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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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geschmückter Baum; zum Ostersonntag Besuch bei den Großeltern; Taschengeld; kleine Überraschungen. Aber bei ihren Bemühungen, ihnen ein normales Leben zu schaffen, begleitete sie immer das Wissen, daß auch sie, genau wie Ken, ihre Kinder verlassen hatte. Nur auf eine heimtückischere Art. Ihr Körper war in dem Haus in der Cardale Street geblieben - so daß ihre Kinder glauben konnten, sie hätten noch immer wenigstens einen Elternteil, auf dessen Liebe Verlaß war -, aber ihr Herz und ihre Seele waren wie Federn im Wind am selben Tag fortgeflogen, an dem Ken gegangen war.
    Daß sie ihren Mann mehr liebte als die drei Kinder, die als Folge dieser Liebe zur Welt gekommen waren, das war seit langem Jeans wohlgehütetes häßliches Geheimnis. Meistens ignorierte sie es. Vor allem, weil sie den brennenden Schmerz nicht ertragen konnte, der von ihrem Herzen bis hinab in ihren Schoß zog; eine quälende Sehnsucht, wenn sie nur seinen Namen hörte oder las oder seine Stimme am Telefon vernahm. Und auch weil sie wußte, daß es eine Sünde war, den Mann mehr zu lieben als die Kinder, die sie mit ihm gezeugt hatte; eine so schwere, gegen alles Natürliche verstoßende Sünde, daß sie Vergebung niemals erwarten konnte.
    Das Mindeste, was sie tun könne, hatte sie sich gesagt, war, ihre Kinder nichts merken zu lassen. Niemals sollten sie erfahren, daß sie sich nur noch wie eine leere Hülle vorkam. Darum kam sie ihrer Verantwortung als Mutter mit besonderem Pflichtbewußtsein nach, entschlossen, ihre Kinder nicht zu enttäuschen.
    Aber trotz aller Anstrengung, ihrer Rolle gerecht zu werden, hatte sie, das erkannte sie jetzt, ihre Kinder genauso im Stich gelassen wie Ken, weil sie mit ihrem sturen Weiterwursteln das gleiche von ihnen verlangt hatte. Wenn sie die Mutter spielen mußte, ohne auch nur einmal der Verzweiflung über die Trennung von Ken ins Auge zu sehen, dann konnten die Kinder ebensogut ihre Rollen als Kinder spielen. Irgendwie würden sie sich so schon alle miteinander durchbeißen.
    Sie legte Stans Pyjamaoberteil weg und nahm den ganzen Stapel Wäsche hoch. Am Fuß der Treppe zögerte sie. Stan hockte auf dem Boden zwischen dem Sofa und dem Couchtisch. Seine Wange war an Jimmys Knie gedrückt. Shar saß Schulter an Schulter mit ihrem Bruder und hielt den Ärmel seines T-Shirts. Sie waren im Begriff, ihn zu verlieren, und sie wußten es. Jean brannten die Augen, als sie sah, wie sie sich an ihm festhielten, als könnten sie allein durch ihr Anklammern den Verlust verhindern.
    »Kinder«, sagte sie, aber es klang zu scharf.
    Shar und Stan sahen hastig zu ihr hin. Stan legte seinen Arm fester um Jimmys Bein. Jean wußte, daß sie dabei waren, sich zu wappnen, und sie fragte sich, wann sie gelernt hatten, so auf den Ton ihrer Stimme zu reagieren. Sie bemühte sich, ihn zu ändern, und sagte mit einer Sanftheit, von der sie spürte, daß sie aus Erschöpfung und Verzweiflung geboren war: »Heute abend gibt's Fischstäbchen und Pommes frites. Und Cola dazu.«
    Stans Gesicht hellte sich auf. »Cola!« rief er und sah seinen Bruder erwartungsvoll an, doch Jimmy reagierte gar nicht auf diese erfreuliche Neuigkeit. Nur Shar sagte ernst und höflich:
    »Mmh, Cola, wie schön, Mam. Soll ich den Tisch decken?«
    »Ja, tu das, Schatz«, antwortete Jean.
    Sie trug die Wäsche nach oben und verteilte alles ohne Eile in die verschiedenen Schubladen. Im Zimmer der Jungen setzte sie Stans Regiment von Teddybären schön ordentlich aufs Bett. Sie ordnete die Bücher und die Comic-Hefte auf dem schmiedeeisernen Regal. Sie hob einen Schnürsenkel auf. Sie faltete einen Pullover. Sie schüttelte die Kopfkissen auf den Betten der Jungen auf. Hauptsache, man tat etwas. Tu was, beweg dich, denk nicht nach, stell keine Fragen, und vor allem: Frag nicht, warum.
    Abrupt setzte sich Jean auf Jimmys Bett nieder.
    »Die Polizei behauptet, er lügt«, hatte Mr. Friskin ihr berichtet. »Sie sagen, er sei nie in dem Haus in Kent gewesen, aber glauben Sie mir, sie werden nicht lockerlassen. Sie sind fest entschlossen, ihn weiter unter Druck zu setzen.«
    Jean hatte wie eine Ertrinkende nach diesem Strohhalm gegriffen. »Aber wenn er lügt -«
    »Sie behaupten, daß er lügt. Es ist ein Unterschied, was sie uns gegenüber behaupten und was sie tatsächlich wissen. Die Polizei hat eine ganze Kiste voll Tricks, mit denen sie Verdächtige zum Reden bringt, und wir müssen gewärtig sein, daß auch dies so ein Trick ist.«
    »Aber wenn es keiner

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