07 - Asche zu Asche
Fahrer wäre vielleicht eine Stunde durch die Gegend kutschiert, bis das Feuer gelegt war und der Brandstifter zurückkehrte. Das setzte allerdings nicht nur wohlüberlegte Zusammenarbeit voraus, sondern auch genaue Kenntnis von Flemings Unternehmungen am Tag seines Todes. Zwei Personen mußten dann ein persönliches Interesse an seinem Tod gehabt haben.
»Sir«, sagte Barbara Havers. »Schauen Sie sich das mal an.«
Barbara war an den Rhododendren und Stechpalmen entlanggekrochen und kauerte jetzt an einer Stelle fast am Ende des Gebüschs. Sie fegte einige Blätter zur Seite und hob eine Efeuranke aus einem Gewirr von vielleicht einem Dutzend, die sich über eine ovale nackte Stelle streckten.
Lynley und Isabelle Ardery kamen interessiert näher. Über Havers' Schulter spähend, konnte Lynley sehen, was sie entdeckt hatte: eine kreisförmige Fläche nackter, harter Erde von vielleicht sieben bis acht Zentimetern Durchmesser. Sie war dunkler als der Boden rundherum und kaffeebraun im Gegensatz zum helleren Braun der Umgebung.
Mit den Fingern knipste Barbara die Ranke ab, die sie hochgezogen hatte. Ächzend stand sie auf, strich sich das Haar aus der Stirn und hielt Lynley die Efeuranke zur Begutachtung hin.
»Scheint Öl zu sein«, sagte sie. »Es ist auf drei der Blätter hier getropft, sehen Sie? Da ist ein bißchen. Und da. Und hier auch.«
»Motoröl«, murmelte Lynley.
»Würde ich sagen, ja. Wie das Öl auf den Jeans.« Barbara wies zur Straße nach Springburn. »Er wird hier raufgekommen sein. Dann hat er den Motor und die Beleuchtung ausgeschaltet und ist im Leerlauf auf dem Rasen weitergerollt. Hier hat er geparkt. Er ist durchs Gebüsch geschlüpft, über den Parkplatz gelaufen und rüber zum Fußweg. Er hat den Weg bis zum Haus genommen und ist über die Mauer in die benachbarte Koppel gesprungen. Hinten im Garten hat er dann gewartet, bis die Luft rein war.«
Isabelle Ardery sagte hastig: »Sie können doch nicht glauben, daß wir in so einem Fall keine Reifenspuren gefunden hätten, Sergeant. Wenn tatsächlich ein Auto über den Rasen gefahren wäre -«
»Kein Auto«, unterbrach Barbara. »Ein Motorrad. Also nur zwei Reifen und nicht vier. Ein Motorrad ist leichter als ein Auto, hinterläßt nicht so schnell eine Spur. Ist besser zu manövrieren und besser zu verstecken.«
Lynley akzeptierte diese Theorie nur mit Widerstreben. »Ein Motorradfahrer, der dann sechs oder acht Zigaretten rauchte, um am Haus sein Versteck zu markieren? Wie soll das funktionieren, Sergeant? Was soll das für ein Mörder sein, der seine Visitenkarten hinterläßt?«
»Einer, der nicht damit rechnet, daß er ertappt wird.«
»Aber jeder, der von Polizeiarbeit auch nur die geringste Ahnung hat, weiß doch, wie sehr es darauf ankommt, keine Spuren zu hinterlassen«, widersprach Lynley. »Gleich welcher Art.«
»Richtig. Also suchen wir einen Täter, der töricht genug war zu glauben, sein Mord würde gar nicht erst als solcher erkannt werden. Wir suchen jemanden, der vor allem das Endresultat im Auge hatte, nämlich Flemings Tod: Wie dieser zu bewerkstelligen und was durch ihn zu erreichen war. Aber nicht die spätere Untersuchung des Todesfalls. Wir suchen einen Täter, der glaubte, das Haus mitsamt all seinen antiken Möbeln - brennen wie Zunder, Inspector! - würde in Flammen aufgehen, sobald die Zigarette im Sessel weit genug heruntergebrannt war. Er war überzeugt, daß es keinerlei Spuren geben würde. Keine Zigarettenkippe. Keine Streichholzreste. Nichts als Schutt und Asche. Und was, so wird unser Freund gedacht haben, kann die Polizei schon mit einem Haufen Schutt anfangen?«
Wildes Geschrei der Zuschauer schallte vom Cricket-Feld herüber. Die drei Kriminalbeamten drehte sich um. Der Schlagmann hatte den Ball getroffen und rannte auf das andere Schlagmal zu. Zwei Spieler stürmten über das Außenfeld. Der Werfer brüllte. Der Fänger schleuderte wütend einen seiner Handschuhe zu Boden.
»Wir müssen mit dem Jungen sprechen, Inspector«, sagte Barbara. »Sie wollten Beweismaterial. Inspector Ardery hat es uns geliefert. Zigarettenkippen -«
»Die noch nicht identifiziert sind.«
»Köperfasern, die mit Öl getränkt sind.«
»Was erst noch durch den Chromatographen bestätigt werden muß.«
»Fußabdrücke, die bereits zugeordnet sind. Eine Schuhsohle mit charakteristischen Merkmalen. Und jetzt das hier.« Sie wies auf die Efeuranke, die er in der Hand hielt. »Was wollen Sie denn mehr?«
Lynley
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