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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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ausging. Lynley bezweifelte nicht, daß der Superintendent diesen Geruch auch noch an sich hatte, nachdem er gebadet, sich die Zähne geputzt, sein Haar gewaschen und mit Mundwasser gegurgelt hatte.
    »Wer kontrolliert den Informationsfluß?« fragte Webberly.
    »Ich«, antwortete Lynley.
    »Bauen Sie nur ja keinen Mist.« Webberly nahm den
    Daily Mirror, warf einen Blick darauf, brummte »Aasgeier« und warf das Blatt wieder auf Lynleys Schreibtisch. Er riß ein Streichholz an. Lynley hob den Kopf, als Webberly die Flamme an eine halbgerauchte Zigarre hielt, die er aus seiner Jackentasche gezogen hatte, und verzog gequält das Gesicht. Dann beugte er sich wieder über die Zeitungen.
    Webberly lief ruhelos im Büro umher. Er fingerte an einem Stapel Akten herum. Er nahm die Kopie eines Berichts aus dem Aktenschrank. Er legte ihn wieder zurück. Er seufzte. Schließlich sagte er: »Hören Sie, mein Junge, mir ist das nicht geheuer.«
    Lynley hob wieder den Kopf.
    »Wir haben eine Meute Journalisten in der Pressestelle, und eine zweite treibt sich draußen vor dem Haus herum. Da steckt mir doch Absicht dahinter. Was also bezwecken Sie damit? Ich frage Sie das, wohlgemerkt, weil Hillier es bestimmt wissen möchte, wenn er hier ankommt und das Presseaufgebot sieht. Womöglich stürzen sich diese Burschen auch noch auf ihn, mein Junge. Das sollten wir tunlichst verhindern.«
    Webberly hatte durchaus nicht unrecht. Sir David Hillier war der Chief Superintendent, und ihm lag viel daran, daß sein CID wie eine gut geölte Maschine funktionierte: effizient, kostensparend und so geräuschlos wie möglich. Die Anwesenheit der Presse würde bei Hillier sofort den Verdacht wecken, daß irgendwo Sand im Getriebe steckte. Und das würde ihn gar nicht freuen.
    »Aber das war doch zu erwarten«, meinte Lynley, während er die Times wieder faltete und sich den Independent vornahm. »Fleming war ein Sportler von nationalem Ansehen. Man konnte doch nicht erwarten, daß die Presse seine Ermordung und die nachfolgenden polizeilichen Ermittlungen ignorieren würde.«
    Eine giftige Rauchwolke waberte zwischen ihm und seinen Zeitungen. Er hüstelte diskret. Webberly reagierte überhaupt nicht.
    »Sie meinen, das sollte ich Hillier sagen«, sagte er.
    »Wenn er danach fragt.« Lynley schlug den Independent auf und murmelte: »Aha«, als er das Foto auf Seite drei sah. Er zeigte umrißhaft Jimmy Coopers Kopf im Fenster des Bentley. Und im Glas spiegelten sich klar und deutlich die silbernen Buchstaben des Emblems vor New Scotland Yard.
    Webberly, der ihm über die Schulter sah, seufzte. »Mir gefällt das alles nicht, mein Junge. Wenn Sie nicht verdammt vorsichtig sind, vermasseln Sie den Fall, noch ehe er vor Gericht kommt.«
    »Ich bin vorsichtig«, erwiderte Lynley. »Aber es ist nun mal eine rein physikalische Frage, ob uns das paßt oder nicht.«
    »Und das heißt?«
    »Wenn man den Druck erhöht, verändert sich die Temperatur«, antwortete Lynley.
    »Das gilt für Flüssigkeiten, Tommy. Hier haben wir es mit Menschen zu tun. Die kochen nicht.«
    »Stimmt. Sie brechen zusammen.«
    Mit einem atemlosen »Ich habe sie alle ergattert, Inspector Lynley«, flitzte Dorothea Harriman mit einem letzten Stapel Zeitungen unter dem Arm ins Büro. »Sun, Express, Telegraph von gestern, ebenso Daily Mail.« Und mit einem demonstrativen Blick auf Webberly fügte sie hinzu: »Sigmund Freud hat am Tag zwölf Zigarren geraucht. Wußten Sie das schon, Superintendent Webberly? Und er ist an Gaumenkrebs gestorben.«
    »Aber bestimmt mit einem Lächeln auf dem Gesicht«, gab Webberly zurück.
    Dorothea Harriman verdrehte die Augen. »Sonst noch etwas, Inspector Lynley?«
    Lynley war drauf und dran, ihr zu sagen, sie sollte ihn nicht dauern mit seinem vollständigen Titel anreden, aber er wußte, es würde zwecklos sein. »Danke, das ist alles, Dee.«
    »Die Pressestelle möchte wissen, ob Sie heute morgen mit den Journalisten sprechen wollen. Was soll ich ihnen sagen?«
    »Daß ich dieses Vergnügen für heute meinen Vorgesetzten überlassen werde.«
    »Sir?« Barbara Havers erschien in einem zerknitterten braunen Kostüm an der Tür. Der Gegensatz zwischen ihr und Webberlys Sekretärin, die in cremefarbenem Crepe mit schwarzer Paspelierung wie aus dem Ei gepellt wirkte, hätte kaum größer sein können. »Wir haben den Jungen hier.«
    Lynley sah auf seine Uhr. Vier Minuten nach zehn. »Gut«, sagte er und nahm seine Brille ab. »Ich komme gleich. Ist sein

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