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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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sprechen fortfuhr, begriff sie auch, warum.
    »Unseren Freunden von der Presse zufolge«, sagte er und wies mit gepflegter Hand auf die Zeitungen, »haben Sie ein Geständnis, Inspector. Ich habe heute morgen entdeckt, daß dies nicht nur im ganzen Haus bekannt ist, sondern auch in der Öffentlichkeit. Ich vermute, Sie wissen das nicht nur, sondern es entspricht genau Ihrer Absicht, daß das durchgesickert ist. Habe ich recht?«
    »Dieser Schlußfolgerung würde ich nicht widersprechen«, antwortete Lynley.
    Hillier war offensichtlich nicht erfreut über diese Erwiderung. »Dann hören Sie mir jetzt mal zu«, sagte er. »Man äußert auf allen Ebenen ernste Besorgnis über die Effizienz in der Durchführung dieser Ermittlungen. Und mit gutem Grund.«
    Lynley sah Webberly an. »Sir?«
    Webberly schob seine Zigarre von einem Mundwinkel in den anderen. So, wie es Hilliers Aufgabe war, dafür zu sorgen, daß sich das CID und andere Abteilungen nicht gegenseitig ins Gehege kamen, war es Webberlys Aufgabe, als eine Art Entstörer zwischen den Beamten seiner Abteilung und Hillier zu wirken. Bei dieser Aufgabe hatte er heute versagt, und es war ihm anzusehen, daß er daran nicht gern erinnert wurde. Er wußte natürlich auch, was Lynleys kurze Frage beinhaltete: Auf wessen Seite stehen Sie? Habe ich Ihre Unterstützung? Sind Sie bereit, eine schwierige Position zu vertreten?
    Er sagte unwirsch: »Ich stehe hinter Ihnen, mein Junge. Aber der Chief Super« - Webberly hatte Hillier noch nie Sir David genannt - »braucht etwas, womit er arbeiten kann, wenn wir von ihm erwarten, daß er zwischen der Öffentlichkeit und den Oberen vermittelt.«
    »Warum haben Sie gegen diesen Jungen noch keine Anklage erhoben?« fragte Hillier, augenscheinlich zufrieden mit der Position, die Webberly eingenommen hatte.
    »So weit sind wir noch nicht.«
    »Warum, zum Teufel, haben Sie dann die Pressestelle dazu getrieben, Informationen freizugeben, die nur als Hinweis auf eine bevorstehende Verhaftung ausgelegt werden können? Ist das vielleicht ein Spiel, dessen Regeln nur Sie allein kennen? Ist Ihnen eigentlich klar, wie die Fakten dieses Ermittlungsverfahrens interpretiert werden, Inspector? Und zwar von aller Welt, vom Deputy Commissioner bis zu den Fahrkartenverkäufern in der Untergrundbahn. ›Wenn die Polizei ein Geständnis hat, wenn sie die Beweise hat, wieso reagiert sie dann nicht?‹ Können Sie mir sagen, wie ich diese Frage beantworten soll?«
    »Indem Sie erklären, was Sie bereits wissen: daß ein Schuldbekenntnis noch lange kein brauchbares Geständnis darstellt«, versetzte Lynley. »Das eine hat uns der Junge gegeben. Das andere nicht.«
    »Sie bringen ihn in den Yard. Sie kommen nicht weiter mit ihm. Sie schicken ihn wieder nach Hause. Sie wiederholen diesen Prozeß ein zweites und ein drittes Mal, ohne daß etwas dabei herauskommt. Wobei sich Ihnen die Reporter wie eine Meute Hunde an die Fersen heften. Und am Ende stehen Sie - und damit natürlich auch wir - als völlig inkompetent da, weil Sie unfähig sind - oder sollte ich vielleicht sagen: nicht bereit, Inspector? -, etwas Entscheidendes zu unternehmen. Es sieht aus, als ließen Sie sich von einem sechzehnjährigen Früchtchen, das dringend ein Bad benötigte, zum Narren halten.«
    »Das läßt sich nicht ändern«, meinte Lynley. »Und ich kann, offen gesagt, nicht recht verstehen, warum es Sie so sehr stört, Chief Superintendent Hillier, wenn es mich nicht stört.«
    Barbara zuckte innerlich zusammen. Total daneben, dachte sie, während Hilliers Gesicht die Farbe einer reifen Pflaume annahm.
    »Ich trage die Verantwortung, verdammt noch mal«, sagte er heftig. »Darum stört es mich. Und wenn Sie den Fall nicht bald zum Abschluß bringen können, sollten wir ihn vielleicht einem anderen Beamten übergeben.«
    »Das liegt selbstverständlich bei Ihnen«, erwiderte Lynley.
    »Zum Glück, ja.«
    »David«, sagte Webberly hastig, in einem Ton, der bittend und mahnend zugleich war. Halte dich da raus, besagte er, laß mich das machen. Hillier gab mit einem kurzen Blick seine Zustimmung. »Niemand möchte Sie ablösen, Tommy. Niemand stellt Ihre Kompetenz in Frage. Aber die Art des Verfahrens löst einiges Unbehagen aus. Ihr Umgang mit der Presse ist, gelinde gesagt, ungewöhnlich, und das erregt natürlich Aufsehen.«
    »Wie beabsichtigt«, sagte Lynley.
    »Darf ich Sie vielleicht darauf aufmerksam machen«, warf Hillier ein, »daß es bisher erwiesenermaßen noch nie etwas

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