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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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verdorrte Kaktus ist kieselhart, so daß ihre Messer sehr schnell stumpf werden.“
    „Wir dürfen trotzdem keine Vorsicht versäumen. Ich werde noch einmal fortreiten, um sie zu beobachten.“
    „Mein Bruder mag das tun; nötig aber ist es nicht.“
    „Darf ich mit, Mr. Shatterhand?“ fragte Parker.
    „Meinetwegen.“
    „Und ich auch?“ erkundigte sich Hawley.
    „Ja, sonst aber weiter niemand. Holt eure Pferde!“
    Wir ritten südwärts, bis wo das Kaktusfeld nach Osten eine Krümmung machte, der wir folgten. Wir jagten wohl eine ganze Stunde in dieser Richtung weiter und kamen an eine sandige Bucht, die sich tief in den Kaktuswald hineinzog. Von ihr ließen wir uns führen, bis sie zu Ende war. Ich zog das Fernrohr aus und suchte mit ihm nach den Comanchen; ich entdeckte sie als winzig kleine Punkte weit oben im Norden. Was sie taten, das konnte ich nicht sehen; aber jedenfalls waren sie bemüht, sich mit den Messern einen Weg zu bahnen – einen Weg durch dieses unabsehbare Stacheldickicht, eine Unmöglichkeit! Wir kehrten um, natürlich auf demselben Weg, auf dem wir gekommen waren.
    Als wir die erwähnte Sandbucht verlassen hatten und wieder nach Westen einbiegen wollten, war es mir, als ob sich tief im Süden etwas über den Llano bewege. Ich richtete das Rohr dorthin und sah, daß ich mich nicht geirrt hatte; es waren Reiter. Jetzt konnte ich sie noch nicht zählen; nach einiger Zeit aber sah ich, daß es ihrer acht waren, welche vier Packpferde oder Maultiere bei sich hatten. Sie ritten nach Nordost und mußten also an der hinteren Seite des Kaktusfelds vorüberkommen, an dessen vorderer Front unsere Apachen hielten. Wenn sie die Comanchen sahen und ihnen behilflich waren, durch den Kaktus zu entkommen! Ich hielt dies zwar für eine Unmöglichkeit, hatte aber gar zu oft erfahren, daß durch einen kleinen Zufall die Unmöglichkeit zur Möglichkeit wird. Ich durfte sie ihren Weg nicht fortsetzen lassen, sondern mußte sie bestimmen, mit uns nach der andern Seite des Kaktus zu reiten, zumal ich jetzt bemerkte, daß vier von den acht Reitern Indianer waren.
    Zu welchem Stamm gehörten sie? Das mußte ich erfahren. Wir ritten also so weit südlich, bis wir uns grad in ihrer Richtung befanden, und warteten dort. Sie hatten uns nun auch gesehen, hielten eine Weile an, um sich zu besprechen, und kamen dann auf uns zugeritten.
    Unter ihnen gab es nur zwei, die mir in die Augen fielen, einer von den Weißen und einer von den Roten. Dieser Indianer hatte eine Adlerfeder im Schopf, was ihn als Häuptling erkennen ließ. Der Weiße war ein langer, hagerer Mensch, der zwischen fünfzig und sechzig Jahre zählte. Seine Kleidung war höchst phantastisch zusammengesetzt, halb zivil und halb militärisch, und sonderbarerweise trug er einen langen Säbel an der Seite. Als sie uns so nahe gekommen waren, daß ich die Gesichter erkennen konnte, sah ich, daß dasjenige dieses Weißen nicht eben ein vertrauenerweckendes war.
    Sie hielten in einiger Entfernung von uns an; der Weiße machte eine nachlässige, beinahe herablassende Bewegung mit der Hand nach der Krempe seines Huts und sagte:
    „Good day, Boys! Was treibt ihr hier in der Mitte dieser verdammten Wüste, he?“
    „Wir reiten ein wenig spazieren“, antwortete ich.
    „Spazieren? Eigenartiges Vergnügen! Wenn ich nicht durch den Llano müßte, würde mich kein Mensch hierher bringen. Wer und was seid ihr denn eigentlich?“
    „Boys sind wir.“
    „Antwortet ordentlich, und treibt keinen Scherz!“
    „Ihr habt uns Boys genannt, folglich werden wir wohl welche sein.“
    „Unsinn! Habe keine Lust, auf solche Mucken einzugehen. Wenn man im wilden Llano jemand trifft, muß man unbedingt wissen, wer er ist.“
    „Das ist richtig.“
    „Schön! Ich habe euch getroffen, folglich – – – nun?“
    „Wir haben euch auch getroffen, folglich – – – nun?“
    „Hört, Ihr scheint ein sehr sonderbarer Kauz zu sein! Ich bin sonst nicht so willfährig, will aber heut' einmal eine Ausnahme machen. Ihr seht mir doch wohl an, daß ich Offizier bin?“
    „Möglich.“
    „Habt Ihr einmal von dem berühmten Douglas gehört, General Douglas, wollte ich sagen?“
    „Nein.“
    „Was? Nicht?“
    „Nein.“
    „So seid Ihr in der Kriegsgeschichte der Vereinigten Staaten ganz und gar unbewandert!“
    „Auch möglich.“
    „Dieser General Douglas bin nämlich ich!“
    Er warf sich bei diesen Worten gewaltig in Positur, was ein wirklicher General schwerlich tun

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