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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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genannt.“
    „Wirklich? Das weißt du noch?“
    „Ich habe es mir gemerkt, denn ich haßte ihn.“
    „Warum?“
    „Er lachte über meine Mutter, die ich liebte.“
    „Was wollte er bei Euch?“
    „Das weiß ich nicht. Er wohnte im Zelt des Medizinmanns, und so oft er da war, hatte meine Mutter einen bösen Geist in sich, der alle ihre Glieder durcheinander warf.“
    Er wollte mit diesem Ausdruck wohl Krämpfe bezeichnen.
    „Kannst du dich darauf besinnen, wie deine Mutter damals aussah?“
    „Sie war jung und schön.“
    „War ihre Farbe heller als jetzt?“
    „Sie war rot, wie bei allen roten Frauen.“
    „Dann ist die Ahnung falsch, die in mir aufsteigen wollte; aber die andre Ahnung, die ich habe, wird wohl richtig sein. Dieser Etters hat Euch aus der Zivilisation nach dem Westen getrieben, Mr. Surehand? Er steht in Beziehung zu den unglücklichen Ereignissen, die Euch den Glauben an Gott und das Vertrauen zu ihm genommen haben?“
    „Ja“, antwortete er. „Ihr habt es erraten.“
    „Und glaubt Ihr wirklich, daß er sich jetzt in Fort Terrel befindet?“
    „Ich bin überzeugt davon.“
    „Ihr wollt natürlich hin?“
    „Ich muß; ich muß.“
    „Wann?“
    „Heut' abend noch! Ich darf keinen Tag, keine Stunde, keinen Augenblick verlieren. Ich habe diesen Halunken hundertmal gejagt, zuweilen wochenlang, ohne ihn aber jemals vor die Augen zu bekommen. Ich kannte nur seinen Namen und seine Taten; gesehen habe ich ihn nie. Nun erfahre ich so plötzlich und unerwartet, wo er zu finden ist, und Ihr könnt Euch denken, daß ich da hier keine Minute Ruhe habe. Ich muß fort!“
    „Wollen hoffen, daß der General Euch nicht belogen hat; ich traue ihm nicht.“
    „Überlegt Euch doch die Sache, Sir! Welche Absicht könnte er bei einer solchen Lüge haben?“
    „Euch irre zu leiten.“
    „Nein; ich glaube seinen Worten und reite nach Fort Terrel.“
    „Allein?“
    „Allein; ich habe keinen Begleiter.“
    „Ihr werdet einen haben.“
    „Wen?“
    „Mich.“
    „Was? Euch?“ fragte er mit frohem Erstaunen. „Ihr wollt mit?“
    „Ja, nämlich wenn Ihr mich mitnehmen wollt.“
    „Ob ich will! Welche Frage! Ich möchte stets und stets nur bei und mit Euch sein, auch in gewöhnlichen Lagen, denn Ihr glaubt gar nicht, wie ich Euch liebgewonnen habe. Und hier, wo es sich um so etwas Wichtiges handelt, um die Jagd auf ein Raubwild, welches ich nie und nie erwischen konnte, gibt mir Eure Begleitung die Sicherheit, daß Etters mir dieses Mal nicht entgehen wird. Wenn Old Shatterhand sich auf eine Fährte setzte, so ist das Wild verloren. Also Ihr wollt mit, wirklich mit?“
    „Gewiß!“
    „Das ist mir geradezu eine Wonne, ein – ein – ein – was ich kaum glauben möchte. Aber Ihr seid hier gar nicht zu entbehren!“
    „Doch! Winnetou wird alles leiten.“
    „Und von dem wollt Ihr Euch meinetwegen trennen?“
    „Die Trennung wird nur eine kurze sein. Wir suchen ihn dann gleich wieder auf. Also, ich darf mit?“
    „Dürfen? Von dürfen kann gar keine Rede sein! Ich möchte Euch im Gegenteil fast kniefällig bitten, mitzugehen, um mir mit Eurem Kopf und Eurem Arm beizustehen!“
    Da legte ihm Apanatschka die Hand auf den Arm und sagte:
    „Und noch einer reitet mit.“
    „Wer?“
    „Apanatschka, der Häuptling der Naiini-Comanchen. Weise mich nicht zurück! Ich habe dich lieb und gehe mit dir. Ich spreche die Sprache der Bleichgesichter, habe gelernt, die verborgene Menschenfährte zu entdecken, und fürchte mich vor keinem Feind. Kann ich dir da nicht nützen? Ich habe mit dir, mit Winnetou und mit Old Shatterhand das Kalumet geraucht und ich bin dein Bruder. Du suchst deinen Todfeind, den du fangen willst, und begibst dich dabei in große Gefahr. Muß da nicht dein Bruder bei dir sein? Wäre ich dein Freund, dein Bruder, wenn ich dich da allein reiten ließe?“
    Es sprach eine außerordentlich rührende Hingabe aus seinen Worten, seinem Ton und seinen Zügen. Old Surehand antwortete nicht und sah mich fragend an. Darum nahm ich die Entscheidung in die Hand:
    „Unser roter Bruder Apanatschka will da etwas tun, was sein ganzer Stamm nicht gutheißen würde!“
    „Was frage ich nach meinem Stamm, wenn es sich um meinen Bruder Surehand handelt! Die Söhne der Comanchen können nur hassen und vernichten; hier aber finde ich Liebe und Milde. Die roten Männer siegen mit dem Tomahawk; ihr aber seid stark und unbesiegbar und überwindet alle eure Feinde mit den Waffen der Verzeihung und

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