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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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habe, Herrgott noch mal! Aber es ist verrückt, diese unausgesprochene Forderung hat mir ein ganz eigenartiges Gefühl von Frieden gebracht. Chris würde sagen, das kommt daher, daß ich endlich eine Entscheidung getroffen habe und danach handle. Vielleicht hat er recht. Natürlich habe ich überhaupt keine Lust, meine dreckige Wäsche vor Ihnen zu waschen, aber ich sehe sein Gesicht immer wieder - ich sehe es dauernd -, und es hat mich im Grunde gezwungen, der Tatsache ins Auge zu sehen, daß ich, wenn ich mich schuldig erkläre, auch ausführen muß, wie und warum.
    Sehen Sie, ich war für meine Eltern eine ziemliche Enttäuschung, auch wenn meine Einstellung und mein Verhalten meine Mutter weit stärker tangiert haben als Dad. Damit will ich sagen, daß Mutter in ihren Reaktionen auf mich weit direkter war. Sie verpaßte mir ein Etikett: So eine Enttäuschung. Sie sprach davon, mit mir nichts mehr zu tun haben zu wollen. Und sie ging mit den Schwierigkeiten, die ich ihr machte, auf ihre gewohnte Art um: indem sie sich ablenkte.
    Sie spüren wohl meine Bitterkeit, nicht? Sie werden mir wahrscheinlich nicht glauben, wenn ich sage, daß ich heute kaum noch etwas davon empfinde. Aber damals, ja. Ich war total verbittert. Meine ganze Kindheit hindurch hatte ich zusehen müssen, wie sie von dieser Tagung zu jener Wohltätigkeitsveranstaltung rannte, mußte mir ihre Geschichten von den Armen, doch Ach-so-Begabten in ihrer fünften Englischklasse anhören und bemühte mich verzweifelt und mit allen möglichen Mitteln, die sämtlich unter der Überschrift »Olivia ist wieder einmal schwierig« zusammengefaßt wurden, ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Schwierig war ich tatsächlich. Mit zwanzig war ich so wütend wie ein in die Enge getriebenes Warzenschwein, und ungefähr ebenso attraktiv. Und Richie Brewster benutzte ich dazu, Mutter meine Wut mitzuteilen. Aber das erkannte ich damals nicht. Damals glaubte ich, es sei Liebe.
    Ich begegnete Richie an einem Freitagabend in Soho. Er war Saxophonist in einem Nachtklub namens Julip's. Den Laden gibt's heute nicht mehr, aber Sie erinnern sich wahrscheinlich daran, ungefähr dreißig Quadratmeter voller Zigarettenqualm, Schweiß und Gedränge in einem Keller in der Greek Street. Damals hatten sie blaue Lampen an der Decke, das war der letzte Schrei, obwohl in dem Licht alle aussahen wie Junkies, die dringend einen Schuß brauchten. Ab und zu ließ sich da auch mal eines der weniger bedeutenden Mitglieder der königlichen Familie sehen, und man traf fast immer irgendwelche Schauspieler, Maler oder Schriftsteller. Es war die Kneipe für Leute, die sehen und gesehen werden wollten.
    Ich wollte keines von beiden. Ich war mit Freunden dort. Wir waren zu einem Konzert in Earl's Court von der Uni nach London gekommen, vier zwanzigjährige Mädchen, die sich vor den Prüfungen einen netten Abend machen wollten.
    Im Julip's landeten wir nur durch Zufall. Draußen standen sie Schlange, um reinzukommen, also stellten wir uns dazu, um zu sehen, was da lief. Wir entdeckten ziemlich schnell, daß ungefähr ein halbes Dutzend Joints im Umlauf waren. Und rauchten mit.
    Heute ist Cannabis für mich Lethe, der Strom des Vergessens. Wenn die Zukunft am dunkelsten aussieht, rauche ich und lasse mich davontreiben. Aber damals war es der Schlüssel zur Lebenslust. Es war herrlich, high zu sein. Ein paar Züge und ich war jemand völlig Neues: Liv Whitelaw, die Gesetzlose, unerschrocken und aufsehenerregend. Natürlich war ich diejenige, die ausfindig machte, woher das Gras kam: von drei Typen aus Wales, Medizinstudenten, die in der Großstadt was erleben wollten. An Alkohol und Stoff fehlte es ihnen offensichtlich nicht. Nur Frauen suchten sie noch. Als sie uns trafen, hatten sie dieses Problem auch gelöst.
    Aber von den Jungs gefiel mir keiner. Zwei waren mir zu klein. Und der Dritte roch ganz widerlich aus dem Mund. Meine Freundinnen konnten die Kerle haben.
    Zwei meiner Freundinnen hatten das Julip's schon verlassen, hatten sich mit einem »Wir sehen uns in Cambridge, Liv« von mir verabschiedet, als die Band Pause machte. Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück und steckte mir eine Zigarette zwischen die Lippen. Richie Brewster gab mir Feuer.
    Wie albern und banal er mir jetzt erscheint, dieser Moment, als ungefähr fünfzehn Zentimeter von mir entfernt das Feuerzeug aufflammte und sein Gesicht erleuchtete. Aber Richie hatte alle alten Schwarzweißfilme dieser Welt gesehen und betrachtete sich

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