07 - Asche zu Asche
sie zu dritt nebeneinander gehen konnten; zu beiden Seiten befanden sich adrette Gärten. Schließlich gelangten sie in die Siedlung selbst, eine Ansammlung von kleinen Einfamilienhäusern, die mit ihren Backsteinfassaden, kurzen Kaminen, Erkerfenstern und Spitzgiebeldächern einander glichen wie ein Ei dem anderen. Hier wurden sie mit einigem Interesse beäugt, denn auf der Straße ging es lebhaft zu: Da waren Kinder beim Seilspringen, zwei Männer wuschen ihre Autos, eine Gruppe kleiner Jungen spielte Cricket.
»Wir haben hier herumgefragt«, erläuterte Isabelle Ardery.
»Niemand hat am Mittwoch abend irgend etwas Ungewöhnliches bemerkt. Aber sie waren wahrscheinlich alle in ihren Häusern, als er vorüberkam.«
»Sie haben sich für ›er‹ entschieden«, stellte Lynley fest.
»Ja. Die Art des Schuhs. Seine Größe. Die Tiefe des Eindrucks im Garten. Ja«, sagte sie noch einmal, »ich würde sagen, wir suchen einen ›Er‹.«
Am anderen Ende des Dorfs trafen sie auf die Springburn Road. Rechts von ihnen wand sich die schmale Hauptstraße zwischen alten, reetgedeckten Häusern einen Hang hinauf. Direkt vor ihnen führte eine Gasse mit Fachwerkhäusern zu einer Kirche. Links erweiterte sich eine gekieste Einfahrt zum Parkplatz eines Pubs namens Fox and Hounds. Jenseits des Pubs lag ein Park. Eichen und Eschen warfen lange Schatten auf seine Rasenflächen. An seinem Rand wucherte dichtes, verwildertes Gebüsch. Lynley ging schnurstracks auf den Park zu.
Das Gebüsch bildete keine lückenlose Umzäunung. Hier und dort klafften Löcher in der wilden Hecke, die den Parkplatz des Pubs vom Park trennte, und durch eines dieser Löcher traten die drei Kriminalbeamten, direkt in den Schatten einer alten ausladenden Eiche.
Auch hier, am Südende des langen Rasenstücks, wurde Cricket gespielt, ein Wettkampf zweier Dorfmannschaften offenbar. Die Spieler waren Erwachsene, traditionell weiß gekleidet, wenn auch nicht uniform, und die Zuschauer saßen auf Klappstühlen, während die Kinder lachend und schreiend herumtobten und dem Schiedsrichter des öfteren Anlaß gaben, zornig zu rufen:
»Mensch, Donna, hol die Gören vom Spielfeld!«
Lynley und seine beiden Begleiterinnen erregten keine Aufmerksamkeit, da sie sich an der Nordostgrenze des Parks befanden. Hier war der Boden fast nackt, harte, holprige Erde, auf der nur stellenweise Efeu wuchs, dessen Ranken über den Boden krochen und sich an den windschiefen Latten eines verfallenden alten Holzzauns emporschlängelten. An diesem Zaun standen üppige Rhododendren, die sich unter der Last der schweren tieflila Blüten beugten, und hier und dort Stechpalmenbüsche, die ihre Zweige zwischen den Rhododendren in die Höhe reckten. Barbara ging zu den Büschen, um sich dort umzusehen, während Lynley den Boden untersuchte und Isabelle Ardery untätig zusah.
»Einer unserer Leute hat mit Connor O'Neil gesprochen«, bemerkte sie. »Das ist der Wirt des Pubs. Er hat am Mittwoch abend mit seinem Sohn zusammen am Ausschank gearbeitet.«
»Konnte er etwas sagen?«
»Er gab an, sie hätten ungefähr um halb eins Schluß gemacht. Keiner von beiden hat ein fremdes Fahrzeug auf dem Parkplatz gesehen, als sie absperrten. Es waren überhaupt keine Autos da außer ihren eigenen.«
»Nun, das ist nicht verwunderlich, oder?« meinte Lynley.
»Wir haben uns auch hier im Park umgesehen«, fuhr Isabelle Ardery kühl fort. »Sie sehen selbst, Inspector, wie fest und hart die Erde hier ist. Da kann man keine Abdrücke gewinnen.«
Sie hatte recht. Die nackten Stellen, an denen kein Efeu wuchs, waren mit dem faulenden Laub des vergangenen Herbstes bedeckt. Darunter war die Erde so hart wie Beton. Sie würde keinerlei Abdrücke aufnehmen, weder von Füßen noch von den Reifen eines Fahrzeugs.
Er richtete sich auf und blickte zurück. Am ehesten, sagte er sich, hätte man ein Fahrzeug, wenn überhaupt eines verwendet worden war, im Gebüsch versteckt. Es grenzte direkt an den Parkplatz, der wiederum auf die Straße zum Fußweg führte. Der Fußweg brachte den Wanderer bis auf fünfzig Meter an Celandine Cottage heran. Der Mörder hätte lediglich eine gewisse Vertrautheit mit der Umgebung benötigt.
Andererseits wäre es gar nicht nötig gewesen, ein Fahrzeug zu verstecken, wenn der Mörder mit einer zweiten Person gemeinsame Sache gemacht hatte. Ein Fahrer hätte kurz vor dem Fox and Hounds anhalten und den Täter aussteigen lassen können, der dann zum Fußweg gelaufen wäre. Der
Weitere Kostenlose Bücher