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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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unglücklicher Zufall eingetreten war, zu erwarten, daß wir auf keinen Comanchen treffen würden.
    Die beiden Wassertäler, in denen wir uns bis jetzt aufwärts bewegt hatten, waren viele Krümmungen gefolgt. Jetzt ritten wir abwärts, und weil wir da eine schnurgerade Linie einhalten konnten, brauchten wir natürlich viel weniger Zeit als aufwärts. Es war ungefähr halb zwei Uhr, als wir den Rio Pecos wieder erreichten. Wir suchten und fanden bald eine Stelle, deren ruhig fließendes Wasser das Hinüberschwimmen erleichterte, und dann ging es im Galopp auf der ebenen Prärie dahin, welche zwischen dem Pecos und der früher erwähnten Hügelreihe liegt. Da dieser Höhenzug nicht parallel mit dem Fluß geht, sondern sich bald dem Fluß nähert und bald wieder von ihm entfernt, so ist die Savanne nicht von sich gleichbleibender Breite. Bald wird sie so zusammengedrängt, daß sie nur einen schmalen Streifen bildet, und bald dehnt sie sich in endlos scheinender Weite vor dem Blick aus. Wir fegten wie im Sturm über die grasige Ebene dahin, und es war eine wahre Lust, das lange, schneeweiße Haar Old Wabbles und die fast noch längere braune Mähne Old Surehands im Wind fliegen zu sehen. Der letztere ritt einen mexikanischen Fuchs spanischen Bluts, welcher es zwar mit meinem Rappen nicht aufnehmen konnte und, der Schwere seines Reiters angemessen, stark gebaut war, aber den langen Galopp doch spielend überwand.
    Old Surehand und Old Wabble, zwei solche Reiter an meiner Seite! Ich warf, einen Jauchzer ausstoßend, den Hut hoch in die Luft und fing ihn im Jagen wieder auf.
    „Ihr scheint recht guter Laune zu sein“, meinte Old Surehand lächelnd.
    „Ja“, antwortete ich. „Und sie wird noch besser werden, wenn erst Winnetou bei uns ist. Sein schwarzer Schopf ist köstlich. Dann fliegen drei Mähnen um mich her.“
    „Wann werden wir ihn treffen?“
    „Das ist noch ungewiß. Er ist, wie ich Euch schon sagte, nach dem Llano estacado voran. Ich vermute, daß wir noch heute auf einen Boten von ihm stoßen werden.“
    „Wo? Ist der Ort bestimmt?“
    „Nein, aber die Linie. Ich sprach ja nur von einer Vermutung. Ihr werdet das Nähere erfahren, wenn wir lagern. Winnetou weiß, daß ich in gerader Linie vom Mistake-Cañon nach der Llano-Oase reite. Wenn er einen Boten zurückgelassen hat, wird dieser auf irgendeinem Punkt dieser Linie auf mich warten.“
    „Befinden wir uns jetzt auf ihr?“
    „Noch nicht. Ich mußte, um Euch herauszuholen, von ihr nach dem Saskuan-kui abweichen. Jetzt nähern wir uns ihr wieder, und in einer Stunde erreichen wir sie. Leider müssen wir wieder langsam reiten, denn Parker und Jos Hawley kommen uns nicht nach. Gegen Abend kommen wir an einen Ort, den die Apachen Altschese-tschi nennen; das wäre für den Boten die richtige Stelle, mich zu erwarten. Er kann sich da verbergen.“
    „Es gibt dort Büsche und Bäume?“
    „Ja.“
    „Dachte es mir!“
    „Warum?“
    „Weil die beiden Apachenworte Altschese-tschi soviel wie kleiner Wald bedeuten.“
    „Das wißt Ihr? Ihr seid also dieser Sprache mächtig?“
    „Leidlich.“
    „Das ist sehr vorteilhaft für uns. Aber ich denke, Ihr seid noch nie in einem Apachengebiet gewesen!“
    „Allerdings nicht. Meine bisherigen Jagdreviere lagen mehr im Norden. Aber ich bin mit Kennern der Apachendialekte lange zusammen gewesen und habe von ihnen gelernt, was ich brauche. Ich freue mich außerordentlich darauf, mit Winnetou in seiner Muttersprache reden zu können. Kennt er mich dem Namen nach?“
    „Sehr gut. Ich will Euch verraten, daß er eine hohe Meinung von Euch hat.“
    „Danke, Sir!“
    „Wir sind miteinander weit herumgekommen, bis an die Nordgrenze der Vereinigten Staaten hinauf, und es ist eigentlich zu verwundern, daß wir mit Euch kein einziges Mal zusammengetroffen sind.“
    „Mir ist das sehr erklärlich, und auch Ihr werdet Euch nicht mehr darüber wundern, wenn Ihr später erfahrt, wie und wo ich lebe und mich bewege.“
    „Ist das ein Geheimnis?“
    „Ja und nein, wie man es nimmt. Ich pflege nicht darüber zu sprechen, weil ich nicht zu denjenigen Leuten gehöre, die gern und viel überflüssige Worte machen.“
    Er wendete sich halb ab, und es flog wie ein dunkler Schatten über sein bisher so heiteres Gesicht. War es dennoch ein Geheimnis, welches jetzt berührt worden war? Es wollte mir vorkommen, als ob diese Berührung ihm weh tue. Wir schwiegen beide. Vielleicht hatte dieser körperlich und geistig seltene Mann

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