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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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sie einfach nicht preisgeben. Da werden Sie sich schon irgendwie anders behelfen müssen.«
     
     

* 14
     
    Prüfe alle Dinge, und halte fest an dem, was wahr ist.
     
    Frederick Bligh Bond, aus: Das Tor der Erinnerung
     
    Faith bestand darauf, dass es ihr nichts ausmache, allein zu bleiben. Jack hatte angeboten, sie zu Winnie mitzunehmen, doch es gab zu viele Dinge, über die sie noch nicht sprechen konnte. Jedenfalls nicht mit Winnie - solange sie sich nicht sicher war, wie viel Winnie wusste und ob Garnet für ihren Unfall verantwortlich war. Und jetzt war Garnet tot.
      Tot. Allein in Jacks Haus sagte sich Faith das Wort immer wieder vor in dem verzweifelten Bemühen, ihm einen Sinn abzugewinnen. Garnet hatte gelebt - morgens hatte sie den Katzen vorgesungen, wenn sie glaubte, dass niemand sie hörte; sie hatte in alles, was sie kochte, Zucchini getan, obwohl sie wusste, dass Faith sie verabscheute; sie hatte auf dem Klo zerfledderte alte Exemplare der National Geographie gelesen; sie hatte eine Puppensammlung besessen, die sie, in Seidenpapier eingeschlagen, in einem Karton in ihrem Schlafzimmerschrank aufbewahrte.
      Und jetzt lebte sie nicht mehr.
      Faith verbrachte die erste Stunde nach Jacks Abfahrt damit, sich auf dem alten Fernseher im Wohnzimmer eine stumpfsinnige Komödie anzuschauen, doch sie gab es auf, als sie von dem Schnee auf der Mattscheibe Kopfschmerzen bekam. Einmal hatte sie Jack gefragt, warum er nichts von seinen Sachen behalten hatte, als er wieder nach Glastonbury gezogen war, und er hatte geantwortet, sie hätten zu viele Erinnerungen absorbiert, wie die Emulsion auf einem Film. Er hatte alles verramscht.
      Würden Garnets Habseligkeiten die Erinnerung an sie bewahren? Faith hatte sie in ihrer Werkstatt beobachtet, hatte gesehen, wie behutsam sie mit ihrem Werkzeug umgegangen war. Sie hatte diese Sachen geliebt, und sie hatte ihre Bücher geliebt und ihren Umhang und ihre farbenfrohen Kleider.
      Faith ging im Haus auf und ab, fuhr mit der Fingerspitze über die mit einer Staubschicht bedeckten Möbel, und ihre Gedanken flatterten rastlos hin und her. Sie fühlte sich, als habe jemand sie auseinander genommen und die Einzelteile falsch wieder zusammengesetzt.
      Ohne einen bewussten Entschluss gefasst zu haben, ging sie die Treppe hoch, ganz langsam, mit einer Hand das Gewicht ihres Bauchs abstützend. Sie war noch in keinem der oberen Zimmer gewesen, bis auf das, welches Jack ihr zugewiesen hatte. Jetzt öffnete sie nacheinander alle Türen, die vom Flur abgingen, und schaute in die Zimmer. Zuerst kam ihres, dann ein winziges Zimmer, dem man noch ansah, dass ein kleiner Junge darin gewohnt hatte. Das große Zimmer neben ihrem enthielt ein hohes Himmelbett und roch nach Jack und auch ein wenig nach Winnie. Die beiden übrigen Zimmer waren mit Kisten, Bücherstapeln, Papieren und diversen Möbelstücken voll gestopft.
      Sie fragte sich, wie es wohl gewesen sein mochte, in diesem Haus groß zu werden, und rief sich die helle, moderne Doppelhaushälfte ihrer Eltern ins Gedächtnis. Dabei überkam sie plötzlich ein intensives Gefühl des Heimwehs, das sie jedoch augenblicklich unterdrückte; stattdessen dachte sie darüber nach, was sie wohl tun würde, wenn ihr Baby da war. Wie konnte sie über diesen Tag hinausdenken?
      Sie schloss alle Türen und ging nach unten. Sie würde sich irgendwie nützlich machen, würde ihnen etwas zu essen machen, um es ihnen zu servieren, sobald sie nach Hause kämen. Sie kramte in den Regalen und fand eine Dose mit Hühnerbrühe, eine Packung getrocknete Erbsen, Reis und ein paar Gewürze; alles wahrscheinlich nicht mehr taufrisch, doch sie würde wohl eine ganz passable Suppe daraus zaubern können.
      Gerade hatte sie die Erbsen zum Einweichen in einen Topf mit Wasser geschüttet, als es an der Tür klingelte. Das musste Nick sein, dachte sie, und watschelte - von Gehen konnte kaum noch die Rede sein - so schnell sie konnte in die Diele. Gespannt riss sie die Tür auf - doch da stand nicht etwa Nick, sondern Inspector Greely, und neben ihm eine Frau in Zivilkleidung.
      »Wir hatten gehofft, Sie vielleicht zu Hause anzutreffen, Miss.«
      »Jack ist nicht da.« Faith wollte die Tür wieder zumachen.
      »Nein, nein, wir sind wegen Ihnen hier. Dürfen wir hereinkommen?«
      Als Faith zögerte, weil sie sich nicht sicher war, ob sie sich weigern konnte, fügte Greely hinzu: »Natürlich nur, wenn Sie es nicht vorziehen, dass

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