie sagte: »Also gut.«
    Lynley wußte nicht, worauf sich diese Worte bezogen, und vermutete, sie zeige damit lediglich ihre Bereitschaft an, den nächsten Schritt zu tun, nämlich ihn durch die Küche hinter das Haus zu führen, wo Barbara Havers es sich in einem der Sessel unter der Pergola bequem gemacht hatte. In weiser Voraussicht hatte sie, wie Lynley sah, Isabelle Arderys wichtigen Karton nicht angerührt. Und ihr Gesicht war ein Muster an Gleichmut, als sie sich zu ihr gesellten.
    Ardery nahm erneut die Gipsabdrücke aus der Schachtel, dazu die Berichte und die Fotografien. »Wir wissen, von welcher Art Schuh der Abdruck stammt. Das Profil der Sohle ist sehr charakteristisch.«
    Sie reichte Lynley das Gipsmodell einer vollständigen Schuhsohle. Die Sohle hatte ein ausgeprägtes, eigenartiges Profil - eine Art Hundezahnmuster. Und auch auf dem Absatz war dieses charakteristische Profil zu finden.
    »Doc Martens«, sagte Isabelle Ardery.
    »Straßenschuhe? Stiefel?«
    »Es scheinen Stiefel zu sein.«
    »Mit denen kann man von seinem Recht auf Ausländerhaß sehr wirkungsvoll Gebrauch machen«, bemerkte Havers. »Man unternimmt einen kleinen Spaziergang durch Bethnal Green. Und tritt mit diesen prächtigen Metallkappen in ein paar Gesichter.«
    Lynley legte den zweiten Abdruck neben den ersten. Er bestand aus einer Schuhspitze und vielleicht einer Handbreit Sohle und stammte eindeutig von demselben Stiefel. Der linke Rand war verformt, so als wäre er schief abgetreten oder jemand hätte mit einem Messer ein Stück abgeschnitten. Diese verformte Stelle war in beiden Abdrücken zu sehen, war aber, wie Isabelle Ardery ihnen erklärte, kein normales Merkmal solcher Schuhe.
    »Den vollständigen Abdruck haben wir hinten im Garten gefunden«, sagte Isabelle Ardery. »An der Stelle, an der jemand von der benachbarten Koppel über den Zaun gesprungen ist.«
    »Und den anderen?« fragte Lynley.
    Sie wies nach Westen. »Oberhalb der Quelle gibt es einen öffentlichen Fußweg. Er führt ins Dorf, nach Lesser Springburn. Auf dem letzten Viertel dieses Wegs war der Abdruck.«
    Lynley wagte eine Frage, die ihr nicht gefallen würde, da aus ihr allzu leicht die Unterstellung herauszulesen war, sie und ihre Leute könnten etwas übersehen haben. »Würden Sie uns die Stelle zeigen?«
    »Inspector, wir haben mit allen Leuten im Dorf gesprochen. Glauben Sie mir, der Bericht -«
    »- ist wahrscheinlich umfassender als jeder, den ich selbst geschrieben hätte«, fiel Lynley ihr ins Wort. »Dennoch würde ich mich gern dort umsehen. Wenn Sie nichts dagegen haben.«
    Sie wußte natürlich genau, daß Lynley weder ihre Genehmigung noch ihre Begleitung brauchte, wenn er auf einem öffentlichen Fußweg einen kleinen Spaziergang machen wollte. Lynley sah es ihrem Gesicht deutlich an, daß sie sich darüber im klaren war. In seiner Bitte drückte sich Partnerschaftlichkeit aus, aber gleichzeitig konnte man Zweifel an Arderys Gründlichkeit herauslesen. Es war an ihr, sich zu entscheiden, wie sie die Worte

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