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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nicht schnell Tür finden können.“
    „Oh, wo die war, das hat er gewußt! Er hat nur so getan, als ob er nach ihr suche, dabei aber nach den Gewehren getastet. Was sagt mein Bruder Winnetou? Ist er derselben Meinung wie ich?“
    Ich hatte noch nie gesehen, daß der Apache durch irgend etwas aus der Fassung gebracht worden war. Wir hatten uns in Lagen und Gefahren befunden, die jeden andern in die größte Aufregung versetzt hätten; er war stets ruhig geblieben, innerlich ebenso wie äußerlich. Höchstens hatte es eine kleine Bedenklichkeit oder Überraschung gegeben, die aber nur von mir, der ich ihn genau kannte, bemerkt worden war. Jetzt sah ich ihn zum ersten Mal innerlich so aufgeregt, daß er sich Mühe geben mußte, äußerlich ruhig zu bleiben. Diese Erregung sprach sich darin aus, daß er nur leise und die Worte halb verschluckend auf meine Frage antwortete:
    „Mein Bruder – hat recht. Der General hat – – – unsre Gewehre – – – gestohlen – – –!“
    „Deine herrliche Silberbüchse, das teure Vermächtnis deines Vaters!“
    „Er wird – er wird sie – – –“
    Er konnte nicht weitersprechen; ich sah, daß der mit aller Anstrengung niedergehaltene Grimm ihm die Fäuste ballte.
    „Er wird sie wieder hergeben müssen“, vervollständigte ich seinen unbeendigten Satz. „Wir müssen den Dieben nach, und zwar sofort!“
    „Ja – – – sofort, sofort!“
    Es läßt sich denken, daß der Verlust unserer Gewehre nicht bloß uns zwei als die zunächst Betroffenen berührte; die Freunde, welche bei uns standen, waren noch viel aufgeregter als wir selbst. Old Surehand sagte mit vor Zorn bebender Stimme:
    „Dieser Diebstahl trifft auch mich sehr schwer, Mr. Shatterhand. Ihr müßt den Halunken natürlich nach und könnt nun nicht mit mir nach Fort Terrel reiten!“
    „Nein, das kann ich freilich nicht.“
    „Und ich kann Euch weder begleiten noch hier auf Euch warten, denn ich muß hin, ich muß hin und darf keine Stunde verlieren.“
    „Ich fürchte nur, daß Ihr diesen Weg umsonst machen werdet.“
    „Mag sein; aber dennoch muß ich hin, damit ich mir später keine Vorwürfe zu machen brauche. Das werdet Ihr gewiß einsehen.“
    „Ich sehe es freilich ein und will Euch nicht zureden, auf diesen Ritt zu verzichten. Ihr werdet ja nicht allein sein, denn Apanatschka begleitet Euch.“
    „Ja“, erklärte der junge Häuptling der Comanchen. „Ich reite mit meinem Bruder Surehand, denn ich habe es versprochen und halte mein Wort. Ich muß es nun erst recht halten, weil Old Shatterhand nicht mitkommen kann.“
    „So will ich Euch wünschen, daß Ihr das dort gesuchte Ergebnis findet, Mr. Surehand!“
    „Und ich wünsche Euch“, antwortete er, „daß Euch der General nicht entkommt. Alle Teufel, wenn ich es mir so überlege: diese drei kostbaren, geradezu unersetzlichen Gewehre verloren!“
    „Ich gebe sie noch lange nicht verloren.“
    „Nicht? Glaubt Ihr, den Dieb zu finden?“
    „Ich glaube es nicht nur, sondern ich bin überzeugt davon.“
    „Ja, wir werden ihn finden, lebendig oder tot, und wenn er noch so weit entwiche, oder sich in das Innere der Erde versteckte. Er entgeht uns nicht!“ knirschte Winnetou.
    „Das ist gewiß“, fügte ich hinzu. „Wir bekommen die Gewehre zurück, nur fragt es sich, in welchem Zustand!“
    „Ja. Dieser weiße Hund versteht sie nicht zu behandeln und kann sie leicht beschädigen oder gar unbrauchbar machen, besonders deinen Stutzen.“
    „Das würde er schwer, sehr schwer büßen müssen. Also, wir verfolgen ihn. Wen will mein Bruder Winnetou mitnehmen?“
    „Niemand.“
    „Wir reiten allein?“
    „Ja. Jeder andere würde uns hinderlich sein.“
    „Ich auch?“ fragte Parker.
    „Ja.“
    „Auch ich?“ erkundigte sich Hawley.
    „Auch du.“
    „Wir möchten aber gar so gern mit!“
    „Es geht nicht. Eure Pferde sind nicht so schnell wie die unsrigen, sie würden den Ritt nicht aushalten.“
    Die beiden baten, sie dennoch mitzunehmen; er aber schlug es ihnen ab, und ich mußte ihm recht geben. Nun wollten sie sich Apanatschka und Old Surehand anbieten, aber diese konnten sie auch nicht brauchen; es blieb ihnen nichts andres übrig, als sich dem Transport der gefangenen Comanchen anzuschließen.
    Diesen hatte Winnetou leiten wollen, was nun aber nicht möglich war. Dableiben konnten sie aber auch nicht, und so besprachen wir uns kurz und wurden darüber einig, daß sie noch heut' von den Apachen unter

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