07 - Geheimagent Lennet jagt das Geisterschiff
dran", sagte er schließlich. »Aber ich würde gerne wissen, wie es mit deinem Schiff steht.«
»Wieso? Die ,Matador'? Hast du sie noch nicht gesehen?«
»Nein, ganz sicher nicht.«
»Wir können morgen ein Stück aufs Meer fahren.«
»Kann ich eine Freundin mitbringen?«
»Damen sind immer gern gesehen", sagte der Korsar. Und er verabreichte Lennet einen brüderlichen Faustschlag, daß dieser fast zu Boden ging.
Sie löschten das Licht und gingen zurück. Pepito verschloß die beiden Gitter.
Lennet ging in sein Zimmer und legte sich schlafen.
Er schlief gut, aber zuwenig, denn um sechs läutete schon der Wecker und erinnerte ihn an die unangenehme Pflicht, die jetzt auf ihn wartete: Er mußte seinen Bericht an die Zentrale des FND verfassen.
Kurz faßte er seine Abenteuer bei Schultz-Lopez zusammen, dann erläuterte er die Vorschläge, die Pepito ihm gemacht hatte und beschrieb endlich genau seine unglückliche Unterredung mit Don Diego. Er schloß mit den Worten:
»Die Nachforschungen scheinen in eine Sackgasse geraten zu sein, meine Abberufung steht im Ermessen des Chefs. Ich werde um elf Uhr wieder die Verbindung aufnehmen. Agent 222"
Er gab den Bericht durch und bemerkte, daß er zu spät zu seiner Verabredung mit Grace kommen würde. So verzichtete er auf das Frühstück und fuhr mit leerem Magen, aber erleichtert darüber, daß er seine Sünden gebeichtet hatte, zum Hotel Tanit.
»Sind Sie in der Lage, wieder in den Sattel zu steigen?« fragte Mac Donald, der die jungen Leute an diesem Morgen begleiten wollte. Mit seinem runden Hut, der schwarzen Jacke und der beigen Hose sowie den glänzenden Stiefeln war er ganz der große Mann.
»Grace hat mir gesagt, dies sei die beste Kur", erwiderte Lennet lachend. Und in der Tat: Nach den ersten Galoppsprüngen, die sein geschundenes Hinterteil kaum aushielt, legte sich der Schmerz, und Lennet litt nicht zu sehr.
Als Grace sich einmal ein Stück entfernt hatte, zügelte Mac Donald sein Pferd, und Lennet ritt aus Höflichkeit ebenfalls langsamer.
»Jean", sagte der Engländer, »haben Sie über meinen Vorschlag nachgedacht?«
»Ja, Monsieur. Aber Sie haben mir zu verstehen gegeben, daß Sie die Antwort nicht dringend brauchen.«
»Gewiß. Aber inzwischen habe ich Ihnen etwas Neues zu sagen. Es scheint, als sei die Tätigkeit dieser Überwachungsstation, von der wir gesprochen haben, doch schwerwiegender als wir annahmen. In letzter Zeit sind mehrere Tankschiffe untergegangen, und wir haben allen Grund zu der Annahme, daß dies eine Folge eben dieser sonderbaren Beobachtungsstation ist. Diese Leute müssen gefaßt und bestraft werden. Noch etwas anderes: Ich habe mir sagen lassen, daß ein gewisser Pepito einen verborgenen Schlupfwinkel besitzt, und er könnte dort durchaus irgendwelche Apparate versteckt haben.
Wollen Sie sich nicht einmal darum kümmern? Machen Sie seine Bekanntschaft und horchen Sie ihn ein wenig aus.«
Lennet neigte den Kopf und sagte nichts. Aber als Grace wieder in der Nähe war, konnte er doch nicht widerstehen und sagte laut: »Grace, wenn Sie nichts anderes zu tun haben, könnten Sie vielleicht den Nachmittag mit mir auf der Jacht ,Matador' verbringen, die einem Freund von mir gehört, einem gewissen Pepito.«
»Wenn Papa nichts dagegen hat, mit dem größten Vergnügen.«
»Das scheint mir eine fabelhafte Idee zu sein", sage Mac Donald, ohne seine Überraschung zu zeigen. Aber seine Stirn sah sorgenvoll aus. Offenbar fragte er sich, ob es nicht doch unklug gewesen war, Lennet seine Vermutungen anzuvertrauen.
Voll Vergnügen darüber, daß er den Engländer so verblüfft hatte, verabschiedete sich Lennet und ging zum Strand von Figueretes, wo er, wie üblich, Chiquita zu treffen hoffte. Aber sie kam nicht, und als sie auch Viertel vor elf noch nicht da war, ging Lennet ins Hotel.
Er schloß sich in seinem Zimmer ein, richtete die Antenne und gab das Zeichen durch, daß er auf Empfang war. Jetzt würde sich also sein Schicksal entscheiden. Das spitze Pfeifen, das zu hören war, enthielt sein ganzes künftiges Leben. Er mußte es nur noch dechiffrieren. »Insel l an Insel 2: Erstens: Gut, wie Sie die Geschichten Lopez und Korsar behandelt haben. Fahren Sie so weiter fort.
Zweitens: Ich bedaure Ihre Nachlässigkeit bei der Untersuchung im Hause Don Diegos. Doch die Kontakte, die Sie inzwischen auf Ibiza angeknüpft haben, machen eine Fortführung ihres Auftrags wünschenswert, vor allem in bezug auf Punkt vier.
Drittens:
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