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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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der Quelle, die aus dem Berg herausfließt.« Ihre Miene verdüsterte sich. »Aber die andere Quelle würde immer unter ihm geflossen sein und hätte ihn an die kommende Dunkelheit erinnert.«
      »Die Weiße Quelle?« Sie strömte aus dem Fuß des Tor hervor, und während die Rote Quelle das weibliche Element verkörperte, stand die Weiße Quelle angeblich für das männliche.
      »Garnet sagt, es ist der Eingang von Annwn, wo Gwyn ap Nudd, der Herr der Unterwelt, zu Hause ist. Und ich kann dort... etwas spüren... Es ist ein dunkler Ort.«
      »Ach, so ein Quatsch, Faith!« Er berührte ihr Kinn mit den Fingerspitzen und drehte ihr Gesicht zu sich herum. »Das glaubst du doch nicht wirklich, oder? Das ist nichts weiter als ein Märchen.«
      »Woher willst du das wissen?« Sie wandte ihr Gesicht ab und setzte sich kerzengerade hin. »Die Druiden waren im Einklang mit der Erde selbst, und es gibt auf der ganzen Welt keine stärkere Kraft.«
      »Aber das ist Mythologie, Faith! Symbolik. Auf diese Art und Weise haben sie sich die Welt erklärt. Niemand sollte das wörtlich nehmen.«
      »Ist das, was Jack passiert ist, nur Mythologie? Glaubst du nicht, dass es wirklich ist?«
      »Doch, aber -«
      »Wenn Edmund über neunhundert Jahre hinweg mit uns sprechen kann, wie kannst du dann der Wahrheit irgendwelche Grenzen setzen?« Faith stand auf und sah auf ihn herab; ihre Augen funkelten vor Zorn.
      »Aber das ist etwas anderes -«
      »Tatsächlich?«
      »Natürlich ist es etwas anderes. Die Abtei von Glastonbury war ein wirklicher Ort, und die Mönche haben wirklich dort gelebt. Edmund war ein wirklicher Mensch -«
      »Kannst du das beweisen?«
      »Das muss ich nicht beweisen. Ich habe es erfahren.«
      »Wie kannst du dann sagen, dass die Erfahrungen anderer Leute nicht zählen?«, versetzte sie prompt.
      Er starrte sie an. Die Sache lief ganz und gar nicht so, wie er beabsichtigt hatte. »Hör zu, Faith, wir wollen uns heute Abend treffen. Wir können darüber reden, aber jetzt kommen wir beide nur zu spät zur Arbeit.«
      »Ich kann nicht. Garnet meint, ich soll lernen.«
      »Was denn lernen? Etwa die Lehren der alten Religion?« Er hörte den Abscheu in seiner eigenen Stimme.
      Faith warf trotzig den Kopf in den Nacken. »Die erste Religion. Du weißt, dass die christliche Kirche nur auf das aufgebaut hat, was es vorher schon gab. Das sagt sogar Simon.«
      »Darum geht es doch nicht. Es gibt ganz normale, gewöhnliche Dinge, die du tun musst. Die Schule abschließen. Dein Examen machen. Darüber nachdenken, was du mit deinem Leben anfangen willst - und wie du für das Baby sorgen willst. Du musst nach Hause zurückgehen, Faith.« Noch während er es sagte, wusste er schon, dass es ein Fehler war; schlimmer noch - wenn sie seinen Rat annähme, würde er sie höchstwahrscheinlich ganz verlieren.
      »Komm mir nicht so von oben herab, Nick Carlisle«, fauchte sie ihn an. »Und schreib mir nicht vor, wie ich mein Leben zu leben habe. Ich bin immer ganz gut klar gekommen -«
      »Aber nur weil Garnet dich bei sich aufgenommen hat, und ich vermute, sie hatte ihre Gründe -«
      »Du weißt doch nicht, wovon du redest! Garnet versteht mich, und sie weiß, dass ich etwas Bestimmtes tun muss, etwas Wichtiges - ich kann bloß noch nicht sehen, was es ist. Also verschwinde ganz einfach, okay?«
      Sie wirbelte herum, stürmte durch das Gartentor hinaus und knallte es hinter sich zu.
      Er sprang auf und rief: »Faith, es tut mir Leid -«, doch sie rannte weiter den Pfad entlang, fort von ihm.
     
     

* 5
     
    Auch schlug uns ein gewisses Maß an Eifersucht seitens jener Teile der Öffentlichkeit entgegen, welche in allem wirklichen Glück eine Tendenz zum Bösen sehen und alle Schönheit als ein Erbe des Teufels betrachten. Denn es kam zweifellos vor, dass die jungen Geschöpfe, die bei uns studierten, sich eine Lebhaftigkeit und eine Art des Auftretens aneigneten, die sie von anderen Mädchen ihres Alters unterschieden.
     
    Rutland Boughton, aus: Die Festival-Bewegung von Glastonbury
     
    Nachdem sie Faith einen Kamillentee gemacht und sie anschließend für ein Nickerchen ins Bett gepackt hatte, ging Garnet die Straße hinunter zum Café am Fuß des Berges. Für die Schönheit des milden Nachmittags hatte sie ausnahmsweise keinen Sinn. Buddy hatte das Mädchen nach dem Mittagessen nach Hause geschickt und darauf bestanden, dass sie den Nachmittag frei nahm. Garnet

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