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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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geworden.“
    „Ihr werdet die Ruhe da finden, wo sie allein zu suchen ist; der Kirchenvater Augustinus von Tagasta mag es Euch zeigen; er sagt: ‚Des Menschen Herz ist ruhelos, bis es ruhet in Gott!‘ Und von dem Weltheiland sagt eins unsrer schönsten Kirchenlieder:
    ‚Wie wohl ist mir, o Freund der Seelen,
    Wenn ich in deiner Liebe ruh!
    Ich traure nicht; was kann mich quälen?
    Mein Licht, mein Trost, mein Heil bist du.‘
    Die Ruhe, welche Ihr sucht, bleibt Euch unauffindbar außer in Gott und in der heiligen Religion. Und wenn Old Wabble vorhin in seiner sündigen Vermessenheit sagte, daß er beide nicht einmal zum Sterben brauche, so hoffe ich, daß Ihr ihn Euch nicht als Muster, sondern als abschreckendes Beispiel gelten laßt!“
    „Keine Sorge, Mr. Shatterhand! Ich bin nicht ein Leugner und Verächter Gottes, sondern ich habe ihn verloren und ringe danach, ihn wiederzufinden.“
    „Er wird Euch entgegenkommen und sich finden lassen.“
    „Das hoffe ich von ganzem Herzen. Und nun laßt uns von diesem Thema abbrechen, sonst wird es mir zuviel auf einmal! Ihr seid vorhin streng mit mir verfahren, als Ihr mich an meine Nichtigkeit erinnertet; aber ich bin Euch dankbar dafür. Es ist mir, als ob ich Euch die Hände dankbar küssen müßte, denn es regt sich seit einer Viertelstunde etwas in meinem Herzen, was mich gemahnt wie eine Verheißung, daß mein Hoffen sich erfüllen werde. Ihr habt ein Licht entzündet, welches ich jetzt zwar in weiter, weiter Ferne sehe; aber rührt jetzt nicht daran, damit es nicht wieder verlösche: ich hege die Zuversicht, daß es mir immer näher kommen wird!“
    Diese Worte machten mich glücklich. Sollte ich wirklich die Freude erleben, eine Seele durch meinen Fingerzeig zurechtgewiesen zu haben? Und zwar die Seele eines Mannes, wie Old Surehand war! Es mußten außerordentliche und sehr traurige Verhältnisse gewesen sein, die ihn um seinen Glauben gebracht hatten. Er hielt sie geheim und sprach nicht von ihnen. Diese Verschwiegenheit war nicht etwa die Folge eines Mißtrauens gegen mich; er wollte nicht an den Wunden rühren, die wahrscheinlich noch heut' in ihm bluteten. Hätte er doch gesprochen! Ich war, freilich ohne daß ich es wußte oder auch nur ahnte, in der Lage, ihm das Herz zu erleichtern und ihn auf die Spur zu bringen, nach welcher er lange, lange Zeit gesucht hatte, ohne sie entdecken zu können.
    Unser Ritt nahm einen so ruhigen, ungestörten Verlauf, daß nichts über denselben zu sagen ist. Gegen Morgen hielten wir an, um unsre Pferde ausruhen zu lassen, und am späten Vormittag sahen wir links von uns die erste Stange und kamen auf die Fährte Winnetous und seiner Apachen, zu denen Bloody-Fox nun sicher schon gestoßen war. Einen Kilometer von dieser Stelle entfernt steckte die zweite Stange, und indem wir diesen Pfählen folgten, gelangten wir sehr bald an unser Ziel.
    Dieses von den Apachen, wie schon erwähnt, Gutesnontin-khai und von den Comanchen Suksma-lestavi genannt, was beides ‚Hundert Bäume‘ bedeutet, lag am Rand der Wüste und war folgendermaßen beschaffen:
    Die Grenze zwischen dem Llano und der westlich von ihm liegenden grünen Ebene verlief nicht in gerader Linie; sie war stellenweise sehr deutlich ausgesprochen, sonst aber kaum zu erkennen und bildete Aus- und Einbuchtungen, die bald nur klein und bald von großer Ausdehnung waren. Mit einer solchen kleinen Bucht hatte man es in Beziehung auf die ‚Hundert Bäume‘ zu tun. Sie besaß die Gestalt eines Hufeisens, dessen ziemlich hoher Rand sich wie eine Böschung allmählich abwärts senkte. Im Hintergrund entsprang ein Wasser, welches sich zunächst in einem Becken von vielleicht zwanzig Fuß Durchmesser sammelte und dann ostwärts abfloß, um nach und nach im Sand zu versiechen. Infolge der Feuchtigkeit gab es hier ein saftiges Gras, welches unsern Pferden sehr zugute kam. Die Hufeisengestalt hob sich besonders dadurch von der Umgegend ab, daß die erwähnte Böschung bis hinauf auf ihre Höhe mit ziemlich dichtem Gebüsch bewachsen war, über welches dünnes Stangenholz zahlreich emporragte. Dieses letztere hatte das Material zu den Pfählen geliefert, mit denen Schiba-bigk, allerdings vergeblich, bemüht gewesen war, den ihm nachfolgenden Comanchen den Weg nach der Oase des Llano zu bezeichnen. Man sah deutlich, wo er die Stangen abgeschnitten hatte, und überall lagen die Äste und Zweige zerstreut, welche unter den Messern seiner Leute gefallen waren.
    Wir stiegen an der

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