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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Quelle ab, um zunächst selbst zu trinken und dann auch die Pferde trinken zu lassen; sie taten das in vollen Zügen und durften sich dann zerstreuen, um zu weiden. Dann lagerten wir am Wasser, und ich schickte vorsichtshalber einen Apachen hinauf auf die Höhe, um westwärts Ausguck zu halten, damit wir nicht etwa von Vupa Umugi überrascht würden.
    Wir wollten hier nur für einige Stunden ausruhen; länger durften wir nicht verweilen. Als diese Zeit vergangen war, durften die Pferde nochmals trinken, und dann stiegen wir wieder auf, um uns nach dem Ort zu begeben, an welchem wir beabsichtigten, die Nacht zu verbringen.
    Dieser lag ungefähr zwei englische Meilen nordwärts von den ‚Hundert Bäumen‘ und bildete mitten in der Ebene eine Vertiefung, welche dem ‚Tal des Sands‘ ähnelte, in dem wir Schiba-bigk mit seinen Leuten gefangengenommen hatten.
    An diesem Ort gab es Sand und nichts als Sand, keinen einzigen Grashalm, und schon darum konnten die Comanchen kaum auf den Gedanken kommen, daß es irgend jemandem einfallen werde, dort eine ganze Nacht und vielleicht auch noch länger zuzubringen. Und außerdem gewährte diese Vertiefung auch noch deshalb ein fast ganz sicheres Versteck, weil ein Feind, wenn er sich nicht bis ganz an ihren Rand näherte, unmöglich sehen konnte, daß wir uns da befanden. Es gab überhaupt keinen Grund, der einen Comanchen veranlassen mochte, hierherzukommen. In dieser Bodensenkung angelangt, hobbelten wir unsre Pferde an und legten uns in den tiefen, weichen Sand. Natürlich stellten wir einen Posten aus, welcher oben auf der Höhe lag, um nach Vupa Umugi und seiner Schar auszuschauen.
    Nach dem, was ich von Schiba-bigk erfahren hatte, war die Ankunft dieser Roten für heut' abend zu erwarten. Ich wünschte sehr, daß sie nicht später kommen möchten, denn der Aufenthalt in unserm wasserlosen, traurigen Lagerort war keineswegs ein angenehmer zu nennen.
    Glücklicherweise erfüllte sich dieser Wunsch noch eher, als ich dachte, denn die Sonne hatte den Horizont noch lange nicht erreicht, als der erwähnte Posten von oben herunterrief:
    „Uff! Naiini peniyil – die Comanchen kommen!“
    Ich nahm mein Fernrohr und stieg mit Old Surehand hinauf. Trotzdem die Entfernung so groß war, daß wir nicht gesehen werden konnten, machten wir unsere Beobachtung nicht stehend, sondern liegend. Ja, sie kamen, und zwar in einer Weise, welche uns sagte, daß sie sich sehr sicher fühlten. Sie ritten nämlich nicht nach ihrer sonstigen Weise, besonders wenn sie sich auf dem Kriegspfad befinden, im sogenannten Gänsemarsch, sondern einzeln und in Trupps ganz nach Belieben neben- und hintereinander.
    „Die wissen ganz genau, daß der Weg frei ist, und sind vollständig überzeugt, kein feindliches Wesen vor sich zu haben. Sie haben nicht einmal Kundschafter vorausgesendet“, sagte Old Surehand. „Eigentlich ist das sehr unvorsichtig von ihnen.“
    „Das meine ich auch“, antwortete ich. „Ich an Vupa Umugis Stelle hätte Späher vorausgeschickt, um die ‚Hundert Bäume‘ und ihre Umgebung absuchen zu lassen.“
    „Gut, daß er das nicht tut; denn diese Kundschafter würden wahrscheinlich unsre Fährte entdecken, die hierherführt.“
    „Freilich! Ich habe mich eben auf seine Sorglosigkeit verlassen, sonst wären wir nicht direkt von dort nach hier geritten.“
    „Man kann es von hier aus nicht deutlich sehen, ob es so ist, aber hoffentlich haben sie die gerade Richtung nach den ‚Hundert Bäumen‘. Sie brauchten gar nicht sehr weit nördlich abzuweichen, um uns hier zu finden.“
    „Das tun sie sicher nicht!“
    „Aber möglich ist es doch.“
    „Kaum!“
    „Ihr meint, daß sie die Spur von Schiba-bigk noch sehen können und derselben folgen?“
    „Nein. Sie sehen wahrscheinlich schon das Gebüsch vor sich am Horizont. Und selbst wenn das nicht der Fall wäre, so würden sie sich auf ihre Pferde verlassen, welche die Feuchtigkeit der ‚Hundert Bäume‘ schon in den Nüstern haben und sich sicher von ihr führen lassen.“
    Die roten Reiter hatten, von uns aus gesehen, die scheinbare Größe kleiner Hunde, die ganz genau nach Osten liefen und, immer kleiner und kleiner werdend, endlich in dieser Richtung unsern Augen entschwanden.
    Nun war es allerdings eine für uns sehr wichtige Frage, ob sie unsre Spuren finden würden. Eigentlich mußten sie sie sehen; es kam nur darauf an, ob sie sie beachteten. In diesem Fall nahm ich an, daß sie sie für die Spuren Schiba-bigks halten

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