Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
Nationalmannschaft kommen würde. Vielleicht auch ein wenig unruhig, weil er mitten im Training einfach ein paar Tage mit seinem Sohn verreisen wollte. Aber das war auch alles. Worüber hätte er verzweifelt sein sollen?«
    »Hatte er vielleicht private Schwierigkeiten? Mit seiner Familie? Wir wissen, daß seine Frau und seine Kinder von ihm getrennt lebten. Hatte er mit ihnen Probleme?«
    »Nicht mehr als sonst. Jimmy - der Älteste - machte Ken immer wieder Sorgen, aber kennen Sie einen Sechzehnjährigen, der seinen Eltern keine Sorgen macht?«
    »Hätte Fleming Ihnen einen Brief hinterlassen?«
    »Einen Brief? Was für einen Brief? Warum?«
    Lynley beugte sich vor. »Mrs. Whitelaw, wir müssen die Möglichkeit eines Selbstmordes ausschalten, ehe wir in einer anderen Richtung weiterarbeiten können.«
    Sie starrte ihn sprachlos an. Er sah, wie sie sich abmühte, einen Weg durch das emotionale Chaos zu finden, das der Schock über seinen Tod und nun die Unterstellung, er selbst könnte Hand an sich gelegt haben, in ihr hervorgerufen hatten.
    »Dürfen wir uns sein Zimmer ansehen?«
    Sie schluckte, antwortete aber nicht.
    »Betrachten Sie es als notwendige Formalität, Mrs. Whitelaw.«
    Unsicher stand sie auf, eine Hand auf die Armlehne ihres Sessels gestützt. Sie sagte leise: »Bitte kommen Sie« und führte sie aus dem Zimmer, noch eine Treppe höher.
    Kenneth Flemings Zimmer war in der zweiten Etage, zum Garten hinaus. Der größte Teil des Raums wurde von einem breiten Messingbett eingenommen. Gegenüber verstellte ein riesiger orientalischer Paravent den offenen Kamin. Während Mrs. Whitelaw sich im einzigen Sessel des Zimmers niederließ - einem Ohrensessel, der in der Ecke stand -, ging Lynley zu einer Kommode unter dem Fenster, und Barbara öffnete den Spiegelschrank.
    »Das sind seine Kinder?« fragte Lynley. Eine nach der anderen nahm er die Fotografien zur Hand, die auf der Kommode standen. Insgesamt waren es neun, billig gerahmte Schnappschüsse von Säuglingen, Kleinkindern, Kindern.
    »Er hat drei Kinder«, sagte Miriam Whitelaw. »Sie sind gewachsen, seit diese Bilder aufgenommen wurden.«
    »Neuere Bilder gibt es nicht?«
    »Ken wollte immer mal welche machen, aber sobald er den Apparat herauszog, weigerte sich Jimmy, mitzumachen. Und die beiden Kleinen tun immer, was Jimmy sagt.«
    »Es gab Schwierigkeiten zwischen Fleming und seinem Ältesten?«
    »Jimmy ist sechzehn«, sagte sie wieder. »Das ist ein schwieriges Alter.«
    Lynley konnte ihr nur zustimmen. In seinem sechzehnten Lebensjahr hatte der Verfall der Beziehung zu seinen Eltern eingesetzt, der erst ein Ende gefunden hatte, als er schon über dreißig gewesen war.
    Sonst war nichts im Zimmer zu finden; nichts, außer einem Stück Seife und einem gefalteten Handtuch auf dem Waschtisch; ebenfalls nichts auf dem Kopfkissen; nur ein abgegriffenes Exemplar von Graham Swifts Waterland auf dem Nachttisch. Lynley blätterte das Buch durch. Nichts fiel heraus.
    Er sah die Kommodenschubladen durch. Fleming war beinahe zwanghaft ordentlich gewesen. Jeder Pulli, jedes Sweatshirt war nach dem gleichen System zusammengelegt. Seine Socken lagen nach Farben sortiert in der Schublade.
    Barbara, die auf der anderen Seite des Zimmers den Schrank inspizierte, zog die gleiche Schlußfolgerung, als sie die säuberlich aufgehängten Hemden sah, denen Hosen und Jacketts folgten, während die Schuhe auf dem Schrankboden penibel aufgereiht standen.
    »Wahnsinn!« rief sie. »Ist das eine Ordnung! Aber das tun sie manchmal, nicht?«
    »Wer tut was?« fragte Miriam Whitelaw.
    Barbara machte ein Gesicht, als bedauerte sie ihre Bemerkung.
    »Selbstmörder«, sagte Lynley. »Im allgemeinen ordnen sie vorher ihre Angelegenheiten.«
    »Im allgemeinen hinterlassen sie auch Abschiedsbriefe oder nicht?« sagte Mrs. Whitelaw.
    »Nicht immer. Sicher dann nicht, wenn sie den Selbstmord als Unglücksfall darstellen möchten.«
    »Aber es war ja ein Unglücksfall«, versetzte Mrs. Whitelaw.
    »Es kann nur ein Unglücksfall gewesen sein. Ken hat nicht geraucht. Wieso hätte er, wenn er sich das Leben nehmen und einen Unglücksfall vortäuschen wollte, ausgerechnet zu einer Zigarette greifen sollen?«
    Um den Verdacht auf eine andere Person zu lenken, dachte Lynley. Um einen Mord vorzutäuschen. Er beantwortete die Frage mit einer Gegenfrage. »Was können Sie uns über Gabriella Patten erzählen?«
    Miriam Whitelaw antwortete nicht sofort. Sie schien zu überlegen, was es zu

Weitere Kostenlose Bücher