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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Gesichtspunkten interpretieren -«
      »Und Sie haben die Mittel und die Fachkenntnisse, um herauszufinden, ob es möglicherweise eine Verbindung zwischen Jack und Edmund gibt«, unterbrach sie Nick Carlisle. »Vielleicht haben wir alle etwas beizutragen, wenn wir auch zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, was es ist.«
      Simon las die Bestürzung in Winifreds Gesicht. Dies, und der Gedanke an das, was er selbst bei der Sache möglicherweise gewinnen konnte, veranlassten ihn zu sagen: »Wie sollten wir denn nun genau an diese... Nachforschungen herangehen?«
      Vielleicht waren sie tatsächlich zu einem bestimmten Zweck zusammengeführt worden, und wenn das bedeutete, dass Winifred Catesby gezwungen war, ihn regelmäßig zu sehen, dann geschah es ihr ganz einfach nur recht.
     
     

* 4
     
    Die Feuchtwiesen sind von jenem Smaragdgrün, das man nur dort sieht, wo das Grundwasser dicht unter der Oberfläche steht. Wenn man im Sommer durch die verdorrten Landschaften der Umgebung reist, erkennt man an der grünen Erde, dass Avalon nicht weit ist.
     
    Dion Fortune, aus: Glastonbury: Das englische Jerusalem
     
    Kincaid hätte sich keinen perfekteren Tag vorstellen können. Die drückende Hitze, die in Südengland so häufig die letzten Augusttage prägte, war vom Westwind hinweggefegt worden, der der Luft einen ersten Hauch herbstlicher Frische verliehen hatte. Wildfremde Menschen nickten einander auf der Straße zu, lächelten und sagten »Schöner Tag heute«, und dieses eine Mal schien die Angewohnheit der Engländer, ständig über das Wetter zu reden, wirklich gerechtfertigt.
      Er und Kit hatten den Morgen damit verbracht, sich mit den Automaten in der Spielhalle am Leicester Square herumzuschlagen, und als sie wieder ans Tageslicht traten, war die Außentemperatur bereits auf T-Shirt-Niveau angestiegen. »Na, hast du schon Hunger?«, meinte Kincaid, obwohl er wusste, dass die Frage rein rhetorisch war.
      »Hmm... was denkst du, könnten wir vielleicht ins Hard Rock Cafe gehen?«, fragte Kit in dem zögernden Ton, den er immer noch in fast jede Bitte legte.
      »Warum nicht? Ich glaube, ich könnte locker so ein bis zwei Touristen zum Lunch verdrücken. U-Bahn?«
      Kit schien unschlüssig und sah nach den Menschenmassen, die im strahlenden Sonnenschein über den Platz strömten. »Können wir nicht zu Fuß gehen?«
      An einem Samstag im August zu Fuß durch das Herz des Londoner West End zu gehen kam in Kincaids Augen dem Versuch gleich, sich ohne Schutzschild und Helm durch die Horden von Hooligans bei einem Fußballspiel hindurchzukämpfen. Er nickte trotzdem. »Also los dann, Kumpel.«
      Sie machten sich auf den Weg durch das Labyrinth von Straßen in Richtung Piccadilly Circus. Kit wich den entgegenkommenden Fußgängern aus, um an seiner Seite zu bleiben, und seine Schulter streifte Kincaids Arm, ohne dass der Körperkontakt ihm unangenehm zu sein schien. Kincaid dachte daran, wie heikel ihre Beziehung noch vor wenigen Monaten gewesen war, als jedes Wort und jede Berührung ein potenzielles Risiko beinhaltet hatten. Hier und dort war das Gelände immer noch vermint, doch sie hatten schon große Fortschritte gemacht.
      Er blickte auf den blonden Haarschopf seines Sohnes herab, und ihm wurde plötzlich bewusst, dass der Tag nicht allzu fern war, an dem er nicht mehr auf Kit würde herabschauen können. Das war eben so, nichts zu machen. Aber noch war Kit dem Kindesalter nicht ganz entwachsen, und dafür war Kincaid extrem dankbar. Kits Freund Nathan Winter hatte dem Jungen zum Geburtstag ein Mikroskop geschenkt, und morgen wollten die beiden nach Hampstead Heath fahren und Teichwasserproben sammeln. Mädchen und Rockmusik würden noch früh genug dazwischenkommen; bis es so weit war, hatte Kincaid noch eine ganze Menge nachzuholen.
      Seine Ehe mit Kits Mutter war abrupt und stürmisch zu Ende gegangen, und erst vor wenigen Monaten hatte Kincaid erfahren, dass sie zum Zeitpunkt ihrer Trennung schwanger gewesen war. Sie hatte damals eine Affäre mit einem ihrer Professoren, den sie später auch heiratete; das Kind gab sie als das seine aus. Es musste ihr schon sehr bald klar geworden sein, dass der Junge nicht Ian McClellans, sondern Kincaids Sohn war. Ob sie die Absicht gehabt hatte, ihm dies zu gestehen, als sie im vergangenen Frühjahr mit ihm Kontakt aufnahm, würde Kincaid nie erfahren.
      Wenige Wochen nachdem sie ihn gebeten hatte, ihr bei der Aufklärung eines anderen

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