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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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entnommen hatte. »Lady Helen hat nicht angerufen?«
    »Seit heute morgen nicht mehr.« Denton beschäftigte sich konzentriert mit einem Stäubchen auf seinem Ärmel.
    »Und wann war das?«
    »Wann?« Er überlegte und blickte dabei zur Stuckdecke auf, als hinge dort oben die Antwort. »Ungefähr eine Stunde nachdem Sie und Sergeant Havers gegangen waren.«
    Lynley nahm sein Glas und schwenkte den Whisky darin, während Denton ein Taschentuch herauszog und damit unnötigerweise über die Oberfläche der Anrichte wischte.
    Lynley räusperte sich und versuchte wie beiläufig zu fragen:
    »Wie wirkte sie auf sie?«
    »Wer?«
    »Helen.«
    »Wie sie wirkte?«
    »Ja. Ich denke, meine Frage dürfte klar sein. Wie wirkte sie?«
    Denton runzelte angestrengt die Stirn, aber er trug ein wenig zu dick auf. »Wie sie wirkte - hm - lassen Sie mich überlegen ...«
    »Denton, nun reden Sie schon!«
    »Ja. Ich konnte ja nur nicht -«
    »Verschonen Sie mich! Sie wissen, daß wir Krach hatten. Ich will Sie nicht beschuldigen, an geschlossenen Türen zu lauschen, aber da Sie so prompt erschienen, wissen Sie sehr wohl, daß wir eine Meinungsverschiedenheit hatten. Beantworten Sie also meine Frage. Wie wirkte sie?«
    »Also, eigentlich war sie wie immer.«
    Wenigstens, dachte Lynley, war er so nett, bei dieser Auskunft ein bedauerndes Gesicht zu machen. Aber Denton war, wie sein mehr als buntes Liebesleben bezeugte, kein Mann, der bei Frauen auf die feinen Nuancen zu achten pflegte. Darum hakte Lynley nach.
    »Sie war nicht aufgebracht? Sie wirkte nicht -« Welches Wort suchte er? Nachdenklich? Entmutigt? Entschlossen? Gereizt? Unglücklich? Ängstlich? Jedes davon hätte zutreffen können.
    »Sie war wie immer«, wiederholte Denton. »Sie war ganz Lady Helen.«
    Und das hieß, wie Lynley wußte, daß sie unbekümmert gewirkt hatte. Das war Helen Clydes stärkste Waffe. Sie setzte ihre Unbekümmertheit so wirksam ein wie eine Purdey-Büchse. Mehr als einmal war er in die Schußlinie geraten, und ihre beharrliche Weigerung, sich zu Äußerungen von Unmut oder Zorn herabzulassen, machte ihn immer wieder wütend.
    Zum Teufel damit, dachte er und spülte seinen Whisky hinunter. Er hätte gern hinzugefügt, zum Teufel mit ihr, aber das brachte er nicht fertig.
    »Ist das dann alles, Milord?« fragte Denton mit ausdruckslosem Butlergesicht und in irritierend beflissenem Dienstbotenton.
    »Herrgott noch mal! Lassen Sie Jeeves in der Küche«, knurrte Lynley. »Ja, das ist alles.«
    »Sehr wohl, Mi-«
    »Denton!« warnte Lynley.
    Denton grinste. »In Ordnung.« Er kehrte zu Lynleys Sessel zurück und bemächtigte sich des Whiskyglases. »Dann gehe ich jetzt hinauf. Wie möchten Sie morgen Ihre Eier?«
    »Gekocht«, antwortete Lynley.
    »Keine schlechte Idee.«
    Denton drehte das Bach-Konzert wieder lauter und überließ Lynley seiner Musik und seinen Gedanken.
    Lynley beugte sich über die Morgenzeitungen, die er auf seinem Schreibtisch ausgebreitet hatte, um nachzusehen, welchen Stellenwert die verschiedenen Blätter dem Mordfall Fleming beimaßen, als Superintendent Malcolm Webberly sich zu ihm gesellte, wie stets von dem beißenden Geruch nach Zigarrenqualm begleitet, der ihm überallhin vorauseilte. Lynley brauchte gar nicht erst von seiner Zeitung aufzublicken oder zu warten, bis sein Vorgesetzter etwas sagte, um zu wissen, wer da hereingekommen war. Ohne den Kopf zu heben, brummte er: »Morgen, Sir«, während er den Bericht auf Seite eins der Daily Mail mit denen in der Times (Seite 3), im Guardian (Seite 7) und im Daily Mirror (erste Seite, mit einem riesigen Foto von Jean Cooper, wie sie mit der Einkaufstüte in der erhobenen Hand zu Lynleys Wagen rannte) verglich. Er mußte noch den Independent, den Observer und den Daily Telegraph auswerten, und Dorothea Harriman war unterwegs, um Ausgaben der Sun und des Daily Express aufzutreiben. Soweit bisher zu erkennen, bewegten sich sämtliche Blätter scharf an der Grenze, die ihnen durch das Gesetz über die Mißachtung des Gerichts gesetzt war. Kein deutliches Foto von Jimmy Cooper. Keine Erwähnung seines Namens in Verbindung mit dem bisher anonymen Sechzehnjährigen, der der »Polizei bei ihren Ermittlungen half«. Lediglich eine sorgfältige Aufzählung von Details, auf eine Art präsentiert, die es jedem halbwegs intelligenten Menschen ermöglichte, die Fakten zwischen den Zeilen zu lesen.
    Webberly stellte sich neben ihn, und mit ihm kam der Zigarrengestank, der in Wellen von ihm

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