07 - Asche zu Asche
ihnen ganz einfach die erforderliche Wegbeschreibung und bat sie, nach ihrer Ankunft dreimal zu läuten.
»Ich hatte ziemlichen Ärger mit Journalisten«, sagte er zur Erklärung.
»Wer ist dieser Typ eigentlich?« fragte Barbara, als sie in die Holland Park Avenue einbogen.
»Da weiß ich im Moment nicht mehr als Sie«, antwortete Lynley.
»Auf jeden Fall ein gehörnter Ehemann.«
»So scheint es.«
»Und ein potentieller Mörder.«
»Das wird sich zeigen.«
»Und der Sponsor der Nationalmannschaft.«
Die Strecke nach Hampstead war lang, und sie legten sie schweigend zurück. Sie fuhren die High Street entlang, wo es in mehreren Bars noch hoch her ging, dann weiter den Holly Hill hinauf in die Villengegend. Das stattliche alte Herrenhaus, in dem Hugh Patten lebte, stand hinter einer Steinmauer, die mit Clematis überwachsen war: blaßrosa Blüten mit zarten purpurroten Streifen.
»Nicht übel«, bemerkte Barbara mit einer Kopfbewegung zum Haus hin, als sie aus dem Wagen stieg. »An Kohle scheint's ihm nicht zu fehlen, was?«
In der Auffahrt standen zwei Autos, ein ziemlich neuer Range Rover und ein kleiner Renault mit zerbrochenem linken Rücklicht. Während Barbara zum Rand des Halbrondells ging, folgte Lynley einer zweiten Auffahrt, die, vom Rondell abzweigend, zu einer vielleicht dreißig Meter entfernten großen Garage führte. Der Bau, wie das Haus im georgianischen Stil gehalten, wirkte relativ neu und war wie das Haus von Bodenlampen erleuchtet, die die Backsteinmauern in das Licht ihrer fächerförmigen Strahlen tauchten. In der Garage hatten leicht drei Fahrzeuge Platz. Er schob eine der Türen auf und sah drinnen einen blitzenden weißen Jaguar, frisch gewaschen, wie es schien. Er hatte weder Schrammen noch Beulen. Selbst die Reifen, zu denen Lynley sich hinunterbeugte, schienen bis auf den Grund ihrer Profile sauber zu sein.
»Und?« fragte Barbara, als er zurückkam.
»Ein Jaguar. Frisch gewaschen.«
»An dem Range Rover ist Dreck. Und das Rücklicht des Renault -«
»Ich weiß. Ich hab's gesehen.«
Sie gingen zur Haustür, die von zwei Terrakotta-Urnen mit Efeu flankiert war. Lynley läutete dreimal.
Hinter der Tür hörten sie die gedämpfte Stimme eines Mannes. Er sprach nicht zu Lynley, sondern zu einer anderen Person, deren Antwort sie nicht hören konnten. Noch einmal sagte der Mann etwas, dann verging ein Moment, und schließlich wurde die Tür geöffnet.
Er musterte sie, registrierte Lynleys Abendanzug. Sein Blick glitt zu Barbara, wanderte von ihrem struppigen Haar zu den roten Joggingstiefeln hinab. Sein Mund zuckte.
»Polizei, nehme ich an?«
»Mr. Patten?« entgegnete Lynley.
»Bitte kommen Sie«, sagte er.
Hugh Patten führte sie unter einem großen Messingleuchter durch das Foyer mit glänzendem Parkett. Er war ein ziemlich großer Mann, nicht schlecht gebaut, trug Blue Jeans und ein verwaschenes kariertes Hemd, dessen Ärmel er bis zu den Ellbogen hochgekrempelt hatte. Lose um seinen Hals geknotet lag ein blauer Pullover - Kaschmir, wie es schien. An den Füßen hatte er keine Schuhe. Sie waren, wie sein Gesicht und seine Arme, sonnengebräunt.
Wie die meisten georgianischen Häuser hatte auch das Pattens einen einfachen Grundriß. Vom großen Foyer gelangte man in einen langen Salon mit mehreren Türen nach rechts und links und einer ganzen Reihe hoher Fenstertüren, die auf eine Terrasse führten. Durch eine dieser Türen ging Patten voraus ins Freie, zu einer Chaiselongue, die mit zwei Sesseln und einem Tisch eine Sitzgruppe auf der Terrasse bildete, halb im Schatten, halb im Lichterschein des Hauses. Vielleicht zehn Meter entfernt fiel der Garten zu einem Seerosenteich ab, hinter dem sich London wie ein flimmerndes Lichtermeer ohne Horizont ausbreitete.
Auf dem Tisch standen vier Gläser, ein Tablett und drei Flaschen »The MacAllan«, von denen jede einen anderen Jahrgangsstempel trug: 1965, 1967, 1973. Die 65er Flasche war angebrochen. Die 73 er war ungeöffnet.
Patten goß etwas von dem 67er in ein Glas und wies auf die Flaschen. »Möchten Sie probieren? Oder ist das verboten? Sie sind ja wohl dienstlich hier, nicht wahr?«
»Ein Schlückchen in Ehren kann niemand verwehren«, sagte Lynley. »Ich nehme den 65er.«
Barbara entschied sich für den 67er. Als sie versorgt waren, ging Patten zur Chaiselongue und nahm Platz, den rechten Arm hinten auf der Lehne, den Blick auf das Panorama gerichtet.
»Dieser Garten ist immer wieder umwerfend. Setzen Sie sich
Weitere Kostenlose Bücher