07 Von fremder Hand
wir Sie im Beisein Ihrer Eltern befragen.«
»Ich bin siebzehn«, gab sie gereizt zurück. »Ich kann schon für mich selbst sprechen.«
»Dann wollen wir uns doch gleich hier ein wenig unterhalten.« Der Inspector trat ein, und Faith wurde schmerzlich bewusst, dass sie sich selbst in eine Zwickmühle manövriert hatte.
Sie führte die Besucher ins Wohnzimmer und ließ sie auf den Polstermöbeln mit den verschlissenen Samtbezügen Platz nehmen, inmitten der Fotos von Jacks Verwandtschaft in ihren silbernen Rahmen.
»Das ist Detective Constable O’Toole.« Greely deutete mit dem Kopf auf die Frau, die strahlend lächelte, ohne Faith dabei in die Augen zu sehen. Sie hatte blondes Haar mit viel Haarspray drin und reichlich Schminke im Gesicht, die gut zu ihrem falschen Lächeln passte.
»Und Sie sind?«, fuhr Greely fort. »Wir können Sie ja nicht immer nur Miss nennen.« Seine Begleiterin zog unauffällig ein Notizbuch und einen Stift aus ihrer Handtasche.
»Faith.«
»Wir brauchen auch Ihren Nachnamen, für die Akten. Es sei denn, Sie würden diese kleine Unterhaltung lieber auf dem Polizeirevier führen.«
»Wills. Der Name ist Wills.«
»Und Ihr angemeldeter Wohnsitz? Das ist die Adresse, mit der Sie bei der Sozialversicherung und so weiter registriert sind.«
Nachdem Faith ihnen widerstrebend die Adresse ihrer Eltern genannt hatte, lehnte Greely sich bequem auf dem Sofa zurück und verschränkte die Finger über dem Bauch. »So, nachdem das nun erledigt ist, würden wir gerne mit Ihnen über Ihren Freund Nick Carlisle reden. Er sagt, er sei am Nachmittag des Tages, an dem Miss Todd starb, zu deren Haus gefahren, um Sie, Miss Wills, zu suchen; er habe Sie aber nicht angetroffen. Ist das korrekt?«
Faith nickte vorsichtig.
»Nun, das ist ja alles schön und gut, bis auf ein kleines Detail. Niemand scheint eine befriedigende Erklärung dafür geliefert zu haben, wo Sie sich aufgehalten haben in der Zeit zwischen, na, sagen wir fünf Uhr und kurz vor Mitternacht, als Sie vor Mr. Montforts Haustür auftauchten.«
»Ich - ich bin spazieren gegangen. Die Wellhouse Lane hoch in Richtung Gipfel.« Faith sah ihre offen ungläubigen Mienen, doch sie ließ sich nicht einschüchtern. »Dann habe ich mich unwohl gefühlt und habe mir einen Platz zum Ausruhen gesucht. Ich weiß nicht, wie lange ich geschlafen habe, aber als ich aufwachte, war es dunkel.«
»Und dann?«
»Ich bin zurückgegangen. Garnets Lieferwagen war weg, und das Haus war leer. Ich dachte, sie müsste sich aufgemacht haben, um nach mir zu suchen. Also habe ich gewartet. Sie kam aber nicht.«
»Wieso haben Sie sich dann entschlossen, nicht weiter zu warten?«
»Ich... Es war schon spät... und ich... hatte Angst.«
»Also haben Sie sich schließlich Hilfe suchend an Mr. Montfort gewandt.« Irgendwie ließ Greely es so klingen, als ob das etwas Unanständiges sei.
»Er ist mein Freund, und ich dachte, er würde wissen, was zu tun wäre. Daran ist doch nichts Falsches.«
»Nein, Miss Wills, daran nicht. Wenn es denn so gewesen ist.« Greely bleckte die Zähne und lächelte kalt.
»Was meinen Sie damit?« Faith spürte, wie ihr die Zornesröte ins Gesicht stieg.
»Damit meine ich, dass Sie ein paar Dinge ausgelassen haben. Ich glaube, Sie waren dort, als Nick kam. Ich glaube, dass Sie und Nick sich mit Miss Todd gestritten haben und es zu einem Handgemenge kam. Vielleicht wollten Sie ihr nicht wirklich wehtun, aber Unfälle lassen sich nicht immer vermeiden, das wissen wir alle.«
Faith konnte ihn nur entgeistert anstarren.
»Und dann, als Sie merkten, dass sie tot war, gerieten Sie in Panik. Sie halfen Carlisle, die Leiche zum Lieferwagen zu tragen, und legten sie hinten auf die Ladefläche. Dann fuhr er den Wagen auf die andere Seite des Tor, stellte ihn dort ab und kam zurück, um sein Motorrad zu holen.
Ach ja, und dann beschlossen Sie gemeinsam, dass nur Sie zu Mr. Montfort gehen und so tun würden, als seien Sie schon ganz außer sich vor Sorge, weil Miss Todd nicht nach Hause gekommen sei, obwohl Sie die ganze Zeit haargenau wussten, wo sie war.«
Faiths Hände und Füße waren taub vor Kälte, und ihre Zunge fühlte sich wie gelähmt an. »Nein. Das ist nicht wahr. Nichts von alledem ist wahr. Das ist verrückt -«
»Haben Sie und Carlisle Miss Todd wegen Reverend Catesbys Unfall zur Rede gestellt? Oder war es etwas
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