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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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und allem, was dazu gehörte, fürchtete ich mich - und fürchte ich mich noch. Doch von diesen Dingen sprach Chris nie, weil es meine Krankheit war und nicht seine; weil auch die Entscheidungen, die mit dem Kampf gegen die Krankheit einhergingen, meine waren und nicht seine. Wenn also über diese Entscheidungen gesprochen werden sollte, dann mußte schon ich davon anfangen.
    Als ich die Gehhilfe benötigte, um mich von Zimmer zu Zimmer zu kämpfen, wußte ich, daß es Zeit war. Die Anstrengung der Fortbewegung mit der Gehhilfe trieb mir den Schweiß aus allen Poren. Ich wollte mir einreden, es sei nur eine Frage der Gewöhnung, aber dafür hätte ich zusätzlich Kraft im Oberkörper entwickeln müssen, und das ausgerechnet in einer Situation, da meine Kräfte Quentchen um Quentchen schwanden. Es wurde immer klarer, daß Chris und ich miteinander sprechen mußten.
    Ich benutzte die Gehhilfe noch keine drei Wochen, als eines Abends Max zu uns kam. Es war Anfang April dieses Jahres, an einem Sonntag. Wir hatten zusammen gegessen, saßen draußen an Deck und sahen den Hunden zu, die auf dem Kajütendach herumtobten. Chris hatte mich nach oben getragen, Max hatte mir eine Zigarette angezündet, beide hatten nicht vorhandene Federhüte gelüftet und sich mit höfischem Kratzfuß verabschiedet, um von unten Decken, Kognak, Gläser und die Obstschale zu holen. Ich hörte gedämpfte Stimmen. Chris sagte: »Nein, nichts eigentlich«, und Max meinte: »... scheint schwächer zu sein.« Ich verschloß mich dem Klang, so gut ich konnte, und konzentrierte meine Aufmerksamkeit auf den Kanal, das Wasserbecken und Browning's Island.
    Es war schwer zu glauben, daß ich nun schon fünf Jahre hier lebte, in denen ich jeden Morgen zu meiner Arbeit im Zoo marschiert war, Tiere aufgenommen und wieder fortgebracht hatte, Chris abwechselnd verwünscht und geliebt hatte. Es hatte Augenblicke gegeben, in denen ich mir der Geborgenheit und des Friedens dieses Zuhauses bewußt gewesen war, aber nie zuvor hatte jedes kleine Stück von Little Venice mir soviel bedeutet wie an jenem Abend. Ich sog alles in tiefen Zügen in mich ein wie Luft. Die eigenwillige Weide auf Browning's Island, die sich, anders als die übrigen, wie ein leichtsinniger Schuljunge weit über das Wasser neigt und ihre Zweige bis fast zum Steg hinabhängen läßt. Die Reihe zitrusfarbener Hausboote, deren Eigentümer an schönen Abenden an Deck sitzen und uns zuwinken, wenn wir mit den Hunden vorüberlaufen. Das rot-grüne Schmiedeeisen der Brücke an der Warwick-Avenue und die imposante Reihe weißer Häuser an der Allee, die zur Brücke führt. Der Wind bewegt die zarten Blüten wie Engelshaar, und sie schweben in rosaroten Sprenkeln zur Erde hinab. Vögel fegen die Blütenblättchen auseinander. Sie fliegen von der Warwick Avenue zum Kanal, wo sie auf der Suche nach Fädchen, kleinen Zweiglein und Haaren für ihre Nester vom Baum zum Treidelpfad flattern ... Wie sollte ich es über mich bringen, diesen Ort zu verlassen?
    Dann hörte ich wieder ihre Stimmen.
    »... schwierig, weißt du ... Sie nennt es unsere Feuerprobe ... bemüht sich zu verstehen.«
    Und Max' Antwort: »... wenn du mal weg willst, das weißt du.«
    Darauf Chris: »Danke. Ich weiß. Das macht alles erträglicher.«
    Ich blickte ins Wasser und beobachtete, wie die Konturen der Kanalbäume und der Gebäude hinter ihnen sich in den Kräuselwellen im Zickzack verschoben; wie sich um eine Gans, die sich von der Insel ins Wasser plumpsen ließ, immer weitere Wellenkreise bildeten, die schließlich das Boot erreichten, ohne es zu bewegen. Ich empfand es nicht als Verrat, daß Chris und Max über mich sprachen; über die Frau, deren Namen ich noch immer nicht wußte; über die unglückselige Lage, in der wir uns befanden. Es war Zeit, daß auch ich selbst mich dazu äußerte.
    Sie kehrten mit dem Kognak, den Gläsern und dem Obst zurück. Chris legte mir eine Decke um die Beine und klopfte mir lächelnd mit den Fingern auf die Wange. Beans sprang vom Kajütendach aufs Deck, als er etwas zu fressen witterte. Toast hinkte winselnd am Dachrand entlang und wartetet darauf, daß jemand ihn herunterheben würde.
    »Der tut nur so«, sagte Chris, als Max Anstalten machte, ihn zu holen. »Der schafft das ganz gut allein.«
    »Ja, aber er ist so ein herziger kleiner Bursche«, meinte Max, als er Toast neben Beans auf den Boden setzte. »Da mach ich mir die Mühe gern.«
    »Hauptsache, er gewöhnt sich nicht daran, daß er

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