07 - Asche zu Asche
Anwalt dabei?«
»Ja. Friskin heißt er. Er hat bereits erklärt, unser guter Jimmy habe der Polizei nichts mehr zu sagen.«
»Ach ja?« Lynley nahm sein Jackett von der Stuhllehne und die Akte Fleming vom Schreibtisch. »Das wird sich zeigen.«
Sie machten sich auf den Weg zum Vernehmungszimmer. Während Barbara mit kurzen Schritten neben Lynley herrannte, ging sie anhand ihres Hefts diverse Punkte mit ihm durch und hakte einen nach dem anderen ab. Nkata fragte bei der Videothek in der Berwick Street nach, und ein zweiter Constable höre sich in Clapham um, wo am Mittwoch abend angeblich die Männerparty stattgefunden hatte. Von Inspector Arderey habe man noch immer nichts gehört. Ob Barbara einmal in Maidstone anrufen und den Freunden Beinen mache solle?
»Wenn wir bis heute mittag nichts gehört haben, ja«, antwortete Lynley.
»Gut«, sagte Havers und bog zum Dienstraum ab.
Im Vernehmungszimmer sprang Friskin auf, sobald Lynley die Tür öffnete, und ging ihm eilig entgegen. Mit den Worten:
»Ich hätte Sie gern einen Moment gesprochen, Inspector«, trat er in den Korridor hinaus, wo er beinahe mit einem vorübereilenden Beamten zusammengestoßen wäre. »Ich habe schwerwiegende Vorbehalte hinsichtlich der gestrigen Vernehmung meines Mandanten. Die richterlichen Leitlinien für polizeiliche Vernehmungen verlangen, daß ein erwachsener Vertreter anwesend ist.«
»Sie haben doch das Band gehört, Mr. Friskin. Dem Jungen wurde angeboten, auf einen Anwalt zu warten.«
Friskin kniff die Augen zusammen. »Was glauben Sie denn, einmal ganz ehrlich, wie weit Sie mit diesem lächerlichen Geständnis vor einem ordentlichen Gericht kommen werden?«
»Im Augenblick denke ich noch nicht an ein Gericht. Mir geht es darum, der Wahrheit über Kenneth Flemings Tod auf den Grund zu kommen. Sein Sohn ist in die Sache verwickelt -«
»Dafür gibt es nichts als Indizien. Sie haben nicht einen konkreten Beweis dafür, daß mein Mandant am Mittwoch abend in diesem Haus war.«
»Ich würde gern hören, was er über sein Tun und seinen Aufenthaltsort am Mittwoch abend zu sagen hat. Bisher haben wir nur eine unvollständige Aussage. Sobald er sie ergänzt, werden wir wissen, welchen Kurs wir einzuschlagen haben. Können wir jetzt an die Arbeit gehen, oder möchten Sie noch weiter diskutieren?«
Friskin versperrte ihm den Zutritt zum Zimmer, indem er die Hand auf den Türknauf legte. »Eines möchte ich noch wissen, Inspector. Haben wir Ihnen dieses Spießrutenlaufen heute morgen zu verdanken? Sehen Sie mich nicht an, als wüßten Sie nicht, wovon ich spreche. Die Journalisten haben sich ja wie die Hyänen auf meinen Wagen gestürzt. Sie wußten, daß wir kommen würden. Wer streut die Informationen aus?«
Lynley zog seine Taschenuhr heraus und klappte den Deckel auf. »Sie werden bestimmt nichts drucken, was Sie in Schwierigkeiten bringen könnte.«
Friskin stieß mit spitzem Finger nach ihm. »Versuchen Sie nicht, mich für dumm zu verkaufen, Inspector Lynley. Dann werde ich nämlich dafür sorgen, daß Sie kein einziges Wort mehr von dem Jungen erfahren. Einen Teenager können Sie einschüchtern. Mich nicht. Ist das klar?«
»Völlig, Mr. Friskin. Also, können wir anfangen?«
»Wie Sie wünschen.« Friskin riß die Tür auf und ging weiter zu seinem Mandanten.
Jimmy hing auf demselben Stuhl wie am Vortag und zupfte immer noch am selben T-Shirt. Nichts an ihm war neu, außer daß er statt seinen Doc Martens Turnschuhe ohne Schnürsenkel trug.
Lynley bot ihm zu trinken an. Kaffee, Tee, Milch, Saft. Jimmy schüttelte nur den Kopf. Lynley schaltete den Rekorder ein, gab Datum und Uhrzeit an, nannte die Namen der Anwesenden.
»Lassen Sie mich eines noch einmal klarstellen«, sagte Friskin, geschickt den Vorteil an sich reißend. »Jim, Sie brauchen überhaupt nichts zu sagen. Die Polizei möchte Ihnen den Eindruck vermitteln, daß sie das Kommando hat und Sie deshalb hierher gebracht wurden. Aber damit soll Ihnen nur angst gemacht werden. Dadurch will man Sie glauben machen, die Polizei hätte die Oberhand. Tatsache ist, daß Sie nicht verhaftet sind und nicht unter Anklage stehen, sondern lediglich belehrt wurden. Zwischen diesen drei Dingen besteht ein klarer rechtlicher Unterschied. Wir sind hier, um der Polizei zu helfen und in dem Maß zu kooperieren, wie wir es für angebracht halten; aber wir unterstehen nicht ihrem Befehl. Verstehen Sie das? Wenn Sie nichts sagen möchten, dann brauchen Sie das auch nicht. Sie
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