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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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konnten wir, zurückblickend, die ‚Hundert Bäume‘ nicht mehr sehen. Wir kamen von Stange zu Stange, indem wir der breit und tief ausgetretenen Fährte der Naiini-Comanchen folgten. Je weiter wir vorwärts kamen, desto sicherer und enger schlossen wir die Kaktusfalle, in welche wir sie trieben. – – –

VIERTES KAPITEL
    Der ‚General‘
    Wenn wir die Zeit, an welcher Vupa Umugi die ‚Hundert Bäume‘ verlassen hatte, mit der vergleichen, an der wir dort fortgeritten waren, und dazu annehmen, daß er seine Pferde wegen der jetzt herrschenden Tageswärme nicht allzusehr angriff, so konnten wir uns leicht den Vorsprung berechnen, den er vor uns hatte. Da wir schnell ritten, glaubten wir, ihm höchstens zwei Stunden nach Mittag so nahe zu sein, daß wir seine Comanchen sehen konnten.
    Dies war aber nicht der Fall. Als uns der Stand der Sonne sagte, daß es schon über drei Uhr sei, hatten wir die Roten noch nicht zu Gesicht bekommen; aber ihre Fährte war so neu, daß sie nicht mehr als drei englische Meilen vor uns sein konnten. Wir trieben unsre Pferde zum Galopp an, und bald zeigte mir mein Fernrohr am südöstlichen Horizont einen kleinen Trupp von Reitern, welche sich augenscheinlich nach den eingesteckten Stangen richteten, indem sie genau unsre Richtung hatten.
    „Sollten das die Naiini sein?“ fragte Old Surehand zweifelnd.
    „Sicher“, antwortete ich.
    „Hm! Ich möchte nicht darauf schwören!“
    „Warum? Glaubt Ihr, daß es außer uns und ihnen noch andre Leute gibt, die hier im Llano reiten?“
    „Wäre das so unmöglich?“
    „Nein; aber sie halten sich an die Stangen.“
    „Das beweist nichts.“
    „O doch! Sie reiten nach Südosten, müssen also von Nordwest gekommen sein, also daher, woher auch wir kommen; wir müßten sie also gesehen haben.“
    „Vielleicht kommen sie von Norden und bogen nach den Pfählen ein.“
    „Nein; es sind die Comanchen.“
    „Aber die zählen doch anderthalb Hundert!“
    „Tut nichts! Es ist die Nachhut.“
    „Glaubt Ihr, daß Vupa Umugi eine Nachhut zwischen sich und uns gesetzt hat?“
    „Ja.“
    „Warum?“
    „Sie sollen aufpassen und ihm unsre Ankunft melden. Wenn ich ‚unsre‘ sage, so sind natürlich nicht wir, sondern die Dragoner gemeint, die er hinter sich glaubt; denn von uns und unsern Apachen hat er keine Ahnung.“
    „Diese Ansicht hat allerdings etwas für sich.“
    „Sie hat nicht nur etwas, sondern alles für sich; sie ist unzweifelhaft richtig. Ihr werdet das sofort sehen, wenn wir ihnen so nahe gekommen sind, daß sie uns mit bloßen Augen zu erkennen vermögen.“
    „Well; wollen es versuchen.“
    Wir ritten jetzt noch schneller als vorher, und es zeigte sich bald, daß ich recht gehabt hatte; denn als wir sie mit den Augen erreichen konnten, hielten sie für einige Augenblicke an; sie hatten uns jetzt auch gesehen und setzten dann ihre Pferde in Galopp, so daß sie unsern Blicken sehr schnell entschwanden. Sie wollten augenscheinlich Vupa Umugi melden, daß die Dragoner kämen. Für diese hielten sie uns, weil sie aus solcher Entfernung uns weder einzeln erkennen noch zählen konnten.
    Uns konnte diese Eile nur lieb sein, weil wir dadurch mit der Nacht den Punkt auf unsrer Reitlinie erreichten, welcher der Oase am nächsten lag. Als wir später auf demselben ankamen, war es mittlerweile Nacht geworden. Wir durften nicht weiter, denn es war anzunehmen, daß die Comanchen nun ihr Lager beziehen würden, und es konnte nicht unsre Absicht sein, jetzt schon mit ihnen zusammenzutreffen. Wir hatten von hier aus bis zu dem Kaktusfeld, in welchem wir sie fangen wollten, noch einen tüchtigen Tagesritt zu machen. Ich ließ also fünf Apachen als Posten hier und ritt mit den andern nach der Oase, welche wir nach einer Stunde erreichten.
    Winnetou war mit seinen Apachen natürlich noch nicht dorthin zurückgekehrt, und Bloody-Fox, der ihren Führer machte, fehlte auch. Parker und Hawley waren nicht damit einverstanden, daß sie so lange müßig zu liegen gehabt hatten, und ich vertröstete sie auf morgen früh, wo sie sich uns anschließen sollten. Als sie sahen, daß Old Wabble fehlte, fragte Parker:
    „Wo ist denn der alte Cowboy, Sir? Warum läßt er sich nicht sehen?“
    „Den haben wir leider nicht mit“, antwortete ich.
    „Habt Ihr ihn bei den Posten zurückgelassen?“
    „Nein. Er befindet sich bei Vupa Umugi und seinen Naiini-Comanchen.“
    „Bei denen? Ist er ihnen als Kundschafter nachgeritten?“
    „Auch das nicht.

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