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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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verhätschelt wird«, sagte Chris. »Er wird höchstens unselbständig, wenn er merkt, daß andere bereit sind, ihm abzunehmen, was er selbst tun kann. Und das, mein Freund, wäre sein Untergang.«
    »Was?« fragte ich. »Die Unselbständigkeit?«
    Max schnitt gemächlich einen Apfel auf. Chris goß den Kognak ein und setzte sich mir zu Füßen. Er zog Beans neben sich und kraulte ihn unter den großen Schlappohren an jener Stelle, die er »den Ort höchster Hundeekstase« zu nennen pflegte.
    »Das stimmt«, sagte ich.
    »Was?« fragte Chris, während Max dem gierigen Toast ein Apfelschnitz zusteckte.
    »Der Untergang. Du hast recht. Unselbständigkeit führt in den Untergang.«
    »Das war doch nur Gelaber, Livie.«
    »Es ist wie bei einem Fischernetz«, beharrte ich. »Du weißt, welche Sorte ich meine? Die Fischer legen sie von den Booten auf der Wasseroberfläche aus, um einen Schwarm Makrelen oder so zu fangen. Genauso verhält es sich mit dem Untergang. Wie mit einem Netz. Da werden nicht nur die Unselbständigen gefangen und vernichtet, es werden auch alle anderen mitgerissen. All die kleinen Fischchen, die munter mit dem einen Fisch durchs Wasser ziehen, der unselbständig ist.«
    »Na, das Bild ist doch ein bißchen schief, Mädchen.« Max schnitt noch ein Apfelschnitz ab und bot es mir an. Ich schüttelte den Kopf.
    »Aber es paßt«, behauptete ich.
    Ich sah Chris an. Er hielt meinem Blick stand. Doch er hörte auf, den Beagle zu kraulen. Beans stupste ihn an. Chris senkte den Blick.
    »Wenn diese Fische alle getrennt schwämmen, würden sie nie gefangen werden«, sagte ich. »Na ja, vielleicht einer oder zwei von ihnen, vielleicht sogar zehn oder zwölf. Aber niemals der ganze Schwarm. Das ist das tragische daran, wenn sie zusammenblieben.«
    »Das ist Instinkt«, erklärte Chris. »So leben sie. Fischschwärme, Vogel schwärme, Tierherden. Es ist überall gleich.«
    »Nur die Menschen sind anders. Wir brauchen uns nicht auf den Instinkt zu verlassen. Wir können logisch überlegen und unser Bestes tun, um die anderen nicht mit in den Abgrund zu ziehen. Ist das nicht richtig, Chris? Hm?«
    Er begann, eine Orange zu schälen. Ich schmeckte ihr Aroma auf meiner Zunge, als ich Atem holte. Er teilte die Orange auf und reichte mir ein Stück. Unsere Finger berührten sich, als ich es nahm. Er drehte den Kopf und blickte aufs Wasser hinaus.
    »So ganz unrichtig ist das nicht, was du da sagst, Mädchen«, bemerkte Max.
    »Max!« mahnte Chris.
    »Es ist eine Frage der Verantwortung«, fuhr Max fort. »Wie weit sind wir für das Leben der Menschen verantwortlich, die mit unserem verbunden sind?«
    »Und für den Untergang dieser Menschen« ergänzte ich.
    »Besonders, wenn wir den Kopf in den Sand stecken, obwohl wir genau sehen, was wir tun können, um das Fiasko zu verhindern.«
    Max gab den Rest des Apfels den Hunden - ein Viertel für Beans, das andere Viertel für Toast. Er nahm sich einen zweiten vor. Diesmal schälte er ihn. Er fing oben an und versuchte, eine einzige lange Spirale zu drehen. Chris und ich sahen ihm zu. Kurz vor dem Ziel rutschte die Klinge ab und durchtrennte die Schale. Sie fiel zu Boden. Wir sahen zu ihr hinab, ein rotes Band auf hellem Holz, Zeugnis vereitelten Strebens nach Perfektion.
    »Darum kann ich nicht«, sagte ich. »Das siehst du doch ein?«
    »Was?« fragte Chris.
    Die Hunde beschnupperten die Apfelschale und verschmähten sie. Die beiden wollten das süße Fleisch der Frucht, nicht die zähe, bittere Schale.
    »Was?« wiederholte Chris. »Was kannst du nicht?«
    »Mich schuldig machen.«
    »Schuldig? Woran?«
    »Das weißt du doch. Komm schon, Chris.«
    Ich beobachtete ihn scharf. Er mußte doch bei meinen Worten erleichtert sein. Ich war nicht seine Frau, ich war nicht einmal seine Geliebte, war beides nie gewesen, hatte nie Anlaß zu der Hoffnung gehabt, je das eine oder andere zu werden. Ich war die Nutte, die er vor fünf Jahren auf der Straße gegenüber vom Earl's-Court-Ausstellungszentrum aufgelesen hatte, als er mit einem verkrüppelten Hund an der Leine vorübergekommen war. Ich hatte mich als Wohngenossin bewährt. Ich hatte meinen Beitrag zu unserem gemeinsamen Leben geleistet. Aber die Zeit, da ich das noch tun konnte, lief schnell ab. Wir wußten es beide. Darum beobachtete ich ihn und wartete auf ein Zeichen von ihm, daß er den Moment der Entlastung erkannte.
    Und ja, wahrscheinlich wünschte ich mir auch, er würde protestieren. Ich stellte mir vor, daß er

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