07 - Old Surehand I
habe ich sie erschlagen. Old Shatterhand kann sie nach nichts fragen; aber etwas habe ich von ihnen gehört, was ich ihm sagen möchte.“
„Was?“
„Sie wollen nach der Insel in der Wüste, um den ‚Blutigen Fuchs‘ und die alte Negerin zu fangen und nach dem großen Dorf der Comanchen zu schaffen. Ich habe, als sie miteinander sprachen, erfahren, wo ihr Dorf jetzt liegt.“
„Das ist freilich wichtig. Wo liegt es?“
„Ich kenne den Ort nicht und habe seinen Namen nie gehört. Er wurde von ihnen Kaam-kulano (Hasental) genannt.“
„Du hast dich geirrt und kennst den Ort gewiß. Die Comanchen nennen den Ort allerdings so, von euch wird er Katscho-Nastla, also auch Hasental, geheißen.“
„Katscho-Nastla? Dieses Tal kenne ich freilich. Es liegt einen starken Tagesritt nordwärts von hier. Dorthin soll der ‚Blutige Fuchs‘ mit der Negerin geschafft werden, um an demselben Marterpfahl zu sterben. Der Neger ist schon dort.“
„Was?“ fragte ich erschrocken. „Welcher Neger?“
„Der Sohn der alten schwarzen Frau, der mit bei dem ‚Blutigen Fuchs‘ in der Wüste wohnt.“
„Ah! Das ist freilich eine sehr wichtige, aber auch eine sehr unerfreuliche Nachricht. Hast du richtig gehört?“
„Mein Ohr hat sich nicht getäuscht.“
„Es kann von einem andern Neger die Rede gewesen sein!“
„Nur von dem Neger in der Wüste. Die Hunde der Comanchen nannten seinen Namen.“
„Wie hieß er? Schnell!“
„Ich habe ihn gehört, aber nicht behalten.“
„Bob?“
„Ja, Bob, Bob haben sie gesagt.“
„Wie ist er denn in ihre Hände geraten? Haben sie nicht davon gesprochen?“
„Sie sprachen davon. Er war mit dem ‚Blutigen Fuchs‘ auf der Jagd, als dieser von den Comanchen überfallen wurde. Der Fuchs tötete mehrere von ihnen und entkam, der Neger aber fiel ihnen in die Hände und wurde nach dem Tal der Hasen geschafft. Dort hält man ihn gefangen, bis der Fuchs und die Negerin gebracht werden; dann sollen die drei den Martertod sterben.“
„So weit soll es wohl nicht kommen! Dafür werde ich sorgen. Bob muß frei werden. Ich reite sogleich hin!“
Ich sprang auf, denn ich war erregt, obgleich es sonst nicht leicht ist, mich in Aufregung zu versetzen. Die andern waren verwundert, der Apache jedenfalls am meisten, denn der Rote verachtet den Neger noch weit mehr als der Weiße; er wagte es aber nicht, etwas zu sagen. Als früherem Cowboy stand dem alten Wabble ein Schwarzer fast ebenso tief wie ein Hund; es war ihm unmöglich zu schweigen.
„Was ist's mit Euch, Sir?“ fragte er. „Ich glaube gar, dieser Bob bringt Euch aus dem Häuschen!“
„Nicht er, sondern der Umstand, daß er Gefangener der Comanchen ist und umgebracht werden soll.“
„Pshaw! Ein Schwarzer, ein Nigger!“
„Nigger? Neger wollt Ihr wohl sagen, Mr. Cutter!“
„Nigger sage ich. Habe das Wort all mein Lebtag nicht anders ausgesprochen.“
„Das tut mir leid! Es scheint, Ihr rechnet die Neger nicht mit zu den Menschen.“
„In der Naturgeschichte werden sie freilich mit unter den Menschensorten aufgezählt; wissenschaftlich sind sie also welche, aber, my god, was für welche!“
„Jedenfalls ebenso gute wie alle anders gefärbten!“
„Pshaw! Ein Nigger ist ein so niedriges Geschöpf, daß es sich eigentlich gar nicht lohnt, von ihm zu sprechen!“
„Das ist Eure Ansicht, wirklich Eure Ansicht?“
„Yes!“
„Dann tut Ihr mir leid, herzlich leid, denn mit dieser Behauptung beweist Ihr, daß Ihr noch weit unter dem Nigger steht!“
„All devils. Ist das Euer Ernst, Sir?“
„Mein vollständiger Ernst!“
„Dann tut Ihr mir ebenso leid wie ich Euch! Ein farbiger Mensch ist nie ein richtiger Mensch, sonst hätte ihn Gott nicht farbig gezeichnet!“
„Mit ebenso großem Recht könnte ein Neger sagen: Ein Weißer ist kein richtiger Mensen, sonst hätte ihn Gott nicht ohne Farbe geschaffen. Ich bin etwas weiter in der Welt herumgekommen als Ihr und habe unter den schwarzen, braunen, roten und gelben Völkern wenigstens ebenso viel gute Menschen gefunden wie bei den weißen, wenigstens, sage ich, wenigstens! Versteht Ihr mich, Mr. Cutter?“
„Was Ihr gefunden habt, ist mir egal. Ich habe noch nicht einen einzigen Neger kennengelernt, neben dem ich mich hätte niedersetzen mögen.“
„Weil Ihr jeden Schwarzen gleich im ersten Augenblick so behandelt habt, daß er Euch unmöglich freundlich gesinnt sein konnte. Eure Erfahrung ist also gar kein Beweis für das, was Ihr behauptet.
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