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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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großzügig mit Marmelade. »Sicher«, stimmte sie zu. »Sie hätten sich darauf verlassen können, daß Mrs. Whitelaw nach Flemings Tod völlig aufgeweicht sein würde.«
    »Also -«
    Barbara hob ihr mit Marmelade beschmiertes Messer, um ihn am Weitersprechen zu hindern. »Aber Fakten bleiben Fakten, ganz gleich, wie gern wir sie so hindrehen würden, daß sie in unsere Theorien passen. Sie wissen doch so gut wie ich, daß Faradays Aussage jeder Nachprüfung standhalten wird. Ich werde gleich morgen früh meine Pflicht tun und Amanda und Co. auf den Zahn fühlen, aber ich wette mit Ihnen, daß die Leutchen alle Faradays Geschichte Punkt für Punkt bestätigen werden. Amanda und ihr Bruder werden uns vielleicht sogar noch jemanden nennen können, den wir zur weiteren Bestätigung anrufen können. Wie zum Beispiel ein Pub mit einem redseligen Barkeeper, wo Amanda und Faraday ein paar Bierchen gekippt haben. Oder einen Nachbarn, der die beiden im Treppenhaus rülpsen hörte oder an die Zimmerdecke klopfte und sich beschwerte, weil die Bettfedern so laut gequietscht haben, als sie von Mitternacht bis Morgengrauen miteinander gebumst haben. Okay, Faraday hat zunächst nicht die Wahrheit gesagt, aber seine Gründe dafür sind verständlich. Sie haben doch Olivia gesehen. Sie hat nicht mehr lange zu leben. Würden Sie an Faradays Stelle ihr weh tun wollen, wenn es nicht unbedingt nötig wäre? Ich hab den Eindruck, Sie wollen ihm unbedingt irgendwelche finsteren Absichten unterjubeln, wo es ihm in Wirklichkeit lediglich darum geht, jemanden zu schützen, der bald sterben wird.«
    Barbara lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und holte einmal tief Atem. Das war die längste Predigt, die sie ihm je gehalten hatte. Sie wartete auf seine Reaktion.
    Lynley trank seinen Tee aus, und sie schenkte ihm noch eine Tasse ein. Zerstreut rührte er um, ohne Zucker und Milch dazuzugeben. Offensichtlich hatte sie ihn mit ihrer Logik nicht überzeugen können, und sie verstand nicht, wie das kam.
    »Schauen Sie doch der Realität ins Auge, Inspector«, sagte sie.
    »Was Faraday uns erzählt hat, wird sich als wahr herausstellen. Wir können natürlich weiterhin in der Geschichte herumstochern, wenn wir das wollen. Wir können sogar drei oder vier Constables auf Faraday ansetzen, um herauszukriegen, was er wirklich treibt, wenn er die Pornoparty als Alibi benützt. Aber am Ende werden wir Flemings Mörder nicht näher sein als zu Beginn. Und uns geht's doch darum, Flemings Mörder zu schnappen. Oder hat sich das Ziel geändert, während ich mal kurz weggeschaut habe?«
    Lynley legte Messer und Gabel auf seinen leeren Teller. Barbara ging in die Küche und holte eine Schale mit nicht mehr ganz taufrischen Weintrauben. Sie rettete, was noch zu retten war, und trug die Trauben zusammen mit einem Stück Cheddar-Käse zum Tisch.
    »Also, meiner Meinung nach müssen wir uns Jean Cooper schnappen«, sagte sie. »Wir müssen sie fragen, warum sie so feindselig ist, wenn es darum geht, der Polizei Informationen zu geben. Zum Beispiel über ihre Ehe. Über Flemings Besuche bei ihr. Über die Scheidungsklage und das Timing, das doch ausgesprochen interessant ist. Ich schlage vor, wir holen sie ab und setzen sie mal für sechs Stunden in den Yard. Wir müssen sie richtig in die Zange nehmen, sie mürbe machen.«
    »Sie kommt bestimmt nicht ohne Anwalt in den Yard, Havers.«
    »Na und, was spielt das schon für eine Rolle? Mit Friskin oder sonst einem, den sie mitbringt, werden wir schon fertig. Aber wir müssen ihr endlich einmal die Hölle heiß machen. Das ist doch der springende Punkt, Inspector, und für meine Begriffe das einzige Mittel, um an die Wahrheit heranzukommen. Denn wenn sie sich nicht einmal davon irritieren läßt, daß ihr Sohn der Presse zum Fraß vorgeworfen wird, muß man ihr eben selbst die Daumenschrauben anlegen, um sie aus der Ruhe zu bringen.«
    Barbara schnitt sich ein Stück Käse ab und aß es mit ihrem letzten Bissen Toast. Sie nahm sich eine Handvoll Trauben und rief voller Entsetzen darüber, wie sauer sie waren: »Puh!« Mit einem »Tut mir leid, war wohl nichts« entfernte sie die Obstschale.
    Lynley nahm sich eine Ecke vom Käse, aber anstatt sie zu essen, benutzte er seine Gabel dazu, sie mit einem geometrischen Muster winziger Löchlein zu verzieren. Als Barbara nahe daran war, alle Hoffnung auf eine Antwort zu ihrem Vorschlag aufzugeben, nickte er, als sei er mit sich selbst zu einem Kompromiß gelangt.
    »Sergeant,

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