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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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und Schwäche zu kämpfen wie nie zuvor. Ich sagte mir, es sei die Erschöpfung, und Chris, der selbst bis in den Nachmittag hinein schlief und nur zweimal kurz aufstand, um die Hunde rauszulassen, bestätigte mir diese Diagnose.
    Ich erwartete eigentlich, im Lauf dieses Tages von meiner Mutter zu hören. Ich hatte den ersten Schritt getan. Ganz sicher würde sie den zweiten tun, um mir entgegenzukommen. Aber jedesmal, wenn das Telefon läutete, war es ein Anruf für Chris.
    Es gab natürlich für Mutter keinen akuten Anlaß, mich anzurufen. Und sie war ja auch die ganze Nacht auf gewesen, genau wie wir, so daß auch sie wahrscheinlich den Tag brauchte, um den Schlaf nachzuholen. Oder wenn nicht, so war sie zweifellos in die Druckerei gefahren, um sich ums Geschäft zu kümmern. Ich würde ein paar Tage verstreichen lassen, beschloß ich. Dann würde ich sie anrufen und zum Essen auf das Boot einladen. Oder noch besser, ich würde warten, bis Kenneth aus Griechenland zurück war. Ich würde seinen Urlaub als Vorwand für einen Anruf benutzen. Ich wollte ihn kennenlernen und daher alle zum Essen einladen, würde ich sage. Wie hätte ich Mutter besser beweisen können, daß ich die lange Zeit der Feindschaft zwischen uns endlich beenden wollte und daß es mir fern lag, über ihre Beziehung zu einem weit jüngeren Mann zu urteilen. Vielleicht, dachte ich mir, wäre es ganz gut, wenn ich mich vorher ein bißchen mit den aktuellen Neuigkeiten aus der Cricket-Landschaft vertraut machte. Ich würde ja schließlich auch in der Lage sein wollen, mich mit Kenneth zu unterhalten, wenn ich ihn endlich kennenlernte.
    Als Chris am nächsten Tag mit den Hunden ausging, bat ich ihn, mir eine Zeitung mitzubringen. Er kehrte mit der Times und der Daily Mail zurück. Ich blätterte gleich nach hinten zum Sportteil und nahm mir die Cricket-Berichte vor.
    Nottinghamshire führte die Meisterschaftstabelle an. Drei Schlagmänner von Derbyshire hatten im letzten von vier Spielen gegen Worcestershire jeweils hundert Läufe erzielt. Die Universität Cambridge hatte Surrey haushoch geschlagen. Der nationale Cricket-Verb and hatte eine außerordentliche Konferenz angesetzt, um über die Zukunft des Cricket-Sports in England zu sprechen. Die englische Nationalmannschaft und die bevorstehenden Vergleichsspiele zwischen England und Australien wurden lediglich in einem Artikel über die unterschiedliche Wesensart der Mannschaftskapitäne der beiden Teams gewählt:
    Englands Guy Mollison - jovial, den Medien gegenüber aufgeschlossen - im Gegensatz zu Australiens Henry Church - kurz angebunden und zugeknöpft. Das war doch ein Thema, über das man sich unterhalten konnte. Ich könnte beispielsweise, um das Eis zu brechen, sagen: Ach, Kenneth, finden Sie eigentlich den Mannschaftskapitän der Australier auch so schwierig, wie die Zeitungen immer behaupten?
    Ich mußte lachen, als mir bewußt wurde, daß ausgerechnet ich mir über Small talk Gedanken machte. Was war denn plötzlich mit mir los? Ich überlegte mir tatsächlich, wie ich einem anderen die Befangenheit nehmen konnte. Wann in meinem Leben hatte ich mir darüber je den Kopf zerbrochen? Obwohl Kenneth mir bis zu dem Tag, an dem er bei Mutter in Ungnade gefallen war, meine Teenagerzeit zur Hölle gemacht hatte, wünschte ich mir, er würde mich mögen, wünschte ich mir, wir würden alle gut miteinander auskommen. Was, zum Teufel, ging hier vor? Wo waren Groll, Mißgunst und Mißtrauen geblieben?
    Ich schleppte mich in die Toilette, um mich einmal gründlich im Spiegel anzusehen, da ich meinte, wenn ich nicht wie früher schon beim bloßen Gedanken an Mutter innerlich kochte, müßte ich mich auch äußerlich verändert haben. Das war nicht der Fall. Und selbst mein Aussehen verwirrte mich. Das Haar war dasselbe, ebenso der Nasenring, die Ohrstecker, die dicken schwarzen Striche, mit denen ich noch jeden Morgen mühevoll meine Augen umrandete. Äußerlich war ich dieselbe, die von Miriam Whitelaw immer nur als Luder und blöde Kuh gedacht hatte. Aber in meinem Herzen hatte sich etwas verändert, auch wenn meine äußere Erscheinung das nicht widerspiegelte. Es war, als wäre ein Teil von mir verschwunden.
    Was den Sinneswandel in mir bewirkt hatte, erklärte ich mir, war Mutters Veränderung. Sie hatte nicht gesagt: Du bist schon vor Jahren für mich gestorben, Olivia. Oder: Nach allem, was du getan hast, Olivia ... Nein, sie hatte mich statt dessen bedingungslos akzeptiert. Diese Geste

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