07 - Old Surehand I
Neger – – –“
„Das ist nicht wahr!“
„Dein junges Lieblingspferd – – –“
„Das glaube ich nicht!“
„Und deine Medizinen.“
„Das ist eine Lüge – eine große, große Lüge!“
„Old Shatterhand lügt nicht. Schau her!“
Ich öffnete meinen Jagdrock, zog die Medizinen hervor und legte sie auf den dürren Haufen. Als der Häuptling sie erblickte, schienen seine Augen aus ihren Höhlen treten zu wollen; seine Muskeln spannten sich an, und ich sah, daß er im nächsten Augenblick aufspringen würde, um nach den Medizinen zu greifen; ich griff schnell zum Revolver, hielt ihm denselben entgegen und drohte:
„Halt, bleib sitzen! Ich habe dir Sicherheit und freie Rückkehr versprochen und werde mein Wort halten; aber diese Medizinen gehören jetzt mir, und sobald du Miene machst, dich an ihnen zu vergreifen, erschieße ich dich!“
Er sank kraftlos zusammen und stöhnte:
„Es – sind – meine – – – Medizinen – – – wirklich – – – meine Medizinen!“
„Ja, sie sind es, und du erkennst jetzt abermals, daß Old Shatterhand stets weiß, was er sagt. Ich gab dir mein Wort, dich genau so wie Nale-Masiuv zu behandeln. Sag schnell, werdet ihr euch unter den Bedingungen, die ich dir mitgeteilt habe, ergeben?“
„Nein – – – das – – – tun wir – – – nicht!“
„So werde ich zunächst jetzt deine Medizinen verbrennen; später nehme ich dir die Skalplocke, und dann wirst du aufgehängt. Howgh!“
Ich nahm ein Zündholz aus der Tasche, strich es vor und hielt es an den Kaktus, der gleich zu brennen begann.
„Halt! Meine Medizinen, meine Medizinen!“ brüllte der Häuptling in größter Angst. „Wir ergeben uns; wir ergeben uns!“
Weil ich ihm den Revolver noch immer entgegenhielt, getraute er sich trotz seiner Aufregung nicht, seinen Platz zu verlassen. Ich löschte das Feuer aus und erklärte in meinem ernstesten Ton, indem ich ein zweites Zündholz nahm:
„Höre, was ich dir jetzt sage! Ich habe das Feuer getötet, weil du versprichst, dich zu ergeben. Laß dir ja nicht beikommen, dieses Versprechen nicht zu halten! Bei der geringsten Weigerung von deiner Seite zünde ich das Feuer wieder an, und dann verlöscht es nicht eher, als bis die Medizinen vollständig verbrannt sind. Diese Worte gelten so, als ob ich sie mit der Pfeife des Schwurs bekräftigt hätte!“
„Wir ergeben uns; wir ergeben uns!“ versicherte er, vor Angst beinahe zitternd. „Bekomme ich da meine Medizinen wieder?“
„Ja.“
„Wann?“
„In dem Augenblick, in welchem wir euch die Freiheit wiedergeben, eher nicht. Wir werden sie bis dahin sehr gut aufbewahren, sie aber sofort vernichten, wenn ihr einen Versuch, euch zu befreien, macht. Ich verlange folgendes von dir: Du bleibst jetzt gleich hier bei uns, lieferst deine Waffen ab und wirst gebunden. Gehst du darauf ein?“
„Ich muß; ich muß, weil du meine Medizinen hast!“
„Apanatschka kehrt zu euern Kriegern zurück und teilt ihnen mit, was du beschlossen hast. Sie legen da, wo sie jetzt sind, alle ihre Waffen ab, lassen sie dort liegen und kommen dann einzeln zu uns, um so wie du gebunden zu werden. Werden sie das tun?“
„Sie tun es, denn die Medizinen ihres Häuptlings sind ihnen grad so heilig wie ihre eigenen.“
„Wohl! Sie werden durstig sein und Wasser bekommen; dann werden wir nach und nach auch ihre Pferde tränken und diesen Ort verlassen, um dahin zu gehen, wo mehr Wasser ist. Wenn ihr gehorsam seid und euch gut verhaltet, ist es nicht unmöglich, daß wir von unserer Strenge weichen und euch oder wenigstens einer Anzahl von euch die Pferde oder die Gewehre lassen. Du hörst, daß ich gegen dich gütiger bin, als ich gegen Nale-Masiuv war. Bist du einverstanden?“
„Ja. Ich muß mich doch fügen, um meine Medizinen und mit ihnen meine Seele zu retten!“
„So mag Apanatschka jetzt gehen. Ich gebe ihm die Zeit von dem vierten Teil einer Stunde. Wenn dann die Krieger der Comanchen nicht einer nach dem andern waffenlos bei uns erscheinen, werden deine Medizinen verbrannt!“
Der junge Häuptling stand auf, trat mir einen Schritt näher und sagte:
„Ich habe viel von Old Shatterhand gehört. Er ist das größte aller Bleichgesichter, und niemand kann seiner Stärke und seiner Klugheit widerstehen; das haben wir auch heut' erfahren. Apanatschka war sein Feind, freut sich aber sehr, ihn kennengelernt zu haben, und wird, wenn er leben bleibt, von jetzt an stets
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