07 - Old Surehand I
würde.
„Schön! Freut mich, Sir!“
„Habe bei Bull-Run gekämpft.“
„Das macht Euch alle Ehre.“
„Bei Gettysburg , bei Harpers -Ferry, bei den Chattanooga-Bergen und in zwanzig andern Schlachten. Bin da stets Sieger gewesen. Glaubt Ihr das?“
Dabei schlug er an den Säbel, daß es nur so rasselte.
„Warum nicht?“ antwortete ich.
„Well! Wollte es Euch auch geraten haben! Jetzt reite ich durch den Llano. Diese Weißen sind meine Diener, und diese Indianer meine Führer; ihr Anführer ist Mba (‚Wolf‘), der Häuptling der Chickasaws.“
Ein Finger dieses Häuptlings war jedenfalls mehr wert als der ganze sogenannte General. Ich fragte ihn:
„Haben die Krieger der Chickasaws das Kriegsbeil gegen einen roten Stamm ausgegraben?“
„Nein“, antwortete er.
„Gegen die Apachen nicht und auch gegen die Comanchen nicht?“
„Nein.“
„So steht Mba, dem Häuptling dieses friedlichen Stamms, eine große Überraschung bevor. Nämlich da oben jenseits des Kaktus befindet sich Winnetou, der Häuptling der Apachen, mit vielen Kriegern, welche Vupa Umugi, den Häuptling der Comanchen, mit seinen Leuten eingeschlossen haben und gefangennehmen wollen. Willst du das mit ansehen?“
„Ich reite hin!“ antwortete er, indem seine Augen blitzten.
„Winnetou?“ fragte der ‚General‘. „Den muß ich sehen. Natürlich reiten wir hin! Und wer seid Ihr, Sir?“
„Ich gehöre zu Winnetou; man nennt mich Old Shatterhand.“
Da machte er große Augen, betrachtete mich mit einem ganz andern Blick als bisher und sagte:
„Habe viel von Euch gehört, Sir. Freut mich, Euch kennenzulernen. Hier meine Hand, die Hand eines siegreichen Generals!“
Ich gab ihm die meinige, sehr zufrieden damit, daß sie freiwillig mit uns ritten. Mba sagte kein Wort, doch sah ich es ihm an, daß er es für eine Ehre hielt, uns getroffen zu haben. Um so redseliger war Douglas. Er wollte alles mögliche über den gegenwärtigen Zusammenstoß der Apachen mit den Comanchen wissen, und ich erteilte ihm grad so viel Auskunft, wie unumgänglich nötig war, denn er gefiel mir nicht; er hatte ein ausgesprochenes Gaunergesicht. Als er den Namen Old Surehand hörte, stutzte er so auffällig, daß zwischen ihm und dem Genannten unbedingt etwas vorliegen mußte. Ich nahm mir vor, ihn zu beobachten.
Als wir bei unsern Apachen ankamen, wunderten sich diese nicht wenig, daß ich Gesellschaft mitbrachte, die ich mitten in der Wüste gefunden hatte und die auf einen solchen Ritt eingerichtet war, denn die Packpferde trugen volle Wasserschläuche. Ich nannte die Namen. Winnetou begrüßte Mba mit ernster Freundlichkeit, den General aber höchst zurückhaltend. Old Surehand sah den letzteren verwundert an; er war erstaunt über das Äußere dieses Mannes, kannte ihn aber offenbar nicht im geringsten. Dagegen war das Auge des angeblichen Offiziers fast ängstlich forschend auf ihn gerichtet, und die Besorgnis schien sich erst zu legen, als er sah, daß Old Surehand ihn wie einen völlig Unbekannten behandelte. Dadurch befestigte sich meine Überzeugung, daß man sich vor diesem Mann in acht zu nehmen habe. Ich benutzte die nächste von ihm unbeachtete Gelegenheit, Old Surehand zu fragen:
„Kennt Ihr diesen Quasi-General, Sir?“
„Nein“, antwortete er.
„Ihr seid ihm noch nicht begegnet?“
„Nein. Ich sehe ihn heut' zum ersten Mal.“
„Besinnt Euch, ob es wirklich so ist!“
„Ich brauche mich nicht zu besinnen; es ist wirklich so. Aber warum fragt Ihr mich in dieser Weise, Sir?“
„Weil er in irgendeiner Beziehung zu Euch zu stehen scheint.“
„Wieso?“
„Er erschrak, als ich ihm Euern Namen nannte.“
„Jedenfalls Täuschung!“
„Nein; ich habe es deutlich gesehen. Und vorhin hat er Euch geradezu ängstlich betrachtet.“
„Wirklich?“
„Ja. Es war ganz deutlich zu sehen, daß er ganz gespannt darauf war, ob Ihr Euch seiner erinnern würdet.“
„Hm! Ich kenne Eure scharfen Augen, Mr. Shatterhand; in diesem Fall aber haben sie Euch irregeführt. Ich habe mit diesem Douglas nichts zu schaffen.“
„Er aber desto mehr mit Euch, wie es scheint. Ich werde ihn weiter beobachten.“
„Tut das, Sir! Ihr werdet sehen, daß ich recht habe.“
Die Sonne brannte glühend heiß hernieder; der Mittag kam und verging, ohne daß uns von den Comanchen eine Antwort wurde. Dann aber bemerkten wir eine Bewegung unter ihnen, welche uns verriet, daß sie jetzt wieder voll beisammen waren. Vupa Umugi hatte
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