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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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auf die Sun. Das blonde Haar fiel ihm in die Stirn, und er strich es mit der Hand zurück.
    »Sie haben mich mißverstanden«, erwiderte er. »Ich brauche keine Zeit zum Nachdenken.«
    »Was denn?«
    »Ich dachte, das läge auf der Hand. Wir warten darauf, daß der Mörder oder die Mörderin mit Namen identifiziert wird. Und das braucht seine Zeit.«
    »Wie lang denn noch, verdammt noch mal?« rief Barbara gereizt. Ihre Stimme drohte umzukippen, und sie hatte Mühe, sie zu beherrschen. Er ist wirklich total von der Rolle, dachte sie wieder. »Inspector, ich möchte Ihnen wirklich nicht zu nahe treten, aber wäre es vielleicht möglich, daß Jimmy« - sie suchte verzweifelt nach einem neutralen Wort, fand keines und sagte daher -, »daß Jimmys Konflikt mit seiner Mutter Sie persönlich berührt? Wäre es möglich, daß Sie ihm und Jean Cooper so viel Spielraum lassen, weil - na ja, weil Sie das alles sozusagen aus eigener Erfahrung kennen?« Sie zog hastig an ihrer Zigarette, Asche fiel zu Boden, und sie trat sie verstohlen mit dem Fuß in den Teppich.
    »Sozusagen? Wie meinen Sie das?« fragte Lynley freundlich.
    »Ich spreche von Ihnen und Ihrer Mutter. Ich meine, eine Zeitlang waren Sie doch -« Sie seufzte, dann platzte sie einfach damit heraus. »Sie und Ihre Mutter waren doch jahrelang über Kreuz, oder nicht? Vielleicht kommt Ihnen das alles bekannt vor, wenn Sie an Jimmy und seine Mutter denken. Ich meine ...« Sie schaufelte sich ihr eigenes Grab, und obwohl sie es wußte, schaffte sie es nicht, den Spaten aus der Hand zu legen.
    »Vielleicht denken Sie, daß Sie mit der Zeit etwas fertiggebracht hätten, was Jimmy Cooper nicht schafft, Sir.«
    »Ach so«, sagte Lynley. Er legte die letzte Zeitung in den Karton. »Da täuschen Sie sich.«
    »Mit anderen Worten, auch Sie wären davor zurückgeschreckt, Ihre Mutter als Mörderin hinzustellen?«
    »Das wollte ich damit nicht sagen, obwohl es wahrscheinlich richtig ist. Ich wollte sagen, daß Sie sich in Ihren Vermutungen über das, was ich denke, täuschen. Und darüber, wer in diesem Fall was schaffen muß.«
    Er hob den Karton mit den Zeitungen auf. Sie nahm den Stapel Akten und folgte ihm zur Tür hinaus, obwohl sie nicht wußte, wohin sie diese Papierberge tragen wollten.
    »Um wen geht es dann?« fragte sie. »Wer muß denn nun was schaffen?«
    »Jimmy ist es jedenfalls nicht«, antwortete Lynley. »Es ist nie um Jimmy gegangen.«

22
    Sehr langsam faltete Jean Cooper das letzte Stück aus dem Wäschekorb. Nicht weil es schwierig war, das Pyjamaoberteil eines Achtjährigen zu falten, nein. Aber wenn die Wäsche erledigt war, blieb Jean kein Grund mehr, nicht zu ihren Kindern ins Wohnzimmer zu gehen, wo diese seit einer halben Stunde vor dem Fernsehapparat saßen.
    Während sie in der Küche Wäsche in die Waschmaschine stopfte, versuchte sie zu hören, was sie miteinander sprachen. Aber sie waren so still wie Trauernde bei einer Totenwache.
    Jean konnte sich nicht genau erinnern, ob ihre Kinder beim Fernsehen immer so stumm gewesen waren. Sie glaubte es jedenfalls nicht. Sie meinte, sich an gelegentliches Protestgeheul erinnern zu können, wenn der eine oder andere umgeschaltet hatte; an ein gelegentliches Lachen über einen uralten Benny-Hill-Sketch. Sie meinte sich entsinnen zu können, daß Stan Fragen zu stellen pflegte und Jimmys Antworten darauf häufig von Shar angezweifelt worden waren. Doch so undeutlich diese Erinnerungen waren, so klar sah Jean jetzt, daß all diese Reaktionen ihrer Kinder, jeder Austausch zwischen ihnen sich außerhalb ihrer eigenen Erlebniswelt abgespielt hatten; daß sie immer nur außenstehende Beobachterin gewesen war und niemals aktiv Anteil genommen hatte. Und so, das erkannte sie nun mit langsam heraufziehendem Verständnis, hatte sie sich als Mutter verhalten, seit Ken sie verlassen hatte.
    Die Parole »Das Leben geht weiter« hatte sie in den letzten Jahren zum Vorwand genommen, um sich ihren Kindern zu entziehen. »Das Leben geht weiter« hieß, daß sie wie immer zur Arbeit in Crissy 's Café ging, morgens um Viertel nach drei aufstand, vor vier aus dem Haus ging und mittags rechtzeitig wieder nach Hause kam, um die fürsorgliche Mutter zu spielen. Sie fragte nach den Hausaufgaben. Sie sorgte dafür, daß die Kinder immer sauber angezogen waren. Sie kochte. Sie hielt das Haus in Ordnung. Sie sagte sich, sie sei ihnen eine gute Mutter: jeden Tag eine warme Mahlzeit; hin und wieder ein Kirchgang; zu Weihnachten ein

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