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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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solange ich irgendeinen Einfluss darauf habe. Und wie steht es mit dir?«
      »Nein... ich... na ja, ich hab mich daran gewöhnt, sie hier um mich zu haben, wenn du die Wahrheit wissen willst. Wenn ihr irgendetwas zustoßen sollte...«
      Was für ein Paar sie doch waren, dachte Garnet. Kinderlos, nie verheiratet, keine Familie. Und dann war dieses zierliche Mädchen in ihr Leben getreten und hatte sie beide wie ein Pfeil durchbohrt.
      »Pass einfach nur auf sie auf, Buddy, wenn sie bei dir ist. Versprich mir das.«
      Mehr konnte sie nicht tun. Aber sie hatte schreckliche Angst, dass es nicht genug sein würde.
     
    Faiths Familie lebte in der kleinen Stadt Street, nur fünf Kilometer von Glastonbury entfernt auf der anderen Seite des träge dahinplätschernden Flüsschens Brue. Wenn Winnie über die Brücke fuhr, fiel es ihr jedes Mal schwer, sich vorzustellen, dass König Artus an genau dieser Stelle eine Erscheinung der Jungfrau Maria gehabt haben soll. Vielleicht war es in jenen Tagen ein einnehmenderer Ort gewesen.
      Street war die Heimat der Clarkschen Schuhfabriken. Clark, einer der aufgeklärteren Unternehmer des neunzehnten Jahrhunderts, hatte für sein Personal gute Arbeitsbedingungen und bequeme Unterkünfte geschaffen, und die Stadt hatte diese Atmosphäre von Fortschritt und Wohlstand in die Gegenwart gerettet. Es war ein ziemlicher Gegensatz zu Glastonburys verlottertem Charme, aber Winnie zog Glastonbury allemal vor.
      Faith hatte widerstrebend verraten, dass ihr Familienname Wills sei, und sie hatte Winnie eine Adresse in einem adretten Wohnviertel nahe der Polizeistation von Street genannt. Um halb sechs parkte Winnie ihren Wagen vor dem Haus der Wills. Es lag in einer ruhigen Seitenstraße, das letzte einer Reihe ähnlicher Backsteinhäuser, die alle aussahen, als hätten ihre Besitzer an einem Wettbewerb um den gepflegtesten Garten teilgenommen. Keine ungestutzte Hecke, kein Unkraut war zu sehen; irgendwie wirkte der Anblick auf Winnie deprimierend. Es gab auch keinerlei Anzeichen von Leben: keine Fahrräder, keine Rollschuhe und niemand, der in einem der sorgsam manikürten Blumenbeete gearbeitet hätte.
      Als sie sich jedoch der Haustür näherte, entdeckte sie Spuren der Vernachlässigung, die von der Straße aus nicht zu erkennen gewesen waren - Unkraut, das in den Beeten wucherte, verwelkte Petunien und Begonien. Winnie läutete, und einige Augenblicke später wurde die Tür von einer Frau in ihrem Alter geöffnet. Sie trug ein schickes Kostüm, und man hätte sie hübsch nennen können, wäre ihr Gesicht nicht von Sorgen oder Erschöpfung gezeichnet gewesen.
      »Mrs. Wills? Könnte ich Sie einen Moment sprechen?«
      »Bedaure, aber wir haben bereits in unserer Kirche gespendet.«
      »Mrs. Wills, es geht um Ihre Tochter.«
      Die Frau starrte sie an, und ihre Hand schnellte zum Hals empor - die klassische Geste des Schocks, die Winnie schon so oft gesehen hatte.
      »Es geht ihr gut, Mrs. Wills«, beeilte sich Winnie, sie zu beruhigen. »Dürfte ich vielleicht hereinkommen?«
      Wie eine Schlafwandlerin trat Mrs. Wills ins Haus zurück und ließ sich in dem kleinen, formal eingerichteten Salon auf ein Sofa fallen. Ein leichter Geruch nach kochenden Kartoffeln lag in der Luft. »Ist sie... ist das Baby -«
      »Faith ist kerngesund, und die Schwangerschaft verläuft bis jetzt ohne jegliche Schwierigkeiten oder Komplikationen.« Winnie setzte sich auf einen Stuhl, der in der Nähe stand. »Ich heiße Winifred Catesby, Mrs. Wills, und Faith hat mich gebeten, Sie aufzusuchen.« Das entsprach vielleicht nicht ganz der Wahrheit, doch Winnie schadete damit ja niemandem.
      »Wo - wo ist sie?« Mrs. Wills machte Anstalten aufzustehen, als wolle sie augenblicklich zu ihrer Tochter gehen.
      »Sie heißen Maureen, nicht wahr?«, sagte Winnie, indem sie ihr die Hand auf den Arm legte und sie mit sanfter Gewalt zurückhielt. »Maureen, Faith wollte Sie wissen lassen, dass sie in Sicherheit ist und dass es ihr gut geht.«
      »Aber sie kommt nach Hause zurück? Sie kommt doch nach Hause, nicht wahr?«
      Winnie hatte gewusst, dass dieser Teil schwierig sein würde. »Noch nicht, Maureen. Für den Moment scheint sie sich dort wohl zu fühlen, wo sie ist, aber sie wollte Sie wissen lassen, dass sie Sie vermisst, Sie und auch ihren Bruder und ihre Schwester.«
      Maureen Wills vergrub ihr Gesicht in den Händen. »Sie wissen ja nicht - Sie können sich nicht

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