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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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weit zu nähern, um ihn günstigenfalls sprechen zu hören. Wir machten uns also in das Gesträuch und krochen, Old Surehand hinter mir her, zwischen den Büschen die Böschung hinab. Dies war nicht sehr leicht, weil sich unter unsern Füßen jeden Augenblick ein Teil des sehr lockeren Bodens lösen und durch das beim Hinabrollen verursachte Geräusch uns verraten konnte. Die Indianer verhielten sich so ruhig, daß ein solches Geräusch unbedingt gehört werden mußte. Ich setzte also bei jedem Schritt den Fuß erst tastend voran, um die Stelle durch das Gefühl zu untersuchen. Es ging also langsam, sehr langsam, und es war während dieses Hinabsteigens gewiß eine Stunde vergangen, als wir endlich hinter einem dichten Strauch lagen, welcher dem Quell so nahe stand, daß wir die daran lagernden Roten sprechen hören konnten – wenn sie überhaupt sprachen.
    Sie sprachen aber nicht. Sie saßen stumm und bewegungslos beieinander und sahen in die glimmende Helle des kleinen Feuers, an welchem, wie der noch bemerkbare Geruch uns zeigte, Fleisch gebraten worden war. Wir warteten eine Viertelstunde und noch eine; es blieb so still wie bisher, und man hätte meinen können, es mit leblosen Figuren zu tun zu haben, wenn nicht einer der Indsmen den Arm zuweilen bewegt hätte, um einen Zweig in das Feuer zu legen. Schon stieß Old Surehand mich an, ein fühlbares Fragezeichen, ob es nicht besser sei, wieder zu gehen, da ertönte draußen außerhalb des Lagers plötzlich ein lauter Ruf, dem mehrere andre Rufe folgten. Da draußen standen also doch Posten, und diese schienen etwas Auffälliges bemerkt zu haben, denn die Rufe mehrten sich und wurden so dringend, daß sie das ganze Lager alarmierten. Vupa Umugi sprang auf, und die bei ihm Sitzenden taten ebenso. Der Lärm wurde größer, und das Rufen war bald hier und bald dort zu hören. Es klang genau so, als ob jemand gejagt werde, den man fangen wolle. Es bemächtigte sich meiner eine Besorgnis, die ich nicht von mir weisen konnte, obwohl ich es gern wollte.
    „Was mag das sein?“ fragte mich Old Surehand leise.
    „Es klingt, als ob ein Mensch hin und her getrieben würde“, antwortete ich ebenso flüsternd.
    „Ja, es ist jemand, der gefangen werden soll; ich irre mich nicht; man kann es deutlich hören. Wer aber mag es sein? Sollte – – –?“
    Er sprach die Frage nicht aus.
    „Was wolltet Ihr sagen?“ fragte ich.
    „Nichts, Sir. Es wäre wirklich zu toll von ihm!“
    „Von wem?“
    „Von – doch nein, es ist nicht möglich!“
    „Es ist möglich. Ich weiß, wen Ihr meint.“
    „Nun, wen?“
    „Old Wabble.“
    „Teufel! Auch Ihr denkt es?“
    „Es ist ihm zuzutrauen.“
    „Ja, er ist auf das Anschleichen geradezu versessen, und da er vorhin gar so gern mitwollte so – – – horcht!“
    Es war ein Ruf, der linker Hand draußen erscholl:
    „Sus taka – ein Mann!“
    Und gleich darauf hörten wir von rechts, jenseits des Gebüschs her, rufen:
    „Sus kava – ein Pferd!“
    Dann wurde es still; aber wir bemerkten, mehr mit den Ohren als mit den Augen, eine Bewegung, welche sich uns näherte. Es wurde von links und dann auch von rechts her jemand oder etwas gebracht. Wer oder was mochte es sein?
    Um dies zu erfahren, brauchten wir gar nicht lange zu warten. Die Befürchtung, welche wir angesprochen hatten, erfüllte sich zu unserm Schrecken. Eine Anzahl von Comanchen brachte – Old Wabble geführt; er war entwaffnet und mit Riemen streng gefesselt. Und einige Augenblicke später wurde auch sein Pferd gebracht. Er war uns also gefolgt, und zwar zu Pferd. Welch ein Unsinn! Daß ihm solche Eigenmächtigkeiten zuzutrauen waren, das wußte ichaus Erfahrung; daß er sich aber vornehmen werde, zu Pferd anzuschleichen, eine solche Dummheit hätte ich ihm denn doch nicht zugetraut.
    Er brachte uns durch diese Albernheit nicht nur in große Verlegenheit, sondern in die augenscheinlichste Gefahr. Die Comanchen mußten sich doch sagen, daß er nicht allein hier sein könne, sondern Gefährten bei sich haben müsse. Die Sorge um uns selbst erforderte eigentlich, daß wir uns sofort entfernten; aber konnten oder durften wir das? Mußten wir nicht vielmehr bleiben, um zu erfahren, was geschah? Der Alte war trotz seiner großen Unvorsichtigkeit ein pfiffiger Kerl; vielleicht kam er auf eine Aussage, welche den Verdacht der Roten ablenkte.
    „Uff, Old Wabble!“ rief Vupa Umugi aus, als er den Alten erblickte. „Wo habt ihr ihn ergriffen?“
    Der Rote, an

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