Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
können doch nicht im Ernst glauben, daß Gabriella ... Das ist wirklich sehr unwahrscheinlich, Inspector.«
    »Wer außer Ihnen und Fleming wußte, daß sie sich in Ihrem Haus aufhielt?«
    »Die Nachbarn vermutlich. Der Briefträger. Der Milchmann. Die Leute aus Lesser Springburn, wenn sie sich im Dorf sehen ließ.«
    »Ich meine, hier in London.«
    »Niemand«, antwortete sie.
    »Außer Ihnen.«
    Ihr Gesichtsausdruck war ernst, aber nicht pikiert. »Das ist richtig«, bestätigte sie. »Niemand außer mir. Und Ken.«
    Sie begegnete Lynleys Blick, als warte sie auf die Anschuldigung. Lynley sagte nichts. Sie hatte behauptet, Kenneth Fleming sei ihr so nahegestanden wie ein Sohn. Er machte sich dazu seine eigenen Gedanken.
    »Ah. Hier ist was«, sagte Barbara Havers. Sie schlug ein schmales Heftchen auf, das sie aus einer der Jackentaschen gezogen hatte. »Flugtickets«, sagte sie und blickte auf. »Nach Griechenland.«
    »Steht das Flugdatum darauf?«
    Barbara hielt die Karten ans Licht. Mit gekrauster Stirn überflog sie das Geschriebene. »Hier. Ja. Sie sind für -« Sie rechnete lautlos nach. »Vergangenen Mittwoch.«
    »Er muß sie vergessen haben«, sagte Miriam Whitelaw.
    »Oder er hatte nie die Absicht, sie mitzunehmen.«
    »Aber er hatte doch sein Gepäck dabei, Inspector«, entgegnete Miriam Whitelaw. »Ich habe gesehen, wie er packte. Ich habe ihm geholfen, die Sachen zum Wagen zu bringen. Am Mittwoch, Mittwoch abend.«
    Barbara schlug sich mit den Tickets nachdenklich auf die offene Hand. »Vielleicht hat er sich's plötzlich anders überlegt. Die Reise aufgeschoben. Das wäre auch eine Erklärung dafür, warum der Sohn nicht angerufen hat, als Fleming nicht kam, um ihn abzuholen.«
    »Aber es ist keine Erklärung dafür, warum er gepackt hat, als hätte er vor zu fliegen«, insistierte Miriam Whitelaw. »Oder warum er sagte: ›Ich schreibe dir eine Ansichtskarte aus Mykonos‹, bevor er abgefahren ist.«
    »Das ist doch ganz einfach«, versetzte Barbara. »Aus irgendeinem Grund wollte er Sie in dem Glauben lassen, er flöge nach Griechenland. An jenem Abend.«
    »Oder vielleicht sollten Sie nicht wissen, daß er zuerst nach Kent wollte«, fügte Lynley hinzu.
    Er wartete, während Miriam Whitelaw versuchte, sich mit diesen Hypothesen auseinanderzusetzen. Daß es sie Anstrengung kostete, zeigte sich in dem gequälten Ausdruck ihres Gesichts. Sie bemühte sich erfolglos, eine Miene aufzusetzen, die ihnen suggerieren sollte, die Tatsache, daß Kenneth Fleming sie belogen hatte, habe sie nicht überrascht.
    Wie ein Sohn, dachte Lynley. Und fragte sich, ob die Lüge Kenneth Fleming für Miriam Whitelaw mehr oder weniger sohnähnlich machte.

Olivia
    Immer wenn die Ausflugsdampfer vorbeifahren, fühle ich, wie unser Hausboot auf dem Wasser ganz leicht hin und her schwankt. Chris behauptet, ich bilde mir das ein, unser Boot sei so stabil, daß es kaum ins Schwanken zu bringen ist. Trotzdem, ich schwöre, ich kann's fühlen, dieses Schwappen des Wassers. Wenn ich im Bett liege und das Zimmer dunkel ist, dann ist es wie im Mutterleib, so stell ich mir das vor.
    Weiter unten, in Richtung Regent's Park, gibt es viele Hausboote. Sie sind bunt bemalt und auf beiden Seiten des Kanals aufgereiht wie die Eisenbahnwaggons. Die Touristen, die in den Regent's Park oder zur Camden-Schleuse wollen, fotografieren sie immer gern. Wahrscheinlich versuchen sie, sich vorzustellen, wie das wohl ist, mitten in einer Großstadt auf einem Hausboot zu leben.
    Unser Boot wird nicht oft fotografiert. Chris hat beim Bau mehr aufs Praktische geachtet als aufs Pittoreske. Es ist also nichts Spektakuläres, aber als Zuhause ist es nicht übel. Ich bin meistens hier. Ich sehe Chris zu, wenn er die Skizzen für seine Formen macht. Ich kümmere mich um die Hunde.
    Chris ist noch nicht wieder zurück. Ich hab gleich gewußt, daß er ewig ausbleiben würde. Wenn er bis zum Park gekommen und mit den Hunden reingelaufen ist, wird's Stunden dauern, bis er wieder da ist. Aber dann bringt er auch was zu essen mit. Leider wird's wohl was Indisches sein. Er vergißt bestimmt, daß ich das nicht mag. Aber ich werd's ihm nicht übelnehmen. Ihm geht eine Menge im Kopf herum.
    Mir allerdings auch.
    Dauernd sehe ich sein Gesicht vor mir. Früher wäre ich da total ausgeflippt - bei dem Gedanken, daß ein Mensch, den ich nicht mal kenne, die Frechheit besitzen könnte, eine moralische Forderung an mich zu stellen, von mir zu verlangen, daß ich Prinzipien

Weitere Kostenlose Bücher