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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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untersucht und dann gefesselt. Es gab keinen unter ihnen, bei dem etwas gefunden wurde; sie hatten alles, was als eine Wehr gelten konnte, abgelegt und bei den Pferden gelassen. Als sie dann so nebeneinander lagen, hunderundfünfzig kühne und gewissenlose Indianer, welche ausgezogen waren, zu rauben und zu morden und keinen Gegner zu schonen, wurde es uns erst richtig klar, welcher Gefahr und welchem Schicksal wir entgangen waren.
    Wenn ich sage, die Comanchen lagen alle da, so ist einer von ihnen auszunehmen, nämlich Apanatschka, welcher sich zuletzt eingestellt hatte und auf einen Wink von mir nicht gefesselt worden war. Als die Apachen den letzten Comanchen gefesselt hatten, trat der junge Häuptling zu mir heran und sagte:
    „Old Shatterhand wird nun wohl auch mich in Banden legen lassen wollen?“
    „Nein“, antwortete ich. „Mit dir möchte ich gern eine Ausnahme machen.“
    „Warum mit mir?“
    „Weil ich Vertrauen zu dir habe, denn du bist nicht wie die anderen Söhne der Comanchen, denen man nicht glauben kann.“
    „Willst du mich kennen? Du hast mich doch heute zum ersten Male gesehen!“
    „Das ist wahr; aber dennoch kenne ich dich. Dein Gesicht und deine Augen können nicht lügen. Du sollst deine Waffen tragen dürfen und ungefesselt mit uns reiten, wenn du mir das Versprechen gibst, nicht die Flucht zu ergreifen.“
    Winnetou und Old Surehand standen bei mir. Über das ernste Gesicht Apanatschkas ging ein sonnenheller Blick der Freude, doch antwortete er nicht.
    „Willst du mir dieses Versprechen geben?“ fragte ich.
    „Nein“, antwortete er.
    „Du hast also die Absicht, zu entfliehen?“
    „Nein.“
    „Warum weigerst du dich da, das von mir geforderte Versprechen zu geben?“
    „Weil ich nicht zu fliehen brauche, denn ich werde entweder tot sein oder frei, wenn Old Shatterhand und Winnetou wirklich die echten und stolzen Krieger sind, für die ich sie halte.“
    „Ich errate, was du meinst, dennoch bitte ich dich, dich deutlicher auszusprechen.“
    „Ich werde es tun. Apanatschka ist kein feiger Mann, der sich gefangen gibt, ohne nur die Hand zur Abwehr erhoben zu haben. Vupa Umugi mag aus Angst um seine Medizinen auf alle Verteidigung verzichtet haben; von mir aber soll niemand sagen, daß ich mich fürchte. Ich bin um seinetwegen und um unsrer Krieger willen einverstanden gewesen, daß sie sich euch ausgeliefert haben; mich aber habe ich im stillen ausgeschlossen. Apanatschka läßt sich weder die Freiheit noch das Leben schenken; was er hat, will er nicht der Gnade, sondern sich selbst zu verdanken haben. Ich will kämpfen!“
    Das hatten wir, Winnetou und ich, erraten. Er war ein junger Mann, dem wir unsre Achtung schenken mußten. Er sah uns fragend an, und als wir ihm nicht sogleich unsern Bescheid sagten, fügte er hinzu:
    „Wenn Feiglinge diese meine Worte hören, so weisen sie mich ab; aber ich habe es mit tapfern, mit berühmten Kriegern zu tun, die mich verstehen werden.“
    „Ja, wir verstehen und begreifen dich“, antwortete ich.
    „So gebt ihr eure Einwilligung?“
    „Ja.“
    „Aber bedenkt wohl: diese eure Einwilligung wird sehr wahrscheinlich einem von euch das Leben kosten!“
    „Meinst du, daß wir weniger Mut besitzen als du?“
    „Nein; aber ich mußte ehrlich sein und euch darauf aufmerksam machen.“
    „Das ist ein Beweis, daß wir uns in Apanatschka nicht geirrt haben. Er mag uns sagen, wie er sich diesen Kampf um die Freiheit und um das Leben denkt? Mit wem will er sich messen?“
    „Mit dem, den er dazu bestimmt.“
    „Wir wollen nicht weniger ehrlich sein, als du gewesen bist. Du magst dir denjenigen aussuchen, der dein Gegner sein soll. Welche Waffe soll es sein?“
    „Diejenige, die ihr bestimmt.“
    „Auch das überlassen wir dir.“
    „Old Shatterhand ist großmütig!“
    „Nein. Was ich tu und bestimme, das versteht sich ganz von selbst. Wir sind die Sieger und kennen uns untereinander genau. Wir dürfen nicht den Vorteil beanspruchen, dir einen Gegner auszuwählen, weil wir wissen, daß er dir überlegen ist.“
    „Überlegen? Apanatschka hat bis jetzt noch keinen Feind gefunden, vor dem er gewichen ist.“
    „Desto besser für dich. Und die Art und Weise des Kampfes? Auch die überlassen wir dir. Wähle!“
    „So wähle ich das Messer. Die beiden Gegner werden mit den linken Händen zusammengebunden und bekommen das Messer in die rechte Hand. Es geht um das Leben. Ist Old Shatterhand einverstanden?“
    „Ja. Wen suchst du dir

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