07 - Asche zu Asche
verhüllte, und Friskin, sein Anwalt, der ihm gerade beschwörend etwas ins Ohr flüsterte, zierten die Titelseite. Sie las den Untertitel und sah, daß die Zeitung das Bild mit Jimmys Besuch im Yard an diesem Morgen verknüpfte und es zur Illustration eines Artikels mit der Überschrift »Yard macht Druck in Cricket-Mord« benutzte.
Barbara überflog die ersten beiden Absätze und sah, mit welcher Raffinesse Lynley die Informationen an die Presse verteilte. Es wimmelte von Worten wie »vermeintlich« und »angeblich«, mehrmals war von »unbestätigten Berichten« und »maßgeblichen Quellen« die Rede. Barbara zupfte an ihrer Unterlippe, während sie las und sich fragte, wie wirksam seine Methode war. Es war, wie Dorothea Harriman gesagt hatte, zu hoffen, daß er wußte, was er tat.
Sie fand ihn im Dienstraum, wo man Fotografien von Flemings Leiche und des Tatorts an einer Pinwand aufgehängt hatte. Er saß da und starrte sie an, während einer der Constables telefonisch verstärkte Überwachung des Hauses in der Cardale Street anforderte und eine Sekretärin wie wild an einem Computer tippte. Ein anderer Constable telefonierte mit Maidstone und sagte gerade: »Würden Sie ihr bitte ausrichten, sie möchte Inspector Lynley anrufen, sobald der Autopsie - ja ... richtig ... okay. Verstanden.«
Barbara ging zu Lynley, der irgend etwas aus einem Plastikbecher trank. Vor ihm lag eine ungeöffnete Packung Jaffa-Kekse. Sie warf einen begehrlichen Blick darauf, sagte sich, ihr Bauch sei für diesen Nachmittag schon dick genug, und ließ sich in einen Sessel fallen.
»Ich habe eben mit Quentin Melvin Abercrombie telefoniert«, sagte sie ohne Einleitung. »Das ist Flemings Anwalt.« Lynley zog eine Augenbraue hoch, ohne jedoch den Blick von den Fotos zu wenden. »Okay, okay. Ich weiß schon. Sie haben mich nicht beauftragt, dort anzurufen. Aber nachdem Maidstone die Zigaretten identifiziert hatte ... Ich weiß nicht, Sir. Ich finde, wir sollten hier sicherheitshalber auch mal ein paar andere Eisen schmieden.«
»Und?«
»Und ich glaube, ich habe was für Sie.«
»Über Flemings Scheidung, nehme ich an?«
»Abercrombie hat mir erzählt, er und Fleming hätten den Scheidungsantrag diesen Mittwoch vor drei Wochen ausgefüllt. Abercrombie hat das Papier am Donnerstag im Somerset House abgegeben, und Jean sollte ihre Kopie und ein Formular, auf dem sie die Zustellung hätte bestätigen müssen, am folgenden Dienstag nachmittag erhalten. Abercrombie sagte, Fleming habe gehofft, die Scheidung werde aufgrund der zweijährigen Trennung durchgehen. In Wirklichkeit war es natürlich eine vierjährige Trennung - wie wir bereits wissen -, aber vor dem Gesetz reichen zwei Jahre Trennung für eine Scheidung aus. Soweit klar?«
»Absolut.«
»Wenn Jean mit der Scheidung einverstanden gewesen wäre, hätte sich die ganze Sache innerhalb von fünf Monaten abwickeln lassen, und Fleming hätte sich danach sofort wieder verheiraten können, was er auch vorhatte, wie Abercrombie meinte. Aber er - Fleming, meine ich - war ziemlich sicher, daß Jean Widerspruch einlegen würde. Das hat er jedenfalls zu Abercrombie gesagt, und deshalb wollte er seiner Frau die Kopie des Scheidungsantrags persönlich übergeben. Rechtlich war das nicht zulässig - die Klage muß vom Gericht zugestellt werden -, aber er wollte unbedingt vorher mit einer Kopie zu ihr gehen, um sie schonend darauf vorzubereiten, was sie zu erwarten hatte.«
»Und? Hat er es getan?«
»Abercrombie glaubt, ja.« Barbara nickte. »Aber als typischer Rechtsanwalt wollte er es natürlich nicht beschwören, weil er es nicht mit eigenen Augen gesehen hat. Wie dem auch sei: Er erhielt an dem betreffenden Dienstag abend eine Nachricht von Fleming, in der dieser ihm mitteilte, daß Jean die Papiere erhalten und es ganz den Anschein habe, als würde sie Widerspruch einlegen.«
»Gegen die Scheidung.«
»Genau.«
»Und wäre er bereit gewesen, es auf einen Prozeß ankommen zu lassen?«
»Abercrombie meint, nein. Er sagt, Fleming habe in der Nachricht, die er ihm hinterlassen hatte, angedeutet, daß er dann eben noch ein Jahr warten müsse, um die Scheidung auch ohne Jeans Zustimmung erwirken zu können. Das ist nach fünfjähriger Trennung möglich. Er hatte das eigentlich nicht gewollt, sagt Abercrombie, aber vor einem Prozeß scheute er zurück. Wegen der Presse und so. Er wollte nicht, daß sein Privatleben von den Medien zerpflückt wird.«
»Das gilt wahrscheinlich vor allem
Weitere Kostenlose Bücher