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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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werden!“
    „Alle? Wieviel Pferde meint Ihr da?“
    „Nun, so viel wir haben!“
    „Also zwei!“
    „Zwei – – –?“ fragte er verwundert.
    „Ja, zwei, nämlich mein Rappe und Euer Fuchs.“
    „Holla! Ihr meint, wie es den Anschein hat, daß nur wir zwei den Ritt unternehmen?“
    „Allerdings. Wer denn noch?“
    „Ich denke, es wird sich niemand ausschließen.“
    „Und ich denke, daß wir einen Ritt hin und zurück vor uns haben, den nur unsre beiden Pferde aushalten können. Von Mr. Parker und Mr. Hawley kann also überhaupt keine Rede sein; ihre Pferde sind jetzt schon müde und würden unterwegs zusammenbrechen.“
    Parker sagte nichts; er sah wohl ein, daß ich recht hatte. Jos aber fühlte eine große Zuneigung zu mir; es schien ihm schwer, sich von mir zu trennen.
    „Ist es denn nicht möglich, daß ich mit kann?“ fragte er. „Ihr wißt doch, wie gern ich bei Euch bin, Sir!“
    „Ich weiß es, aber es ist nicht möglich, Mr. Hawley. Das Pferd kann nicht so, wie Ihr wollt.“
    „So wird mir Old Wabble das seinige borgen.“
    „Was fällt Euch ein?“ rief der Alte aus. „Ich reite ja selber mit!“
    „Ihr?“ fragte ich.
    „Ja, ich!“
    „Ich denke, Ihr bleibt bei den andern!“
    „Warum? Mein Pferd ist gut. Oder meint Ihr, daß es den Ritt nicht aushalten kann?“
    „Es würde ihn wahrscheinlich aushalten; aber es wird sich sträuben und nicht fortzubringen sein.“
    „Sträuben? Sonderbar! Möchte das Pferd kennenlernen, das sich sträubt, Old Wabble dahin zu tragen, wohin er will!“
    „Dieses Mal doch!“
    „Warum grad dieses Mal?“
    „Weil es sich um einen Nigger handelt.“
    „Ah! Meint Ihr es so! Nun, da wird es wohl nicht auf das Pferd, sondern auf mich ankommen!“
    „Oder auf mich, Mr. Cutter? Ich habe nicht die Absicht, Euch wegen eines Schwarzen zu belästigen.“
    „Pshaw, es ist keine Belästigung; ich tu es gern!“
    „Vorhin klang es anders!“
    „Ja, vorhin! Soll ich aufrichtig sein, Mr. Shatterhand?“
    „Nun?“
    „Es war von Euch gar nicht fein und geschmackvoll gesagt, nämlich das von dem stinkigen Kadaver vorhin, aber es hat bei mir Eingang gefunden, und ich denke, daß Ihr nicht so unrecht habt. Ich will meine Dummheit gutmachen, indem ich Euern Bob mit heraushelfe, und bitte Euch daher, mich mitzunehmen! Wollt Ihr, Sir?“
    „Hm! Wenn Ihr in dieser Weise sprecht, so möchte ich wohl, aber es geht dennoch nicht.“
    „Warum nicht?“
    „Weil auf Euch kein Verlaß ist.“
    „Oho! Das hat mir noch niemand gesagt!“
    „So sage ich es Euch zum ersten Mal. Ihr habt es heut' bewiesen, daß ich recht habe. Wißt Ihr, was wir vorhaben? Wir wollen einen Gefangenen mitten aus einem Indianerdorf herausholen. Schon das ist genug! Aber wir haben keine Zeit, eine passende und leichte Gelegenheit abzuwarten, denn der Streich muß in kürzester Zeit ausgeführt werden. Da handelt es sich doppelt um Leben und Tod!“
    „Das weiß ich.“
    „Schön! Da werdet Ihr also einsehen, daß ich Euch nicht mitnehmen kann.“
    „Ich fürchte den Tod nicht!“
    „Das weiß ich; aber ich befürchte, daß wir, wenn wir Euch mitnehmen, in den Tod reiten. Den Tod nicht fürchten und dem Tod aus Unvorsichtigkeit in die Arme laufen, das ist zweierlei. Man kann sich nicht auf Euch verlassen.“
    „Weil ich nicht draußen bei den Pferden geblieben bin? Sir, das war das letzte Mal, daß so etwas vorgekommen ist. Glaubt es mir. Gebt mir die Hand und nehmt mich mit!“
    Was wollte ich machen! Er bat so dringend. Sollte ich ihn, den alten, erfahrenen, neunzigjährigen Westmann wie ein Greenhorn zurückweisen? Ich brachte es nicht fertig, sondern ich gab ihm die Hand und sagte:
    „Nun gut, so kommt mit! Aber ich hoffe, daß Euch der jugendliche Übermut nicht wieder mit dem Verstand durchgeht!“
    „Well! Das soll ein Wort sein! Ihr werdet mir Eure Zufriedenheit nicht versagen. Was wird aber mit den andern? Bleiben die hier?“
    „Nein, sie reiten fort.“
    „Wohin?“
    „Nach dem Nargoleteh-tsil, wo wir mit den Apachen zusammentreffen werden. ‚Langes Messer‘ kennt doch wohl den Weg dorthin?“
    Der Rote, an den ich diese Frage richtete, antwortete:
    „Ich kenne ihn genau. Wann sollen wir reiten?“
    „Morgen früh, sobald wir auch aufbrechen.“
    „Sollen wir die toten Hunde der Comanchen hier so liegen lassen?“
    „Nein, sie müssen spurlos verschwinden. Auch begraben darf man sie nicht hier. Die Comanchen kommen, wenn sie nach der Wüste reiten, durch dieses

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