Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
und Fotografen sich inzwischen verzogen hatten. »Und was haben Sie diesmal von unserem kleinen Penner erfahren?«
    »Nichts als weitere Bestätigung dafür, daß er seinen Vater nicht getötet hat.«
    »Zu allem anderen hält er dicht?«
    »Im Augenblick, ja.«
    »Mist.« Sie packte einen Streifen Kaugummi aus und schob ihn sich in den Mund. »Warum knöpfen wir sie uns nicht einfach vor? Was bezwecken Sie mit dieser Hintertreppentaktik?«
    »Wir brauchen Beweise, Sergeant.«
    »Die Beweise kriegen wir schon. Das Motiv haben wir. Mittel und Gelegenheit kennen wir ebenfalls. Wir haben genug in der Hand, um sie wenigstens einmal gründlich in die Zange zu nehmen. Sie werden schon sehen, danach ergibt sich alles von selbst.«
    Lynley schüttelte langsam den Kopf. Lange sah er zur Straße hinunter, dann zum Himmel hinauf, der so grau war, als hätte der Frühling sich plötzlich zu einem Moratorium entschlossen.
    »Der Junge muß sie uns nennen«, sagte er schließlich.
    Barbara traute ihren Ohren nicht. Gereizt ließ sie ihren Kaugummi knallen. Diese Zaghaftigkeit war so wenig Lynleys Art, daß sie sich, ein wenig illoyal, fragte, ob seine andauernde Unschlüssigkeit hinsichtlich einer gemeinsamen Zukunft mit Helen Clyde sich nun auch in seine Arbeit einschlich.
    »Sir.« Sie bemühte sich um einen Ton freundschaftlicher Geduld. »Ist das nicht eine etwas unrealistische Erwartung bei einem Sechzehnjährigen? Sie ist schließlich seine Mutter. Kann ja sein, daß sie nicht besonders gut miteinander auskommen, aber ist Ihnen nicht klar, was er sich selbst antäte, wenn er sie als Mörderin seines Vaters anzeigen würde? Und glauben Sie nicht, er weiß genau, was er sich damit einhandelte?«
    Lynley rieb sich nachdenklich das Kinn. Barbara fühlte sich dadurch ermutigt, fortzufahren.
    »Er würde dann innerhalb einer Woche beide Eltern verlieren. Glauben Sie im Ernst, daß er das freiwillig tun wird? Trauen Sie ihm zu, daß er seine beiden Geschwister - ganz zu schweigen von ihm selbst - praktisch zu Waisen machen möchte? Die dann einen gerichtlichen Vormund bekommen? Ist das nicht verdammt viel verlangt von so einem Jungen? Setzen wir ihm da nicht weit mehr zu, als unbedingt nötig?«
    »Das kann schon sein, Havers«, antwortete Lynley.
    »Na also. Dann -«
    »Aber leider müssen wir Jimmy Cooper so stark unter Druck setzen, wenn wir die Wahrheit herausbringen wollen.«
    Barbara wollte gerade zum großen Widerspruch ansetzen, als Lynley an ihr vorbei zur Tür sah und sagte: »Ja, Dee. Was gibt's denn?«
    Dorothea Harriman, an diesem Nachmittag ein Traum in Blau, antwortete: »Superintendent Webberly möchte Sie und Sergeant Havers sprechen. Soll ich ihm sagen, Sie seien gerade gegangen?«
    »Nein, nein. Wir kommen.«
    »Sir David ist bei ihm«, fügte Dorothea Harriman hinzu. »Er war derjenige, der die Besprechung veranlaßt hat.«
    »Hillier«, stöhnte Barbara. »Gott sei uns gnädig! Sir, das dauert mindestens zwei Stunden, wenn der erst richtig in Fahrt kommt. Wollen wir uns nicht doch lieber drücken, solange es noch geht? Dee kann uns entschuldigen.«
    Dorothea Harriman lächelte. »Ich tu's mit Vergnügen, Inspector. Er ist heute übrigens in Anthrazitgrau gewandet.«
    Barbara sank noch tiefer in ihren Sessel. Sir David Hilliers anthrazitgraue Anzüge, nach Maß geschneidert und wie angegossen sitzend, mit messerscharfen Falten überall dort, wo Falten sein mußten, ansonsten absolut falten-, flecken- und fusselfrei, waren in New Scotland Yard Legende. Wenn Hillier einen seiner anthrazitgrauen Anzüge trug, hieß das, daß er seine Machtposition als Chief Superintendent demonstrieren wollte. Immer war er dann »Sir David«, während er an jedem anderen Tag einfach »Der Chef« war.
    »Sind sie in Webberlys Büro?« fragte Lynley.
    Dorothea Harriman nickte und ging voraus.
    Hillier und Webberly saßen an dem runden Tisch in der Mitte von Webberlys Büro, und schon auf den ersten Blick war klar, worüber Hillier mit Lynley und Barbara zu sprechen wünschte. Auf dem Tisch häuften sich die Tageszeitungen wie bei einem Schauspieler am Morgen nach der Premiere. Und während Hillier zeigte, was sich gehörte, indem er in Anwesenheit einer Dame aus seinem Sessel aufstand, sah Barbara, daß er nicht nur die Blätter dieses Tages, sondern auch die des vorangegangenen vor sich liegen hatte.
    »Inspector, Sergeant«, grüßte Hillier.
    Webberly hievte sich schwerfällig aus seinem Sessel und ging zur Tür, um sie zu

Weitere Kostenlose Bücher