07 Von fremder Hand
die Kincaid in Jacks Vorratskammer entdeckt hatte, trug ihr Teil zu der geselligen Stimmung bei. Winnie machte sich Gedanken wegen ihrer seelsorgerischen Verpflichtungen, doch die Erzdiakonin beeilte sich, sie zu beruhigen.
»Das Letzte, was du jetzt gebrauchen kannst, ist, dass du dir Sorgen machst. Ich habe Miles Fleming gebeten, einzuspringen, wann immer er kann, und ich selbst werde auch einige deiner Aufgaben übernehmen.«
»Aber ich könnte doch wenigstens -«
»Nächste Woche reden wir darüber, ob du die Gottesdienste übernehmen kannst«, unterbrach Suzanne sie in einem Ton, der keine Widerrede zuließ. »Aber du wirst Geduld mit dir haben müssen.«
»Suzanne«, sagte Winnie zögernd. »Ich weiß, die Frage klingt dumm, aber hast du vielleicht irgendeine Ahnung, was ich letzten Mittwoch getan habe? Ich habe Jack gestern gebeten, mir meinen Terminkalender aus dem Pfarrhaus mitzubringen: für Mittwochnachmittag hatte ich zwei Krankenbesuche eingetragen und nach der Mittagspause eine Kapitelsitzung. Heute Morgen habe ich überall angerufen, und es sieht so aus, als hätte ich die beiden Vormittagstermine wahrgenommen, aber die Sitzung versäumt.«
»Natürlich weiß ich, was du getan hast!«, antwortete Suzanne lachend. »Warum hast du mich das nicht eher gefragt? Ich hatte dich gebeten, einen Kondolenzbesuch zu machen.«
»Tatsächlich?«, fragte Winnie verständnislos.
»In Pilton. Du weißt doch, der Pfarrer hatte letzte Woche Urlaub.« An Kincaid gewandt, erklärte sie: »Ich wäre selbst hingegangen, aber ich hatte Diözesansitzung, also habe ich Winnie bei ihrer Party gebeten, den Besuch für mich zu übernehmen.«
Winnie stöhnte. »Das ist ja fürchterlich! Warum kann ich mich nicht daran erinnern?«
»Das wirst du bestimmt noch«, beruhigte Suzanne sie. »Ich verschreibe dir eine Ruhepause. Ich habe den Eindruck, dass du heute schon viel zu viel gearbeitet hast.« Sie sah auf die Uhr. »Ich habe noch einen Termin, aber ich kann dir noch helfen, es dir bequem zu machen, und dann kann Duncan mich hinausbegleiten.«
Geschickt eingefädelt, dachte Kincaid, als sie Winnie ins Wohnzimmer eskortierten. Nachdem sie es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte, ermahnte Suzanne sie noch ein letztes Mal: »Also, mach dir nur keine Gedanken. Deine Gemeinde wird auch noch ein paar Tage länger ohne dich funktionieren.«
»Aber ich habe eine Hochzeit -«
»Darüber reden wir morgen. Ruh dich ein bisschen aus.«
»Aber...« Winnies Proteste ebbten ab, während ihre Augenlider schwerer wurden. Der Wein und die Pasta hatten gute Arbeit geleistet.
Kincaid und Suzanne schlichen auf Zehenspitzen hinaus, und er begleitete sie zu ihrem Wagen.
»Sie macht wirklich erstaunliche Fortschritte«, sagte Suzanne.
»Ja, aber das war es nicht, worüber Sie mit mir reden wollten.«
»Ihnen entgeht aber auch gar nichts, Superintendent.« Sie warf ihm ein flüchtiges Lächeln zu und seufzte dann. »Ich will ja keine Panik verbreiten, aber ich mache mir große Sorgen wegen Winnies Bruder Andrew. Er hat Winnie noch nicht besucht, seit sie aus dem Krankenhaus entlassen wurde, oder?«
»Soviel ich weiß, war er nicht mehr bei ihr, seit sie das Bewusstsein wiedererlangt hat.«
»Er weigerte sich, die Intensivstation zu betreten - wussten Sie das? Und wenn ich ihm im Wartebereich begegnet bin, kam er mir zunehmend erschöpft und überreizt vor. Ich fürchte, sein Schweigen ist kein gutes Zeichen.«
»Sie könnten Recht haben. Können Sie mit ihm sprechen? Haben Sie irgendeinen Einfluss?«
»Als ich im Krankenhaus mit ihm zu reden versuchte, wurde er nur noch aufgebrachter. Aber wir sind schon sehr lange befreundet. Vielleicht sollten David und ich gemeinsam mit ihm reden.«
»Ich nehme an, dass Sie nicht nur um Catesbys Geisteszustand besorgt sind. Glauben Sie, er könnte Winnie etwas antun?«
»Andrew liebt Winnie so sehr, deshalb fällt es mir schwer, so etwas zu denken. Andererseits kann Liebe manchmal krankhafte Formen annehmen.« Suzanne sah Kincaid in die Augen. »Ich finde, solange wir die Sache mit Andrew nicht geklärt haben, sollten wir Winnie und Jack besser nicht aus den Augen lassen.«
Kaum hatte Fiona ein Gemälde vollendet, da formte sich auch schon das nächste Bild in ihrem Kopf und ließ ihr keine Ruhe, bis sie es auf der Leinwand zum Leben erweckt hatte.
Sie war überzeugt, noch nie so gut
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